INDUSTRIEMAGAZIN: Herr Bradshaw, wie sind Sie zu Ihrer jetzigen Aufgabe gekommen?
Michael Bradshaw: Nach der Abspaltung von IBM standen wir vor der Herausforderung, unsere IT vollständig neu zu gestalten. Ein zentraler Bestandteil dieser Transformation war die Reduktion von über 1.800 Anwendungen auf nur noch 360. Dadurch konnten wir 200 bis 300 Millionen Dollar an SG&A-Kosten einsparen – nicht nur im IT-Bereich, sondern auch auf der Business-Seite. Daraufhin wurde mir die Aufgabe übertragen, diese Erfolgsgeschichte weiterzutragen: also zu zeigen, wie man eine komplexe Anwendungslandschaft vereinfachen, eine verlässliche Datenbasis schaffen und Data Governance aufbauen kann. Gemeinsam mit meinem Team entwickle ich nun maßgeschneiderte, praxisnahe Lösungen für unsere Kunden.
Was sind die größten Herausforderungen bei der Einführung von KI?
Bradshaw: Der größte Irrtum ist zu glauben, KI sei ein Produkt, das man kauft und das dann einfach funktioniert. Viele Unternehmen starten Pilotprojekte, schaffen es aber nicht, diese in den Alltag zu integrieren. Warum? Weil KI kein isoliertes Tool ist, sondern eine strategische, kulturelle und organisatorische Herausforderung. Man braucht Governance, gute Daten und die aktive Einbindung der Mitarbeitenden – sonst bleibt es bei Spielerei.
Wie gelingt diese Integration in der Praxis?
Bradshaw: Ich gebe Ihnen ein Beispiel aus unserem eigenen Unternehmen, Kyndryl. Wir haben Microsoft Copilot intern eingeführt, allerdings nicht zentral gesteuert. Unsere Mitarbeitenden haben eigenständig relevante Anwendungsfälle identifiziert. Wer einen Use Case für sinnvoll hielt, erhielt Zugang. So konnten wir nicht nur herausfinden, welche Anwendungsfälle tatsächlich Mehrwert bringen, sondern unsere Mitarbeitenden haben auch praktisch gelernt – nicht nur im Umgang mit der Technologie, sondern auch darin, den Nutzen eines Use Cases zu bewerten und Feedback zu geben.