Akzeptanz Künstlicher Intelligenz : KI erobert den Arbeitsmarkt

"57 Prozent des Managements geben an, dass KI die Produktivität des Teams steigert, jedoch nimmt nur knapp ein Drittel der Mitarbeitenden das ebenso wahr."
- © EY„ChatGPT – wie gestalte ich eine interessante PowerPoint?“ oder „Copilot – erstelle mir eine Excel-Tabelle mit diesen Daten“: KI-Anwendungen erfreuen sich zunehmender Beliebtheit – insbesondere im beruflichen Umfeld. Das bestätigt das EY European AI Barometer 2025. So stehen sieben von zehn Befragten europaweit dem Einsatz von KI-Anwendungen positiv gegenüber – ein deutlicher Anstieg um sieben Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. Besonders offen zeigen sich die Menschen in der Schweiz (76 %) und Spanien (75 %). Zurückhaltender ist das Stimmungsbild in Frankreich (66 %) und Österreich (64 %). Dennoch ist der Optimismus gegenüber KI hierzulande im Vergleich zum Vorjahr um zwölf Prozentpunkte gestiegen.
Österreich noch hintennach
78 Prozent der Befragten in Europa nutzen aktuell KI-Anwendungen – ein Plus von sechs Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Auch wenn Österreich auch hier im europäischen Vergleich auf den hinteren Rängen liegt, ist der Anteil der Nutzer:innen von 69 % (2024) auf 73 % gestiegen. Die Erfahrungen mit KI werden überwiegend positiv bewertet: 83 Prozent der Europäer:innen geben an, (sehr) gute Erfahrungen gemacht zu haben. Mit 79 Prozent liegt Österreich im Ländervergleich am unteren Ende, startet jedoch von einem insgesamt hohen Niveau und reiht sich damit weiterhin in die breite Mehrheit der positiven Stimmen ein.
Österreich restriktiver als europäischer Durchschnitt
Deutlichere Unterschiede zeigen sich bei den Nutzungsmöglichkeiten: Ein Drittel der Befragten europaweit darf KI am Arbeitsplatz uneingeschränkt nutzen. In Österreich ist die Lage restriktiver: Nur jede:r fünfte Arbeitnehmer:in darf KI ohne Einschränkungen einsetzen, bei 36 % ist die Nutzung eingeschränkt erlaubt. Gleichzeitig ist der Anteil jener, die KI grundsätzlich nicht nutzen dürfen oder nicht wissen, ob der Einsatz erlaubt ist, mit 44 % in Österreich vergleichsweise hoch (europaweit: 33 %).
Und wofür wird die KI letztlich genutzt? Europaweit sind die meistgenutzten Werkzeuge Textgenerierungstools (61 %) sowie Sprachassistenten und Chatbots (jeweils 39 %). In Österreich zeigt sich ein ähnliches Bild: Tools zur Texterstellung wie ChatGPT (60 %), Chatbots (42 %) und Sprachassistenten (40 %) sind am weitesten verbreitet.
Steigende Sorgen um Jobverluste
Eine zu deutliche Steigerung der Effizienz schafft aber auch Ängste: Zwar zeigt sich die Mehrheit der Europäer:innen (58 %) unbesorgt, doch 42 % betrachten die zunehmende Bedeutung von KI mit Sorge. Datenschutz und ethische Fragen bleiben zentrale Herausforderungen. In Österreich sehen 32 % der Befragten Datenschutzbedenken und 28 % ethische Fragestellungen als größte Hürden. Gleichzeitig erkennen viele Beschäftigte auch klare Chancen: In Österreich nennen 24 % die gesteigerte Effizienz als größten Vorteil.
Demgegenüber ist der Anteil derjenigen, die glauben, dass die Technologie zu einem Abbau von Arbeitsplätzen führen wird, von 68 Prozent im Jahr 2024 auf aktuell 74 Prozent gestiegen. In Österreich hat sich die Einschätzung im Vergleich zum Vorjahr kaum verändert – zwei Drittel glauben, dass durch den Einsatz von KI weniger Personal benötigt wird. 61 Prozent der europäischen Befragten glauben , dass ihr Job durch KI beeinflusst wird – ein Anstieg um elf Prozentpunkte im Vergleich zu 2024. In Österreich liegt dieser Wert unter dem europäischen Schnitt (55 %) – die heimischen Beschäftigten zeigen sich skeptischer, ob KI ihren Berufsalltag tatsächlich verändert.
Für das zweite EY European AI Barometer wurden über 4.900 Arbeitnehmende in Deutschland, Schweiz, Österreich, Frankreich, Italien, Spanien, Portugal, Belgien und Niederlande befragt. In Österreich nahmen 500 Personen an der Umfrage teil.
Weiterbildung als Schlüssel
57 Prozent der befragten Personen bildet sich jedenfalls in Bezug auf KI weiter – ein rasanter Anstieg um 20 Prozentpunkte innerhalb von zwölf Monaten. In Österreich hingegen setzten 52 Prozent der Befragten ihre Ausbildung im Bereich KI nicht fort. Gleichzeitig ist die Zufriedenheit mit den Schulungsangeboten der Arbeitgeber niedrig: Nur 19 % der Beschäftigten in Österreich empfinden die Angebote als ausreichend – damit liegt Österreich im Europa-Vergleich auf dem letzten Platz. Dennoch geben 47 % der Führungskräfte an, dass ihre Teammitglieder ausreichend Schulungsmöglichkeiten erhalten, um effektiv mit KI zu arbeiten.
Und auch bei der Produktivitätssteigerung gibt es eine deutliche Diskrepanz zwischen Mitarbeitenden und der Führungsebene: 57 Prozent des Managements geben an, dass KI die Produktivität des Teams steigert, jedoch nur knapp ein Drittel der Mitarbeitenden nimmt das ebenso wahr (32 %). In Österreich zeigen sich ähnliche Unterschiede: Während 47 % der Führungskräfte einen Produktivitätszuwachs durch KI bei ihren Mitarbeitenden erkennen, bestätigen dies nur 19 % der Mitarbeitenden. Absehbar ist aber, dass das nicht so bleiben wird: KI befindet sich unweigerlich auf dem Vormarsch – und Weiterbildungen und mehr und mehr Einsatzszenarien werden diesen Trend weiter verstärken.
Susanne Zach ist Partnerin bei EY Österreich und leitet das AI-&-Data-Team mit Spezialist:innen im Bereich Data Analytics – inklusive künstliche Intelligenz (KI), Data Science, Technologie, intelligente Automatisierung und Business Intelligence. Sie steuert Projekte von der Konzeption bis zur ihrer Umsetzung.