Nach Signa-Insolvenz : Josef Rainer kauft Kunstforum Wien: Zukunft der Institution nach Signa-Insolvenz ungewiss

Der Insolvenzverwalter der Signa Prime, Norbert Abel, hat für das historische Bauwerk, das sich von der Freyung bis zur Renngasse erstreckt, einen Käufer gefunden: Josef Rainer
- © Google MapsAls Mitbegründer von Bernecker & Rainer Industrie-Elektronik GmbH (B&R) erlangte Josef Rainer Bekanntheit in der Industrie. Nach dem milliardenschweren Verkauf seines Unternehmens an den Schweizer Technologiekonzern ABB verlagerte er seinen Fokus auf den Immobilienmarkt. Doch während sein unternehmerischer Erfolg unbestritten ist, bleibt sein Einfluss nicht ohne Kritik – sowohl in der Automatisierungsbranche als auch im Bereich hochpreisiger Immobilieninvestitionen.
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Der industrielle Aufstieg: Bernecker & Rainer als Erfolgsgeschichte
1979 gründete Josef Rainer gemeinsam mit Erwin Bernecker das Unternehmen B&R Industrie-Elektronik GmbH in Eggelsberg, Oberösterreich. Die beiden Unternehmer hatten das Ziel, innovative Automatisierungstechnologien zu entwickeln, die den Produktionsprozess in der Industrie effizienter gestalten sollten.
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B&R wuchs in den folgenden Jahrzehnten zu einem weltweit führenden Unternehmen im Bereich der Automatisierungstechnik heran. Insbesondere im Bereich der speicherprogrammierbaren Steuerungen (SPS), Antriebstechnik und Visualisierung setzte das Unternehmen Maßstäbe. Mit Niederlassungen in mehr als 70 Ländern und einem Umsatz in dreistelliger Millionenhöhe wurde B&R zu einem Symbol für die Innovationskraft der österreichischen Industrie.
Doch nicht alles verlief reibungslos: Die Konkurrenz durch globale Player wie Siemens und Rockwell Automation setzte dem Unternehmen kontinuierlich zu. Dennoch gelang es Rainer und Bernecker, durch Innovationsdruck und ein starkes Partnernetzwerk wettbewerbsfähig zu bleiben.
Ein Wendepunkt in der Unternehmensgeschichte war der Verkauf an den Schweizer Technologiekonzern ABB im Jahr 2017. Der Deal, dessen Kaufpreis auf rund 1,8 Milliarden Euro geschätzt wurde, war eine der größten Übernahmen in der österreichischen Industrie. Kritiker bemängelten jedoch, dass mit dem Verkauf ein weiteres Vorzeigeunternehmen in ausländische Hände gelangte und langfristig strategisches Know-how verloren gehen könnte.
Josef Rainers Fokuswechsel: Vom Industrie-Visionär zum Immobilieninvestor
Nach dem Verkauf von B&R zog sich Josef Rainer aus der Industrie zurück und verlagerte seinen Fokus auf Immobilieninvestitionen. Dabei ging er gezielt auf prestigeträchtige Objekte in Spitzenlagen, insbesondere in Wien. Diese Neuausrichtung wurde in der Öffentlichkeit teils mit Bewunderung, teils mit Skepsis aufgenommen.
Das "Apple-Haus" in der Kärntner Straße
2023 sorgte Rainer mit dem Kauf des sogenannten "Apple-Hauses" für Schlagzeilen. Dieses Gebäude in der Wiener Kärntner Straße, das den einzigen Apple Store Österreichs beherbergt, erwarb er über seine JR Investment GmbH für etwa 95 Millionen Euro.
Der Kauf wurde als geschickter Schachzug gewertet, da die Immobilie durch den langfristigen Mietvertrag mit Apple stabile Einnahmen garantiert. Kritiker werfen Rainer jedoch vor, sich ausschließlich auf Objekte mit sicherem Renditepotenzial zu konzentrieren, ohne selbst aktiv zur Entwicklung neuer oder innovativer Immobilienprojekte beizutragen.
Der Erwerb des Kunstforums Wien
Noch größere Aufmerksamkeit erregt nun der Kauf eines weiteren prestigeträchtigen Objekts: ein Gebäude an der Ecke Renngasse/Freyung im ersten Wiener Bezirk, das den Verfassungsgerichtshof und das Kunstforum Wien beherbergt. Der Erwerb erfolgte aus der Insolvenzmasse der Signa Prime Selection AG, die in den vergangenen Jahren durch wirtschaftliche Turbulenzen unter ihrem Gründer René Benko unter Druck geraten war.
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Mit einem geschätzten Kaufpreis von etwa 100 Millionen Euro sicherte sich Rainer eine Immobilie mit hohem historischen und kulturellen Wert. Laut aktuellen Presseberichten wurde das Gebäude, in dem das renommierte Kunstforum Wien untergebracht ist, im Rahmen eines strukturierten Bieterprozesses veräußert. Die Frist für verbindliche Angebote endete bereits im Dezember 2024, während Insolvenzverwalter Abel den Abschluss des Verwertungsprozesses mit der finalen Unterschrift im Januar 2025 anstrebte. Die wirtschaftlichen Turbulenzen rund um die Signa Prime Selection AG führten jedoch dazu, dass das Schicksal des Kunstforums, das seit 1980 besteht, nun auf der Kippe steht.
Zukunft des Kunstforums unklar: Mietsituation als Zankapfel
Die Unicredit Bank Austria, Hauptsponsor des Kunstforums, kündigte zuletzt an, den Ausstellungsbetrieb bis zur Sommerpause 2025 aufrechtzuerhalten. Dies verschafft der Einrichtung eine kurze Atempause. Ingried Brugger, die langjährige Direktorin des Kunstforums, setzt sich jedoch aktiv für eine Verlängerung des Mietverhältnisses ein, um der Institution eine Perspektive für die Zukunft zu geben. Ein zentraler Punkt ihrer Bemühungen ist die Suche nach neuen Sponsoren, um den Fortbestand des Kunstforums sicherzustellen.
Ungeachtet der unsicheren Lage geht der Betrieb im Kunstforum vorerst weiter. Ab dem 15. Februar 2025 wird die Ausstellung "Favourite Darkness" präsentiert, die dem renommierten Fotografen und Filmemacher Anton Corbijn gewidmet ist. Die Schau verspricht, ein kulturelles Highlight zu werden, auch wenn die langfristige Zukunft der Institution nach wie vor ungewiss bleibt.
Luxus am Wolfgangsee: Exklusive Villen und öffentliche Kritik
Neben seinen Investments in urbanen Top-Lagen engagierte sich Josef Rainer auch in exklusiven Bauprojekten im ländlichen Raum. Ein prominentes Beispiel ist die Entwicklung einer Villenanlage im Blinklingmoos am Wolfgangsee, die von seiner Privatstiftung realisiert wurde.
Das Projekt umfasste mehrere luxuriöse Villen in einem geschützten Naturschutzgebiet. Mit geschätzten Baukosten von rund 35 Millionen Euro sorgte die Anlage nicht nur für Aufsehen, sondern auch für Kritik. Insbesondere Umweltschützer warfen Rainer vor, wirtschaftliche Interessen über den Naturschutz zu stellen.
Im Gegensatz zu seiner Pionierarbeit bei B&R hat Rainer im Immobilienbereich bislang kaum Projekte umgesetzt, die durch architektonische oder städtebauliche Innovation auffallen. Seine Käufe konzentrieren sich auf bestehende Objekte mit hohem Prestige.