Neue Luxus-Elektro-Marke : Forseven und BMW: Bald neue Aufträge für Magna in Graz?

Autoproduktion bei Magna: Die E-Mobilität hat bisher noch nicht für das vorhergesagte Job-Wunder im Autoland Steiermark gesorgt.

Magna erhält neue Aufträge. Aber kann damit das Werk wieder ausgelastet werden?

- © dieindustrie.at/Mathias Kniepeiss

Seit Monaten laufen die Verhandlungen, doch nun scheint es ernst zu werden, wie aus Kreisen der britischen Automobilbranche zu vernehmen ist: Forseven, eine neue Elektroautomarke mit britischen Wurzeln, Formel-1-Glanz und Investoren aus Abu Dhabi, strebt auf den europäischen Markt und in die Produktionshallen von Magna in Graz - wie die "Kleine Zeitung" berichtete. Internationale Berichte lassen vermuten, dass Forseven noch in diesem Herbst konkrete Pläne für die Produktion bei Magna in Graz präsentieren wird. Von Magna gibt es dazu noch keine Stellungnahme.

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Zudem gibt es eine Überraschung: BMW plant, Modelle zur technischen Überprüfung und Optimierung nach Graz zu bringen. In dieser Hinsicht verfügt das Grazer Werk bereits über Erfahrung: Kürzlich produzierte Mini-Modelle aus China wurden dort technisch nachgebessert.

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- © Industriemagazin

Neue Luxus-Elektro-Marke

Der neue Elektroautobauer Forseven plant, mit einem innovativen Luxus-Elektrofahrzeug Marken wie Bentley, Rolls-Royce und Jaguar herauszufordern, so berichten verschiedene Medien. Forseven steht in Verbindung mit der Firmengruppe von Gordon Murray, einem ehemaligen Formel-1-Konstrukteur, der als Ikone des Motorsports gilt. Murray präsentierte 2021 einen Supersportwagen zu Ehren seines verstorbenen Freundes Niki Lauda. Bereits im August, während der Monterey Car Week in den USA, waren die Pläne von Forseven Gesprächsthema, und der Name Magna fiel dabei immer wieder.

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Hinter Forseven steht CYVN Holdings, ein Staatsfonds aus Abu Dhabi, der in das Geschäft mit Elektrofahrzeugen einsteigen möchte und bereits Verbindungen zu chinesischen Marken wie Nio hat. Murray hat bereits eine Elektro-Plattform namens iStream entwickelt, die als Basis für die Luxusfahrzeuge von Forseven dienen soll. Diese Plattform zeichnet sich durch geringeres Gewicht und niedrigere Kosten im Vergleich zu konkurrierenden Systemen aus.

Das sind zwei positive Signale in einer für Magna herausfordernden Zeit: Zum Jahresende läuft die Produktion von Jaguar-Modellen aus. Ein millionenschwerer Auftrag von Volkswagen, die Marke Scout für den US-Markt zu entwickeln, könnte sich schwieriger gestalten als erwartet – Insider berichten, dass Scout parallel ein eigenes Entwicklungsteam aufbaut. Dies ist oft ein Hinweis darauf, dass ein Unternehmen Kosten senken möchte. Zudem endet die Zusammenarbeit von BMW und Toyota mit Magna im Jahr 2026. Dann verbleibt lediglich die Mercedes G-Klasse als fortlaufende Produktion in Graz.

Grazer Magna Werk trotz neuer Aufträge nicht ausgelastet

Klar ist: Forseven plant eine Luxusserie, und es gibt eine Verbindung zu Graz. Der frühere Jaguar-Chef Nick Collins ist jetzt CEO von Forseven. Während seiner Zeit bei Jaguar wurden in Graz Modelle produziert, deren Fertigung Ende des Jahres eingestellt wird. Magna bemüht sich derweil um weitere Aufträge, besonders aus China. Vor kurzem reisten Vertreter des Unternehmens nach China, wo potenzielle Interessenten die Produktionsstätte in Graz besuchten.

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Diese Aktivitäten werden durch mögliche EU-Strafzölle auf chinesische Autos beschleunigt. Xpeng, GAC und Chery sind chinesische Hersteller, die für eine Produktion bei Magna in Frage kommen. Die endgültige Entscheidung der EU in Bezug auf die Strafzölle wird bis spätestens November erwartet.

Zusätzlich kämpft BMW seit dem Frühjahr mit Problemen beim Bremssystem des Zulieferers Continental. Nun wurde bekannt, dass BMW 1,5 Millionen Fahrzeuge zurückrufen muss. In betroffenen Modellen, wie den 5er-, 7er- und SUV-Baureihen, wurde Contis innovatives Bremssystem („Brake by wire“) verbaut. Zwar sei ein Totalausfall der Bremse ausgeschlossen, dennoch können Probleme auftreten. Auch hier sollen die Fahrzeuge in Graz nachgebessert werden.

Die geplante Forseven-Produktion sowie der BMW-Auftrag werden das Werk in Graz jedoch noch nicht auslasten. Die Entwicklung der Fahrzeuge wird mindestens zwei Jahre dauern, sodass ein Produktionsbeginn frühestens 2026 realistisch ist. Dieser Auftrag könnte teilweise den Wegfall des letzten stornierten Auftrags kompensieren: Ineos hatte die Produktion seines Elektro-Geländewagens Fusilier verschoben. Dennoch wird Magna weitere Aufträge benötigen, um das Werk vollständig auszulasten, insbesondere nach der Insolvenz des Fisker-Projekts, durch das ebenfalls Aufträge weggefallen sind.

Neuer Auftrag für Magna: BMW lässt Modelle zur technischen Überprüfung und Optimierung nach Graz zu bringen

- © Otmar Winterleitner