Die Schieflage der BayWa AG ist das Ergebnis mehrerer strategischer und operativer Fehlentscheidungen, die über Jahre hinweg getroffen wurden. Wesentliche Faktoren, die zur aktuellen Krise führten, lassen sich auf folgende Management-Fehler zurückführen:
1. Überambitionierte Expansion auf Pump
Unter der Leitung des langjährigen Vorstandsvorsitzenden Klaus Josef Lutz (2008–2023) verfolgte die BayWa eine aggressive Expansionsstrategie. Der Fokus lag dabei auf internationalen Beteiligungen, insbesondere in den Bereichen erneuerbare Energien, Agrarhandel und Obstproduktion. Beispiele hierfür sind der Erwerb von Cefetra, einem niederländischen Agrarhändler, und Turners & Growers, einem neuseeländischen Apfelproduzenten. Diese Expansion wurde jedoch größtenteils kreditfinanziert, was die Schulden des Unternehmens auf über 5 Milliarden Euro anwachsen ließ.
2. Unterschätzung des Zinsrisikos
Das Management kalkulierte das Risiko steigender Zinsen offenbar unzureichend ein. Die Zinsbelastungen des Konzerns haben sich zwischen 2021 und 2023 nahezu verdreifacht und beliefen sich zuletzt auf 362 Millionen Euro jährlich. Damit wurden nicht nur operative Gewinne geschmälert, sondern auch die finanzielle Flexibilität erheblich eingeschränkt.
3. Mangelnde Krisenresilienz
Die BayWa zeigte sich schlecht auf externe Krisen vorbereitet. Die schwächelnde Weltkonjunktur, unterbrochene Lieferketten und steigende Rohstoffkosten trafen das Unternehmen hart, was den Druck auf die ohnehin angespannte finanzielle Lage verstärkte. Auch die Abhängigkeit von volatilen Märkten wie Agrarrohstoffen und erneuerbaren Energien trug zur Instabilität bei.
4. Fokus auf Diversifikation statt Kerngeschäft
Die Expansion führte dazu, dass sich die BayWa von ihrem Kerngeschäft, dem Agrarhandel in Deutschland, zunehmend entfernte. Dies wird heute als strategischer Fehler gewertet, da das Kerngeschäft als stabiler Ertragsbringer galt, während die neuen Geschäftsfelder wie erneuerbare Energien von hohen Investitionen und schwankenden Margen geprägt sind.
5. Unzureichende Kontrolle und Risikoanalyse
Die Vielzahl an internationalen Beteiligungen führte zu einer Komplexität, die das Management offenbar nicht ausreichend im Griff hatte. Risikobewertungen und langfristige Folgen der Akquisitionen wurden offenbar nicht sorgfältig genug geprüft. Dies zeigt sich insbesondere daran, dass die schnelle Expansion zwar Umsatzwachstum brachte, die Profitabilität jedoch nicht entsprechend stieg.