Puma vor Übernahme : Asiatische Konzerne nehmen Puma ins Visier
Der Sportartikelhersteller befindet sich in einer der schwierigsten Phasen seiner jüngeren Geschichte - nun wird er zum Übernahmeziel.
- © CHRISTOPHMADERER.COM / PUMA SESinkende Umsätze, ein angeschlagenes Image und ein Firmenwert nahe eines Zehn-Jahres-Tiefs setzen Puma immer stärker unter Druck. Die Schwächephase ruft nun offenbar mehrere asiatische Wettbewerber auf den Plan, die ihre Chance wittern, eine der bekanntesten Sportmarken Europas zu übernehmen.
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Nach übereinstimmenden Medienberichten prüft der chinesische Sportartikelriese Anta Sports ein mögliches Angebot und hat dafür bereits Berater eingeschaltet. Hinter den Kulissen wird zudem ausgelotet, ob ein Zusammenschluss mit einem Finanzinvestor sinnvoll sein könnte. Auch Li Ning, einer der bedeutendsten Sportartikelhersteller Chinas, soll sich mit möglichen Finanzierungsoptionen befassen, weist jedoch jede konkrete Annäherung an Puma zurück. Das japanische Unternehmen Asics wird ebenfalls als potenzieller Interessent gehandelt, äußerte sich bislang jedoch nicht zu den Spekulationen.
Die Übernahmefantasie schlägt sich unmittelbar an der Börse nieder: Der Puma-Kurs, der in diesem Jahr bereits rund zwei Drittel seines Wertes eingebüßt hat, schoss nach Bekanntwerden der Gerüchte zweistellig nach oben. Das Papier war zuletzt auf gerade einmal 17 Euro gefallen, was den Börsenwert auf gut 2,5 Milliarden Euro drückte – ein Niveau, das Übernahmekandidaten besonders attraktiv wirken lässt.
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Artémis als Einfallstor
Im Zentrum der strategischen Überlegungen steht die französische Familienholding Artémis, die rund 29 Prozent an Puma hält. Das Unternehmen von Milliardär François Pinault bezeichnete seine Beteiligung bereits als „nicht strategisch“ und gilt seit Monaten als möglicher Türöffner für einen Verkauf. Zugleich kämpft Artémis selbst mit einer angespannten Finanzlage. Trotz eingestandenem Interesse an möglichen Käufern will die Holding jedoch nicht zu den aktuell niedrigen Kursen verkaufen – ein Signal, das die Verhandlungen eher komplizierter macht.
Für Anta und andere asiatische Konzerne wäre ein Einstieg bei Puma strategisch bedeutsam. Anta hat bereits bewiesen, dass es große Marken erfolgreich integrieren kann: So gehören Amer Sports, mit Marken wie Salomon und Wilson, genauso zum Konzern wie die deutsche Outdoor-Marke Jack Wolfskin. Eine Übernahme von Puma würde die globale Präsenz des Unternehmens weiter deutlich ausweiten.
Ein Konzern im Umbruch – und die Zeit arbeitet gegen ihn
Während die Investorenszene über mögliche Bieter spekuliert, kämpft Puma intern mit einer grundlegenden Neuausrichtung. CEO Arthur Hoeld, der erst vor wenigen Monaten das Ruder übernommen hat, versucht das ramponierte Billig-Image der Marke abzuschütteln und Puma wieder im Premium-Segment zu verankern. Die neue Strategie soll ab 2027 ihre volle Wirkung entfalten und den Konzern zurück in die Gewinnzone führen. Doch der Weg dorthin ist steinig: In den vergangenen Jahren ist Puma im Ranking der Sportartikelhersteller deutlich zurückgefallen – hinter Unternehmen wie New Balance, Skechers oder Lululemon, die früher als Außenseiter galten.
Ob es tatsächlich zu einem Übernahmeangebot kommt, bleibt offen. Klar ist jedoch: Puma befindet sich in einer Phase, in der sowohl die finanzielle Lage als auch der Marktwert die Tür für internationale Interessenten weit aufstoßen. Für mögliche Käufer ist der Zeitpunkt günstig. Für Puma und seinen größten Anteilseigner Artémis könnte die Zeit jedoch knapper werden, als es ihnen lieb ist.
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