Mega-Deal : Adnoc schnappt sich Covestro für 12,9 Mrd. Euro

Logos of the German producer of polyurethane and polycarbonate Covestro on a heap on a table. Copy space. Web banner format.

Der Ölriese Adnoc ist nach langem Werben bei Covestro am Ziel: Der Staatskonzern aus Abu Dhabi übernimmt den deutschen Kunststoffhersteller.

- © Andreas Prott - stock.adobe.com

Nach langem Werben hat der staatliche Ölkonzern Adnoc aus Abu Dhabi sein Ziel erreicht und übernimmt den deutschen Kunststoffhersteller Covestro für bis zu 12,9 Milliarden Euro. Dabei zahlt Adnoc 62 Euro pro Aktie, was dem zuvor in Aussicht gestellten Preis entspricht, wie beide Unternehmen am Dienstag bekannt gaben. Zusätzlich wird eine Kapitalerhöhung um 10 Prozent gezeichnet, wodurch Covestro knapp 1,2 Milliarden Euro zufließen.

>>> Fortschritte bei Übernahmegesprächen zwischen Adnoc und Covestro

Adnoc bemühte sich bereits seit Sommer des Vorjahres um Covestro. Im Juni dieses Jahres kündigte Covestro schließlich an, konkrete Verhandlungen mit dem Ölkonzern aufzunehmen. Nun haben beide Seiten eine Investitionsvereinbarung mit einer Laufzeit bis Ende 2028 unterzeichnet. Adnoc hält zudem einen Anteil von 24,9 Prozent an der OMV und ist damit der zweitgrößte Aktionär nach der Österreichischen Beteiligungs AG (ÖBAG), die 31,5 Prozent besitzt. Covestro entstand 2015 als Abspaltung der Kunststoffsparte des deutschen Unternehmens Bayer.

Nie mehr die wichtigsten News aus Österreichs Industrie verpassen? Abonnieren Sie unser Daily Briefing: Was in der Industrie wichtig wird. Täglich um 7 Uhr in Ihrer Inbox. Hier geht’s zur Anmeldung!

Folgen Sie uns schon auf Instagram?

- © Industriemagazin

Kritische Stimmen aus der Regierung

Um die Übernahme erfolgreich abzuschließen, benötigt Adnoc eine Mindestannahmequote von 50 Prozent plus einer Aktie. Sowohl der Vorstand als auch der Aufsichtsrat von Covestro stehen hinter dem Übernahmeangebot.

>>> OMV und Adnoc: Milliarden-Fusion steht kurz bevor

Trotzdem gibt es ausRegierungskreisen kritische Stimmen zum Deal. Es wurde jedoch betont, dass Adnoc sich bisher immer als verlässlicher Partner erwiesen habe. Adnoc-Chef Sultan Ahmed Al Jaber sei im Bundeswirtschaftsministerium gut vernetzt, und man pflege eine „vertrauensvolle Zusammenarbeit“ mit ihm.

Markus Steilemann, CEO von Covestro, äußerte sich optimistisch: „Wir sind davon überzeugt, dass unsere heute getroffene Vereinbarung mit Adnoc im besten Interesse von Covestro, unseren Mitarbeitenden, unseren Aktionären und allen weiteren Stakeholdern ist.“ Auch Al Jaber lobte die Kooperation und bezeichnete sie als eine „ideale Verbindung“, die „nahtlos in Adnocs nachhaltige Wachstumsstrategie“ passe und zu dem Ziel beitrage, „eines der weltweit fünf größten Chemieunternehmen zu werden“.

Markus Steilemann, CEO von Covestro

- © Covestro

Ursprüngliches Angebot zu niedrig

Die Verhandlungen zur Übernahme zogen sich bereits über ein Jahr hin. Ursprünglich bot Adnoc 55 Euro pro Aktie, was sowohl das Management als auch die Aktionäre als zu niedrig empfanden. Nachdem Covestro Ende Juni seine Bücher geöffnet hatte, begann die Due Diligence, eine detaillierte Prüfung des Unternehmens. Der jetzt vereinbarte Preis von 62 Euro liegt mehr als 50 Prozent über dem Kurs, der vor Bekanntwerden von Adnocs Interesse notiert wurde. Aktuell steht die Covestro-Aktie bei rund 55 Euro und stieg im frühen Handel am Dienstag um 3,7 Prozent.

>>> Europäische Chemie im Wettbewerbsnachteil: BASF baut um

Covestro hat sich zuletzt mit niedrigen Verkaufspreisen schwergetan und seine Jahresziele gesenkt. Im zweiten Quartal 2024 sank der operative Gewinn um fast 17 Prozent auf 320 Millionen Euro. „2024 ist sehr herausfordernd“, sagte Steilemann gegenüber dem Handelsblatt.

Inmitten der Übernahme läuft bei Covestro – wie auch bei BASF und Lanxess – ein umfassendes Sparprogramm, das bis 2028 jährliche Einsparungen von 400 Millionen Euro bei Sach- und Personalkosten vorsieht, davon 190 Millionen Euro in Deutschland. Entlassungen aus betrieblichen Gründen sind jedoch bis 2032 ausgeschlossen, da ein entsprechender Vertrag zur Beschäftigungssicherung gilt.

Auch nach der Übernahme durch Adnoc bleiben diese Regelungen bestehen. Die Investitionsvereinbarung zwischen den beiden Unternehmen sieht vor, dass Adnoc alle bestehenden deutschen Betriebsvereinbarungen, Tarifverträge und die Mitbestimmungsrechte der Betriebsräte anerkennt. Verkäufe, Schließungen oder eine wesentliche Reduzierung der Geschäftstätigkeiten sind nicht geplant und Adnoc hat sich dazu verpflichtet, keine derartigen Maßnahmen zu ergreifen.