Auswirkungen US-EU-Handelskrieg auf Exporte : Neuer Zollhammer aus Washington: Trump entfacht neuen Handelsstreit mit der EU

Trump Zölle Stahl 2025

Mitten in den laufenden Zoll-Verhandlungen mit der EU kündigt US-Präsident Donald Trump eine Verdopplung der bereits bestehenden Sonderzölle auf Stahl- und Aluminiumimporte von 25 auf 50 Prozent an.

- © APA/HANS KLAUS TECHT/ Wikipedia

US-Präsident Donald Trump setzt seine protektionistische Wirtschaftspolitik fort und kündigt eine massive Erhöhung der Einfuhrzölle auf europäische Stahl- und Aluminiumprodukte an. "Wir werden die Zölle auf Stahl in die Vereinigten Staaten von Amerika von 25 Prozent auf 50 Prozent anheben, was die Stahlindustrie in den USA noch weiter absichern wird", erklärte Trump am Freitag bei einer Kundgebung in Pennsylvania. Kurz darauf folgte die Ausweitung auf Aluminiumimporte – über soziale Medien teilte der Präsident mit, dass die Maßnahme auch für diese Produkte gelte. Die Umsetzung soll bereits am Mittwoch erfolgen.

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Die Europäische Union zeigte sich angesichts der einseitigen Maßnahme alarmiert. "Wir bedauern die angekündigte Erhöhung der US-Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte von 25 auf 50 Prozent zutiefst", sagte ein Sprecher der EU-Kommission in Brüssel. Die Entscheidung, so die Kommission, untergrabe die laufenden Bemühungen um eine Verhandlungslösung im transatlantischen Handelskonflikt, schaffe neue Unsicherheiten für die Weltwirtschaft und belaste Unternehmen und Verbraucher auf beiden Seiten des Atlantiks zusätzlich.

Die EU sei bereit, „Gegenmaßnahmen zu ergreifen“. Diese könnten noch vor dem 14. Juli in Kraft treten – an diesem Datum laufen zuvor ausgesetzte Gegenzölle automatisch an. Ursprünglich war die Umsetzung der EU-Maßnahmen bereits für den 14. April vorgesehen, wurde aber verschoben, nachdem Trump eine 90-tägige Ausnahmeregelung für bestimmte Staaten, darunter auch die EU, gewährt hatte. Die Frist sollte eigentlich für Verhandlungen genutzt werden. Die Kommission betonte wiederholt, dass sie „entschiedene Maßnahmen“ gegen US-Zölle ergreifen werde, falls diese Gespräche scheitern.

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Handelskonflikt eskaliert – Trumps Maßnahmen treffen globale Stahlbranche

Die neue Zollerhöhung reiht sich in eine Serie protektionistischer Schritte ein, mit denen Trump den globalen Handel zunehmend unter Druck setzt. Nur wenige Stunden vor seiner Stahlrede hatte er China vorgeworfen, Vereinbarungen zum Abbau von Handelsbarrieren bei kritischen Rohstoffen zu brechen.

Seine Rede hielt der US-Präsident im Mon Valley Works, einem traditionsreichen Werk von U.S. Steel in Pennsylvania – einem Symbolort des sogenannten Rust Belt, in dem viele Betriebe unter der Globalisierung und Billigimporten gelitten haben. Trump betonte, die Zollerhöhung solle dazu beitragen, „Arbeitsplätze in der Stahlbranche zu sichern“. Die USA sind laut Handelsministerium mit einem Importvolumen von 26,2 Millionen Tonnen Stahl im Jahr 2024 der weltweit größte Stahlimporteur – ohne Berücksichtigung der EU.

Darüber hinaus warb Trump erneut für die Übernahme von U.S. Steel durch den japanischen Konzern Nippon Steel, die Ende 2023 für rund 14,9 Milliarden Dollar (13,14 Mrd. Euro) angekündigt wurde. Diese Partnerschaft werde, so Trump, „wie die Zölle zur Sicherung amerikanischer Industriearbeitsplätze beitragen“.

In der Europäischen Union keimte zuletzt Hoffnung auf, eine weitere Eskalation des Zollstreits mit den USA abwenden zu können. Doch mitten in den laufenden Handelsgesprächen kündigte US-Präsident Donald Trump überraschend an, die bereits bestehenden Sonderzölle auf Stahl- und Aluminiumimporte von 25 auf 50 Prozent zu verdoppeln. Steuert der transatlantische Handelskonflikt damit auf einen regelrechten Handelskrieg zu? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick:

Warum kommt die Ankündigung überraschend?

Die neue Eskalation durch Trump überrascht vor allem deshalb, weil zuletzt Signale für eine einvernehmliche Lösung im Handelsstreit zwischen der EU und den USA zu erkennen waren. Noch Ende vergangener Woche hatte Trump der Europäischen Union mit einer weiteren, drastischen Zollerhöhung für Anfang Juni gedroht. Doch kurz darauf folgte eine überraschende Annäherung: Am darauffolgenden Sonntag sprach er erstmals mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Nach dem Gespräch zog Trump die Drohung zurück und kündigte stattdessen an, die Verhandlungen bis zum 9. Juli fortzuführen. „Mit dem guten Gespräch gebe es nun neuen Schwung“, hieß es vonseiten der EU-Kommission.

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Seitdem kam es zu mehreren bilateralen Telefonaten. Zuletzt telefonierten EU-Handelskommissar Maros Sefcovic und US-Handelsminister Howard Lutnick am Freitag, um die Zollverhandlungen weiterzuführen.

Wie reagiert die EU auf Trumps Zollentscheidung?

Die Europäische Kommission, die innerhalb der EU für die Zollpolitik zuständig ist, reagierte am Samstag mit scharfer Kritik. Die Anhebung der US-Sonderzölle untergrabe die laufenden Bemühungen, eine einvernehmliche Lösung im transatlantischen Handelskonflikt zu finden, so ein Sprecher der Kommission. Man sei bereit, geeignete Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Diese könnten – sofern notwendig – sogar vor dem ursprünglich gesetzten Stichtag im Juli umgesetzt werden.

Wie könnten mögliche EU-Gegenmaßnahmen aussehen?

Bereits im April hatten die EU-Mitgliedsstaaten grünes Licht für erste Vergeltungszölle in Höhe von 10 bis 25 Prozent gegeben. Diese Maßnahmen zielen auf US-Produkte, die in Europa vertrieben werden – darunter Jeans, Motorräder, Rindfleisch oder Zitrusfrüchte. Die Zölle könnten kurzfristig in Kraft treten, falls die US-Seite nicht einlenkt. Weitere Maßnahmen sind bereits in Vorbereitung. Diskutiert werden unter anderem zusätzliche Zölle auf Industrie- und Agrarprodukte wie Autos, Whiskey oder Süßkartoffeln.

Welches Ziel verfolgt Trump mit der Verdopplung der Strafzölle?

Laut US-Präsident Trump sollen die Strafzölle bestehende Handelsungleichgewichte korrigieren und US-amerikanische Produktionsstandorte stärken. In einer Rede vor Beschäftigten eines Stahlwerks in Pennsylvania erklärte er: Die neuen Zölle würden „die US-Stahlindustrie stärken“.

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Unterstützung erhält Trump von Kevin Dempsey, dem Präsidenten des Amerikanischen Eisen- und Stahlinstituts. Er verwies auf die stark gestiegenen chinesischen Stahlexporte: „Die chinesischen Stahlexporte hätten sich seit 2020 mehr als verdoppelt.“ Die Zollmaßnahme solle helfen, „einen neuen Anstieg der Importe zu verhindern, der den amerikanischen Stahlproduzenten und ihren Beschäftigten schaden würde“.

Neben protektionistischen Zielen könnte die Maßnahme auch fiskalischen Nutzen haben: Die Mehreinnahmen aus den Zöllen sollen zur Finanzierung von Trumps kostspieligem Wahlversprechen umfangreicher Steuersenkungen beitragen. Offiziell rechtfertigt die US-Regierung die Sonderzölle mit dem Schutz der nationalen Sicherheit. Die EU hingegen betrachtet dieses Argument als nicht vereinbar mit den Regeln der Welthandelsorganisation (WTO).

Welche Folgen drohen der EU durch die höheren US-Zölle?

Die europäische Stahlindustrie warnte bereits Anfang des Jahres vor gravierenden Folgen eines verschärften Handelskonflikts mit den USA. Sollte es bei den erhöhten Importzöllen bleiben, könnten Produktionskapazitäten sowie Arbeitsplätze in Europa gefährdet sein. 2024 waren die USA der zweitgrößte Absatzmarkt für europäischen Stahl. Nach Angaben des Branchenverbands Eurofer entfielen rund 16 Prozent aller EU-Stahl-Exporte auf den US-Markt.

Im Jahr 2023 exportierten EU-Staaten rund vier Millionen Tonnen Stahl in die USA. Zu den wichtigsten Exportländern zählten Österreich, Deutschland, Italien und Frankreich. Auf der Importseite bezieht die US-Wirtschaft Aluminium hauptsächlich aus Kanada, den Vereinigten Arabischen Emiraten, China und Südkorea. Ob es Ausnahmen für einzelne Staaten geben wird – etwa für Kanada und Mexiko, die Teil des nordamerikanischen Handelsabkommens USMCA sind – war zunächst unklar. Zuletzt gab es keine Sonderregelungen.

Die europäische Stahlindustrie befürchtete bereits Anfang des Jahres, dass wegen neuer US-Zölle weitere Produktionskapazitäten und Arbeitsplätze abgebaut werden müssen.

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Besteht Spielraum für eine Einigung zwischen EU und USA?

Grundsätzlich wäre eine gemeinsame Strategie gegen Überkapazitäten auf dem globalen Stahlmarkt denkbar – insbesondere gegen die stark subventionierten Exporte aus China. Auch europäische Unternehmen leiden unter den weltweit niedrigen Preisen und massiven Marktverzerrungen. Die EU-Kommission hat bereits ein Schutzinstrumentarium geschaffen, das im Frühjahr noch einmal verschärft wurde, um die heimische Stahlbranche zu stabilisieren.

🧾 Infobox: EU-Stahlexporte in die USA

📌 Bedeutung des US-Markts:

Die USA sind einer der wichtigsten Absatzmärkte für die europäische Stahlindustrie. Im Jahr 2024 waren sie laut dem Verband der europäischen Stahlproduzenten (Eurofer) der zweitgrößte Exportmarkt für EU-Stahl.

📊 Exportanteil:

Rund 16 % aller EU-Stahlexporte gingen 2024 in die Vereinigten Staaten – ein erheblicher Anteil für viele Hersteller in Deutschland, Italien und Polen.

📦 Exportvolumen:

Im Jahr 2024 exportierte die Europäische Union rund 3,6 Millionen Tonnen Stahlprodukte in die Vereinigten Staaten.

💶 Handelswert:

Die EU exportierte im Jahr 2024 Eisen und Stahl im Wert von 77,8 Milliarden Euro, wobei die USA nach der Türkei der zweitgrößte Exportpartner waren.

📉 Risiko durch Strafzölle:

Die Verdopplung der US-Sonderzölle auf 50 % könnte zu einem massiven Einbruch der Ausfuhren führen. Die Branche befürchtet Produktionsrückgänge und Jobverluste.

🛡 Schutzmaßnahmen:

Die EU hat bereits eigene Schutzmechanismen implementiert, um auf Marktverwerfungen zu reagieren, insbesondere im Zuge des Dumpings aus Drittstaaten wie China.