Elektronikindustrie Österreich : Panasonic schließt Werk in Enns: 140 Arbeitsplätze betroffen
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Der japanische Elektronikkonzern Panasonic schließt sein Werk in Enns
- © SNEHIT PHOTO - stock.adobe.comDer japanische Elektronikkonzern Panasonic wird sein Werk in Enns (Bezirk Linz-Land) mit Ende Dezember 2025 schließen. Dies betrifft rund 140 Beschäftigte der Panasonic Industrial Devices Materials, wie die Oberösterreichischen Nachrichten (OÖN) am Dienstag berichteten. Am Standort in Enns wird derzeit Basismaterial für Leiterplatten produziert, die in einer Vielzahl von Elektrogeräten Verwendung finden.
Die Belegschaft wurde bereits am Donnerstag über die geplante Schließung informiert. Eine Unternehmenssprecherin bestätigte dies gegenüber den OÖN und erklärte, dass die Produktion bis zum geplanten Stilllegungsdatum im Dezember 2025 normal weiterlaufen solle. Nach dem Produktionsstopp sei der Verkauf des Werks geplant. Zudem werde in Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat nach sozialverträglichen Lösungen für die betroffenen Mitarbeiter gesucht.
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Panasonic in Österreich: Ein Überblick
Panasonic ist seit 1974 in Österreich tätig und feierte am 18. September 2024 sein 50-jähriges Jubiläum und bietet ein breites Portfolio an Elektronik- und Industriegeräten an. Die Niederlassung in Österreich ist Teil der europäischen Panasonic-Struktur und bedient sowohl den Endverbrauchermarkt als auch industrielle und gewerbliche Kunden.
Zum Angebot von Panasonic in Österreich gehören unter anderem:
- Consumer Electronics: Fernseher, Audiogeräte, Kameras und Haushaltsgeräte
- Industrielle Lösungen: Automatisierungstechnik, Batterien und elektronische Bauteile
- Energiesysteme: Solartechnologie, Heiz- und Kühlsysteme
- Business-Solutions: Projektoren, Displays und Kommunikationslösungen
Das Werk in Enns ist ein zentraler Produktionsstandort für Basismaterial von Leiterplatten, das in einer Vielzahl von elektrischen und elektronischen Geräten weltweit eingesetzt wird. Die Schließung markiert das Ende eines wichtigen Produktionsbereichs in Österreich.
Warum schließt Panasonic das Werk in Enns?
Ein entscheidender Faktor für die Schließung des Werks ist der rückläufige Marktanteil Europas in der Produktion von Leiterplattenmaterial. Eine Unternehmenssprecherin erklärte gegenüber den OÖN: "Der Marktanteil Europas an der Produktion für diese Art von Komponenten ist in den letzten 20 Jahren von circa 20 auf 2 Prozent geschrumpft."
Der massive Rückgang des europäischen Marktanteils an der Produktion von Leiterplattenmaterial – von rund 20 % auf nur noch 2 % innerhalb der letzten 20 Jahre – ist das Ergebnis mehrerer tiefgreifender Entwicklungen in der globalen Elektronikindustrie. Einer der Hauptgründe ist die Verlagerung der Produktion nach Asien. Länder wie China, Taiwan und Südkorea haben sich in den vergangenen Jahrzehnten als führende Produktionsstandorte etabliert. Dort sind die Herstellungskosten – insbesondere für Löhne, Energie und Rohstoffe – deutlich niedriger als in Europa, was Unternehmen dazu veranlasste, ihre Lieferketten zu optimieren und Produktionskapazitäten zu verlagern.
Ein weiterer Faktor ist die sinkende Wettbewerbsfähigkeit europäischer Werke. Während asiatische Produzenten durch ihre Größe und Skaleneffekte oft effizienter und kostengünstiger produzieren können, haben europäische Unternehmen mit steigenden Energiekosten, strengeren Umweltauflagen und höheren Lohnkosten zu kämpfen. Dies hat dazu geführt, dass immer mehr Unternehmen ihre Fertigung aus Europa abgezogen haben, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Auch der generelle Wandel in der Elektronikindustrie hat zum Rückgang des europäischen Marktanteils beigetragen. Während früher viele europäische Unternehmen ihre eigenen elektronischen Komponenten herstellten, setzen sie heute vermehrt auf Zulieferer aus Asien. Besonders in der Automobil- und Unterhaltungselektronikbranche wurden Lieferketten zunehmend global optimiert, wodurch europäische Produzenten an Bedeutung verloren.
Laut einem Mitarbeiter des Werks sei zudem schon seit längerer Zeit nicht mehr in den Standort investiert worden, sodass die Schließung absehbar gewesen sei. Damit geht mit der Werksschließung nicht nur eine bedeutende Industrieeinrichtung in Oberösterreich verloren, sondern auch ein wichtiger Arbeitgeber in der Region.
Zukunft der betroffenen Mitarbeiter und des Standorts
Panasonic betont, dass man sich gemeinsam mit dem Betriebsrat um sozialverträgliche Lösungen für die Beschäftigten bemühen werde. Mögliche Maßnahmen könnten beinhalten:
- Abfindungen und Sozialpläne für betroffene Mitarbeiter
- Umschulungs- und Weiterbildungsprogramme
- Unterstützung bei der Arbeitssuche durch Kooperationen mit anderen Unternehmen in der Region
Das Werk in Enns soll nach dem Produktionsstopp verkauft werden. Es bleibt abzuwarten, ob ein anderer Industrie- oder Technologieanbieter den Standort übernehmen wird oder ob eine Umnutzung des Areals geplant ist.