Peneder Industrie- und Gewerbebau : Peneder-Geschäftsführer Punzenberger: "Wir denken nicht in Gebäuden, sondern Standorten"

Robert Punzenberger 021

Robert Punzenberger, Geschäftsführer bei Peneder: "Eine Befreiung vom Netzentgelt für netzdienliche Speicher wäre hilfreich"

- © Peneder

INDUSTRIEMAGAZIN: Herr Punzenberger, wie geht es dem heimischen Industriebau?

Robert Punzenberger: Nach zwei sehr trockenen Jahren sehen wir aktuell wieder eine erfreulich stabile Entwicklung. Wir haben zehn laufende Projekte, dazu kommen zehn weitere, die sich in der Planung befinden. Damit sind wir bis Mitte nächsten Jahres gut ausgelastet. Was wir jedoch beobachten: Die großen Neubauprojekte werden zögerlicher angegangen. Es dominieren kleinere Vorhaben – Zubauten, Erweiterungen, Modernisierungen im Bestand.

Spüren Sie eine generelle Zurückhaltung bei Investitionen?

Punzenberger: Ja, die Unsicherheit ist allgegenwärtig – wirtschaftlich, politisch und global. Wir sehen das nicht nur in Österreich, sondern auch in der Schweiz und in Deutschland. Viele Kunden fragen sich: Wird mein Produkt nächstes Jahr noch gekauft? In so einem Klima entscheidet man sich seltener für den großen Wurf.

Wie wirkt sich das auf Ihre tägliche Arbeit aus?

Punzenberger: Wir haben längere Wege zu gehen. Das beginnt bei Behördenverfahren: Wir hatten zuletzt einen Fall, bei dem wir 20 Monate auf einen Bauverhandlungstermin warten mussten. Diese Verzögerungen sind lähmend – nicht nur für uns, sondern auch für unsere Kunden.

Hat sich dadurch auch Ihre Vertriebsarbeit verändert?

Punzenberger: Die klassischen Projektanfragen über unsere Standardkanäle sind rückläufig. Wir müssen proaktiver auf Kunden zugehen – über Themen wie Dekarbonisierung, Elektrifizierung, Energiespeicher oder alternative Energiekonzepte. Das Ziel ist, Projekte gemeinsam mit dem Kunden zu entwickeln.

Sind politische Rahmenbedingungen eine zusätzliche Hürde?

Punzenberger: Die massive Förderkulisse der letzten Jahre hat ihre Schattenseiten. Sie hat zwar viele Investitionen ermöglicht, gleichzeitig aber die Inflation angeheizt. Die steigenden Preise etwa bei Heizsystemen, PV-Anlagen oder Stromspeichern spürt jeder. Das hat nicht nur unsere Kunden belastet, sondern auch die gesamte Bauwirtschaft.

Trotzdem gibt es Leuchtturmprojekte – wie jenes bei GEWA Blechtechnik.

Punzenberger: Ja, das ist tatsächlich ein Paradebeispiel. Der Kunde hat nicht nur in den Standort investiert – mit Lagererweiterung, Büroneubau und PV-Anlage –, sondern auch in ein durchdachtes Energiesystem. Ladeinfrastruktur, Stromspeicher mit 600 kWh, ein netzdienliches Setup: Das ist ein Gebäude, das nicht nur Energie verbraucht, sondern aktiv zum Energiesystem beiträgt.

Was war technologisch entscheidend?

Punzenberger: Das Energiemanagementsystem. Es misst im Millisekundenbereich, was gebraucht, produziert, gespeichert oder eingespeist wird. Damit wird das Gebäude zu einem aktiven Teilnehmer am Energiemarkt. Wenn man das flächendeckend denken würde, könnte man auf so manche Kraftwerksleistung verzichten.

Fehlen noch politische oder regulatorische Anreize, um solche Lösungen breiter auszurollen?

Punzenberger: Eine Befreiung vom Netzentgelt für netzdienliche Speicher wäre sicher hilfreich.


Lassen sich solche Projekte überhaupt noch wirtschaftlich darstellen?

Punzenberger: Die Rentabilität lässt sich sehr wohl berechnen. Ob sie sich dann für den Kunden „auszahlt“, ist eine andere Frage. Der ROI steht aber immer weniger im Mittelpunkt. Heute geht es vielen Unternehmen um Unabhängigkeit, Resilienz und die Reduktion der Stromrechnung – gerade im Hinblick auf steigende Netzentgelte. Wenn man fünf Jahre später im Return liegt, aber dafür autark ist, dann ist das auch ein bedeutender Wert.

Gibt es regionale Unterschiede bei der Innovationsbereitschaft?

Punzenberger: Der steirische Energiesektor ist sehr dynamisch, Oberösterreich ohnehin traditionell stark. Wien tut sich aufgrund seiner städtischen Struktur naturgemäß schwerer. Aber Österreich hat in den letzten Jahren aufgeholt. Bei Ladeinfrastruktur, PV-Ausbau und erneuerbaren Energien sind wir deutlich weiter als noch vor fünf Jahren.

Ist nachhaltiges Bauen mittlerweile auch mit ansprechendem Design vereinbar?

Punzenberger: Das war bei uns immer schon ein Anspruch. Wir bauen keine Standardgebäude nach Schema F, sondern individuell gestaltete, mehrzweckfähige Objekte. Funktionalität und Design müssen kein Widerspruch sein – das zeigt auch das Projekt bei GEWA.

Peneder-Basis in Atzbach

 

- © Peneder

Wie entwickeln Sie sich organisatorisch weiter, um solche Komplexität abzubilden?

Punzenberger: Wir denken heute nicht mehr in Gebäuden, sondern in Standorten. Das beginnt bei der Standortanalyse und reicht über die Planung und Errichtung bis hin zum Betrieb – alles aus einer Hand. Das erfordert eine neue Denke innerhalb der Organisation. Die Silos müssen weg, die Zusammenarbeit über alle Disziplinen hinweg funktioniert heute viel besser.

Wie steht es um den Fachkräftemarkt bei Ihnen?

Punzenberger: Wir wachsen weiter, suchen laufend Mitarbeiter – und finden sie auch. Klar, es ist nicht leicht, aber wir nehmen uns Zeit. Als Familienunternehmen können wir das anders gestalten als ein Konzern. Uns ist wichtig, dass die Leute zu uns passen – fachlich und menschlich.

Ein Wort zur vielzitierten De-Globalisierung?

Punzenberger: Ich glaube, dass wir uns in einer Phase der Neuorientierung befinden. Wir haben in Europa viel aus der Hand gegeben, Produktions-Know-how, Technologien – das holen wir jetzt mühsam zurück. Das hat mit den geopolitischen Verwerfungen zu tun, aber auch mit einem neuen Bewusstsein. Wenn jede Region das produziert, was sie selbst verbraucht, dann hat das ökologische und ökonomische Vorteile. Weniger Logistik, mehr Resilienz. Das ist kein Rückschritt, sondern eine Rückbesinnung.

 

ZUR PERSON:

Robert Punzenberger
ist Geschäftsführer FIX Gebäudesicherheit + Service und Geschäftsführer Peneder Bau-Elemente (Geschäftsbereich Industriebau).

Standorterweiterung bei GEWA Blechtechnik

- © GEWA