Autozulieferer in der Krise : Milliardenverlust bei Autozulieferer ZF Friedrichshafen

Der kriselnde deutsche Autozulieferer ZF Friedrichshafen hat wegen der Kosten für den Umbau des Unternehmens im vergangenen Jahr einen hohen Nettoverlust geschrieben.
- © ZF GroupDer kriselnde deutsche Autozulieferer ZF Friedrichshafen hat im Jahr 2024 einen hohen Nettoverlust verbucht. Grund dafür sind vor allem die Kosten für den Unternehmensumbau, insbesondere Rückstellungen für Restrukturierungsmaßnahmen sowie hohe Zinszahlungen für die stark gestiegene Verschuldung.
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Unter dem Strich verzeichnete ZF im vergangenen Jahr ein Minus von einer Milliarde Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Ein zentraler Faktor für das negative Ergebnis sind rund 600 Millionen Euro an Rückstellungen für Restrukturierungskosten, die größtenteils für den Abbau von Arbeitsplätzen vorgesehen sind. Zusätzlich belasten Zinszahlungen für die auf 10,5 Milliarden Euro angewachsene Schuldenlast die Bilanz.
ZF-Chef Holger Klein kommentierte die angespannte Lage mit den Worten: „Das Jahr 2024 hat deutlich gemacht, unter welch enormem Druck unsere Branche und damit auch unser Unternehmen steht.“ Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zeige die vor zwei Jahren eingeleitete Strategie gegen die Krise erste Erfolge, weshalb ZF diesen Kurs konsequent fortsetzen werde.
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Schwache Nachfrage und hohe Investitionen in Elektromobilität belasten das Geschäft
Als zweitgrößter deutscher Autozulieferer nach Bosch steht ZF vor mehreren Herausforderungen. Neben der allgemeinen Marktschwäche belasten die hohen Investitionen in die Elektromobilität die Bilanz. Der schleppende Umstieg auf E-Autos hat dazu geführt, dass sich diese Investitionen bislang nicht wie erhofft rentieren.
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Um die Kostenstruktur zu verbessern, plant der Stiftungskonzern bis 2028 den Abbau von bis zu 14.000 Stellen in Deutschland. Dies würde jeden vierten Arbeitsplatz im Inland betreffen. Erste Maßnahmen wurden bereits umgesetzt, indem einige kleinere Werke geschlossen wurden.
Finanzchef Michael Frick unterstrich die Notwendigkeit dieser Maßnahmen und erklärte: „Die eingeleiteten Maßnahmen sind nötig, um uns wieder für zukünftiges Wachstum aufzustellen.“ Die Restrukturierung soll ab 2025 weitere Einsparungen ermöglichen. Bereits 2023 wurde die Belegschaft in Deutschland um rund 4.000 Stellen reduziert.
Jahresprognose gesenkt – Betriebsgewinn und Umsatz rückläufig
Aufgrund der schwierigen Marktlage und der internen Umstrukturierungen musste ZF im vergangenen Jahr zweimal die Jahresprognose senken. Dennoch konnte das Unternehmen die zuletzt angestrebten Spannen erreichen.
Der um Sondereffekte bereinigte Betriebsgewinn fiel um gut ein Drittel auf 1,5 Milliarden Euro. Auch beim Umsatz gab es deutliche Rückgänge: Er sank um elf Prozent auf 41,4 Milliarden Euro. Neben der schwachen Nachfrage spielte dabei auch die Trennung vom Achsmontagegeschäft eine Rolle.
Die Rendite verschlechterte sich ebenfalls: Sie sank um eineinhalb Prozentpunkte auf 3,6 Prozent.
Weitere Verschlechterung der Fahrzeugmärkte erwartet
Die Situation bleibt angespannt, denn auch im Jahr 2025 rechnet ZF nicht mit einer Markterholung. Das Unternehmen, das weltweit zu den vier größten Autozulieferern gehört, erwartet in Europa einen weiteren Rückgang der Fahrzeugmärkte. Der anhaltende Transformationsdruck in der Branche sowie zusätzliche Handelshemmnisse – beispielsweise durch US-Einfuhrzölle – sorgen für weitere Unsicherheiten.
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ZF plant für 2025 bei einem Konzernumsatz von über 40 Milliarden Euro eine Marge von drei bis vier Prozent. ZF-Chef Holger Klein äußerte sich zurückhaltend zur Zukunft: „Der Ausblick auf das Geschäftsjahr 2025 bleibt verhalten.“

Ein zentraler Bestandteil der ZF-Strategie bleibt die Neuausrichtung des Geschäftsmodells. Dazu setzt der Konzern verstärkt auf Partnerschaften, um gezielt einzelne Geschäftsfelder zu stärken. Besonders im Fokus stehen die E-Mobilität, Elektronik und Fahrerassistenzsysteme.
Parallel dazu wird weiter in Kernbereiche wie Fahrwerk-, Nutzfahrzeug- und Industrietechnik investiert. Ziel ist es, langfristig die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu sichern und das Unternehmen wieder auf profitables Wachstum auszurichten.