Industriekongress 2025 : Maschinenbau-Unternehmer Kostwein: "Müssen das chinesische Erfolgsmodell lernen"

Hans Kostwein: Mit Porsche Consulting eine go-to-market-Studie für eine "Battery Tech Alliance" umgesetzt.
- © Matthias Heschl„Wir müssen das chinesische Erfolgsmodell lernen – nicht kopieren, aber strategisch verstehen.“ Mit dieser Ansage präsentierte Hans Kostwein, geschäftsführender Gesellschafter des Klagenfurter Maschinenbauunternehmens Kostwein, am Industriekongress 2025 sein ambitioniertes Projekt: die „Battery Tech Alliance“. Ziel der Initiative ist nicht weniger als ein industrielles Gegengewicht zur fast vollständigen Abhängigkeit Europas von chinesischer Fertigungstechnologie im Bereich der Batteriezellproduktion zu schaffen.
Eine Allianz als industriepolitisches Signal
Die von Porsche Consulting begleitete go-to-market-Studie dient als Grundlage für ein vertikal integriertes Netzwerk aus Automobilherstellern, Batteriezellenproduzenten sowie Maschinen- und Anlagenbauern. Die Idee: Für jeden Teilschritt des Produktionsprozesses – vom Mischen und Beschichten über die Zellfertigung bis zur Endmontage – sollen europäische oder nordamerikanische Industriepartner eingebunden werden. „Der gesamte Prozess ist im Netzwerk abgebildet“, erklärt Kostwein. Die Maschinenbaugruppe aus Kärnten sieht sich dabei in der Rolle des built-to-print-Partners.
Die strategische Stoßrichtung ist klar: „Wenn mit europäischen Fördergeldern chinesische Technologie eingekauft wird, ist das eine Vernichtung europäischer Wertschöpfung“, warnt Kostwein. Eine kritische Entwicklung, da laut seinen Recherchen über 90 Prozent der Anlagen zur Batteriezellfertigung derzeit aus China stammen – eine gefährliche Konzentration in einem für die europäische Autoindustrie zentralen Technologiefeld.
Airbus-Moment?
Die Battery Tech Alliance folgt damit einem industriepolitischen Leitbild, das Kostwein als „Airbus-Modell“ beschreibt: eine übernationale Kooperation zur Stärkung europäischer Souveränität bei Zukunftstechnologien. Die Allianz sei nicht als kurzfristige Marktinitiative zu verstehen, sondern als industriepolitisch motiviertes Langzeitprojekt, das auf strukturelle Unabhängigkeit und nachhaltige Wertschöpfungsketten zielt.
„Wir müssen lernen, wie das chinesische Erfolgsmodell funktioniert“, so Kostwein. Gemeint ist nicht nur die technische Skalierung, sondern vor allem die vertikale Integration – also die enge Verzahnung von Fahrzeugherstellern, Zellproduzenten und Maschinenbauern, gesteuert durch strategische Industriepolitik. Nur so könne Europa technologisch aufschließen und mittelfristig eigene Standards setzen.
Erste Gespräche
Die Initiative hat bereits Pitches bei den deutschen OEMs Volkswagen, Mercedes und BMW absolviert. Parallel laufen Gespräche mit europäischen und nordamerikanischen Maschinenbauern. Auch mit dem angeschlagenen schwedischen Zellhersteller Northvolt, dessen Restrukturierung derzeit die Branche beschäftigt, sieht Kostwein Chancen für Kooperation. Ziel ist, mittelfristig den Bau einer Gigafactory zu initiieren – in europäisch-nordamerikanischer Hand.
Die Herausforderungen sind enorm: Die Automobilbranche befindet sich im Strukturwandel, Investitionen sind zurückhaltend, Finanzierung über mehrere Milliarden Euro ist notwendig. Dennoch sieht Kostwein in der aktuellen Lage auch eine historische Chance: „Wenn wir es jetzt nicht versuchen, wann dann?“
Souveränität statt Abhängigkeit
Das Ziel der Battery Tech Alliance ist ambitioniert: Ein Marktanteil von 20 Prozent für europäische sowie 10 Prozent für nordamerikanische Zellfertigung. „Allein in Europa hängen acht Millionen Jobs am Automobilsektor – und bei der Batteriezelle sind wir nahezu vollständig von China abhängig“, sagt Kostwein. Ohne gezielte Industriepolitik und gemeinsames Handeln drohe nicht nur technologischer Rückstand, sondern eine langfristige Schwächung des gesamten industriellen Ökosystems in Europa.