Digitalisierung : Retrofit: Alte Maschinen in wenigen Schritten digitalisieren

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Technologieriesen wie Bosch und ABB gehen mit neuen Produkten auf jene Unternehmen zu, deren Maschinen von einer vernetzten Produktion noch weit entfernt sind. Und das sind viele: Der größte Teil der Maschinen, mit denen der Mittelstand heute produziert, ist von einer vernetzten Produktion weit entfernt.

Nach einer Studie der staatlichen deutschen Förderbank KfW hat sich erst knapp ein Fünftel des Mittelstandes im produzierenden Gewerbe auf "Industrie 4.0", als die Vernetzung ihrer Produktion, umgestellt. Sechs von zehn Firmen geben als Hemmnis unter anderem zu hohe Investitionskosten an.

Alte Niederspannungsmotoren aufrüsten

Eines der gezielt für diesen Bereich entwickelten Produkte kommt von ABB. Der Schweizer Technologieriese hat einen "Smart Sensor" gebaut, mit dem in wenigen Schritten der Service rund um ältere Niederspannungsmotoren digitalisiert werden kann.

Denn bisher war es zu teuer, Niederspannungsmotoren mit einer fest installierten kontinuierlichen Zustandsüberwachung auszustatten. Daher laufen die meisten dieser Motoren einfach so lange, bis sie ausfallen.

Dazu haben die Schweizer gemeinsam mit der zum Uhrenmacher Swatch gehörenden Firma EM Microelectronic einen Sensor gebaut, der ungefähr die Größe einer Zigarettenpackung hat und außen drahtlos an einem Motor angebracht wird. Der Sensor überwacht dann fortlaufend die Signale des Motors, etwa den Rotorzustand, die Temperatur, Abweichungen im Luftspalt, die Kühlung, die Lager, die Gesamtvibrationen sowie Energieverbrauch, Belastung und Betriebsstunden.

All diese Daten schickt der Sensor an einen Server. Dieser wiederum analysiert die Daten, gleicht sie mit den in der jeweiligen Anlage üblichen Daten ab und erstellt daraus Informationen, aus denen die Mitarbeiter des jeweiligen Unternehmens über ihr Smartphone oder über ein spezielles Portal auf einen Blick sehen können, ob der Motor seine volle Leistung erbringt, ob bald eine Wartung gut wäre oder ob ein Ausfall droht.

Beachtliche Versprechen liefert ABB gleich mit

Die Versprechen, das ABB mit der kleinen Blechkiste gleich mitliefert, klingen beachtlich. So soll der Sensor nach Angaben der Schweizer die Motorstillstandszeiten um bis zu 70 Prozent reduzieren, die Lebensdauer um 30 Prozent erhöhen und den Energieverbrauch um bis zu zehn Prozent senken.

Der Sensor könne die Welt verändern, lässt ABB unermüdlich verlautbaren. Doch zumindest Barack Obama hat sich bereits tatsächlich von dem Ding beeindruckt gezeigt. Beim Rundgang auf der heurigen Messe Cebit in Hannover mit Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel waren im streng geplanten Protokoll knappe zwei Minuten für den ABB-Stand vorgesehen. Obama blieb sechs Minuten, um sich die Technik des Sensors erklären zu lassen.

Bosch: Sensoren gezielt für alte Maschinen des Mittelstands

Auch Bosch nimmt nun gezielt mittelständische Unternehmen mit einem jahrzehntealten Maschinenpark ins Visier, um ihnen die digitale Aufrüstung schmackhaft zu machen. Selbst älteste Maschinen könnten mit Sensoren und einer vom schwäbischen Hersteller entwickelten Steuereinheit schnell und einfach vernetzt werden, erklärt Bosch-Industriechef Werner Struth in Stuttgart.

Das Produkt, das im Herbst auf den Markt kommt, erprobte Bosch etwa an einer 129 Jahre alten pedalbetriebenen, gusseisernen Drehbank, an der schon Firmengründer Robert Bosch gearbeitet haben soll. Dank Sensorik und Software lässt sich das Museumsstück auf Wartungsbedarf hin ständig kontrollieren.

Niedriger fünfstelliger Betrag pro Maschine - und global ein Milliardenmarkt

Kleinere Unternehmen schreckten oft vor der Digitalisierung zurück aus Sorge, teure moderne Maschinen anschaffen zu müssen, erklärte Struth. Doch allein in Deutschland könnten zig Millionen Anlagen zu vergleichsweise geringen Kosten digital ausgestattet werden.

Bosch zufolge fällt mit der Umrüstung pro Maschine ein niedriger fünfstelliger Betrag an. Das Marktpotenzial belaufe sich allein in Deutschland auf einen dreistelligen Millionenbetrag, ergänzt der Bosch-Manager. "Global betrachtet ist das ein Milliardenmarkt für Retrofit-Lösungen." Durch die Modernisierung ließen sich demnach vor allem Kosten bei der Wartungs, der Lagerhaltung und der Logistik senken.

(pm / reuters / apa)