Auto-Leasing : Der große Leasingvergleich 2.0

Die Vorgabe war einfach: Drei Management-taugliche Limousinen von Audi, BMW und Mercedes mit einem Listenpreis von jeweils knapp 60.000 Euro sollten finanziert werden. Diese Konfiguration haben wir an insgesamt 14 Leasing-Gesellschaften geschickt und gebeten, für jedes der Fahrzeuge ein Operating-Leasing-Angebot für 3 Jahre, ohne Anzahlung und mit einer Kilometerleistung von jährlich 30.000, zu retournieren. Das Ergebnis ist ernüchternd – und muss für Unternehmer, zu deren Kerngeschäft die Finanzierung ihrer Firmenflotte nicht gehört, ärgerlich sein: Für die Erstellung eines Erstangebots hat fast die Hälfte der Anbieter über eine Woche gebraucht. Drei Leasingunternehmen haben – trotz Rückfragen – überhaupt nicht geantwortet. Wieder andere haben ein Offert verweigert, weil wir keinen exakten Anschaffungswert nennen wollten oder weil wir für die erste (!) Übersicht keine Bilanzen bereitgestellt haben.
Service-Wüste?
Warum ist gerade Leasing eine derartige Service-Wüste? Für den ehemaligen Geschäftsführer von VB Leasing, Peter Stanzer, hat das zwei Gründe: „Im Zuge der Bankenkrise wurde auch im Leasinggeschäft massig eingespart“, so Stanzer. Die Mietkauf-Töchter der Kreditinstitute sind personell ausgedünnt – und das obwohl die Geschäfte derzeit brummen. „Die Volumina erreichen Höchstwerte“, meint Stanzer, heute Geschäftsführer der Best Leasing Vermittlungs GmbH, „da kann man es sich offenbar leisten, nicht auf jede Anfrage sofort zu reagieren.“
Es gab aber auch positive Ausnahmen: Etwa die Anbieter Uniqa, Interleasing oder Porsche Bank: Auf eine Anfrage um 11:31 an die Leasing-Tochter des Automobilherstellers folgte eine Offerte um 14:56 – die Rekordgeschwindigkeit in unserem aktuellen Test. Einziger Wermutstropfen: Die Angebote umfassten nur die von uns angefragten BMW- und Mercedes-Modelle. Beim Audi A6 wurden wir auf einen Händler verwiesen, weil es sich um eine Konzernmarke handelt.
Operating- statt Restwert-Leasing
Für den Test haben wir uns für die Variante „Operating Leasing“ entschieden. Im Vergleich zum klassischen Restwert- Leasing gleicht das Operating Leasing eher einem Mietmodell. Als Kunde bekommt man ein Auto für einen definierten Zeitraum und festgelegte Kilometer bereitgestellt und bezahlt dafür eine monatliche Miete. Das macht diese Variante einerseits einfacher – Restwert und Zinsen entfallen bzw. sind dem Kunden nicht bekannt und werden nur für die Kalkulation durch die Bank im Hintergrund verwendet –, andererseits ist Operating Leasing dadurch auch in- transparent, weil man die Berechnungsgrundlagen nicht kennt.
Bei klassischen Dienstfahrzeugen macht es allerdings Sinn, den Wagen alle paar Jahre zu tauschen. Mit Operating Leasing kann man den alten ganz einfach zurückgeben, denn das Restwertrisiko, d. h. die Festlegung desselben und die anschließende Verwertung zumindest zu diesem Betrag, liegt beim Operating Leasing beim Leasing-Geber.
Was viele Leasing-Kunden übers Restwert-Leasing nicht wissen: Kauft der Kunde am Vertragsende das Fahrzeug nicht an oder nennt zumindest einen geeigneten Käufer, beginnt die Leasinggesellschaft selbst mit einem Verwertungsprozess. Liegt der Marktwert des Autos zu diesem Zeitpunkt unter dem Restwert, muss man möglicherweise eine deftige Nachzahlung hinnehmen. Daher ist ein moderater Restwert zu empfehlen, auch wenn dadurch die Raten steigen. Grund: Je geringer dieser ist, desto weniger wird bei Vertragsende diskutiert, oder man hat eben selbst ein Fahrzeug zu günstigen Konditionen in der Hand.
Enorme Preisunterschiede und Intransparenz
Ein Risiko, dem man beim Leasing nicht entgehen kann, ist jenes der hohen Preisunterschiede und der mangelnden Transparenz am Markt. Es ist bis dato nicht möglich, mit wenig Aufwand eine Preisübersicht der unterschiedlichen Anbieter zu erstellen. Ganz abgesehen davon, dass man viel herumrechnen muss, um Äpfel nicht mit Birnen zu vergleichen. Leasing-Experte Stanzer dazu: „Die Transparenz ist nicht sehr hoch. Es ist unangenehm für die Leasinggesellschaften, sich vergleichen zu lassen.“ Er empfiehlt, sich Hilfe zu holen, etwa bei einem Finanzberater. Vor allem für KMU, für die die Fahrzeugbeschaffung nicht zum täglichen Brot gehört, sei das „fast nicht mehr durchschaubar“.
Was natürlich auch hilft, ist die Lektüre des INDUSTRIEMAGAZIN. Und daher wissen Sie nach dem Studium der Tabellen (die genaue Übersicht finden Sie in der rechten Spalte im PDF Leasing-Vergleich), dass es hier nicht um Peanuts geht. Die Differenz der Gesamtbelastung über die Vertragsdauer reicht von 5.600 Euro bei einem 5er BMW bis zu über 11.000 Euro bei einem E-Klasse Mercedes. Deutlicher Sieger des Vergleichs ist Leaseplan, bei denen die Kosten je Kilometer, über alle drei eingeholten Angebote gerechnet, bei 36 Cent liegen. Die niedrigsten und höchsten monatlichen Leasing-Raten unterscheiden sich um bis zu 300 Euro. Nicht zu verachten sind auch die Kosten für Kilometer, die über den vereinbarten 90.000 nach drei Jahren liegen. Auch hier sind die Unterschiede eklatant, und man sollte tatsächlich scharf nachrechnen, ob man das Auto nach Erreichen der 90.000 Kilometer nicht einfach stehen lässt.
Für Peter Stanzer sind die preislichen Differenzen nicht unplausibel: „Die kommen von der unterschiedlichen Einschätzung des Restwerts; je nachdem, ob man den nach drei Jahren mit 45 oder 60 Prozent ansetzt.“ Besonders vorsichtig wären jene Gesellschaften, die nicht viel Operating Leasing machen, weil diese nicht so erfahren in der Verwertung der Autos seien. Im Gegensatz zum Restwert, so Stanzer, sei der hinterlegte Zinssatz für die Angebotsberechnung beim Operating Leasing von geringer Bedeutung.
Allerdings, so der Experte, würden die Zeiten der Intransparenz und somit der fetten Preisunterschiede auch im Leasing bald der Vergangenheit angehören. Möglich mache das die Digitalisierung. „Hier ist von einer deutlichen Veränderung auszugehen“, meint Stanzer. „Vergleichsportale, wie es sie in anderen Bereichen schon lange gibt, kommen ganz bestimmt auch für Leasing.“ Wie das gehen könnte, zeigt das Berliner Start-up Vehiculum. Eine Online-Plattform, auf der man sein Auto sowohl konfigurieren als auch gleichzeitig die Leasing-Offerte verschiedenster Anbieter einholen und abschließen kann. Und obwohl es sich um eine Online-Plattform handelt, ist der Service deutlich besser als bei den heimischen Offline-Anbietern. Man wird aktiv angerufen und beraten und das Auto wird nach Vertragsabschluss bundesweit kostenlos zugestellt. Ein Marktstart in Österreich ist zwar nicht fix geplant, aber auch nicht unwahrscheinlich.
Trotz aller Mankos, so Peter Stanzer, solle man als Unternehmen nicht aufs KFZ-Leasing verzichten. „Das hält Liquidität frei und ist jedenfalls sinnvoller als eine Anschaffung aus dem Cash Flow oder dem Kontokorrent-Rahmen.“ Aber wie immer gilt auch hier der Grundsatz: Vertrauen ist gut, vergleichen ist besser.
>> Hier finden Sie den Leasing-Test aus dem Jahr 2017
So funktioniert der Leasing-Vergleich von INDUSTRIEMAGAZIN
Anfang Oktober wurde die Bitte um einer Operating-Leasing-Angebot für drei Managementtaugliche Modelle der Marken Audi, BMW und Mercedes mit einem Listenpreis von 60.000 Euro für drei Jahre, ohne Anzahlung, mit einer Kilometerleistung von jährlich 30.000, verschickt.
Jene Anbieter, die unserer Bitte nachgekommen sind, haben teilweise Rabatte angenommen, sodass sich die zugrundeliegenden Kaufpreise der Offerte teilweise deutlich voneinander unterscheiden. Beim Audi lag der maximal angenommene Rabatt bei 17 Prozent, beim Mercedes waren es 18 Prozent und beim BMW sogar 22 Prozent. Um objektiv vergleichen zu können, haben wir die Rabatte aus den Angeboten rausgerechnet, um Leasing-Raten zu erhalten, die alle vom gleichen Kaufpreis für die Autos ausgehen.
In der Regel werden von den Leasinggesellschaften auch zusätzliche Services aus dem Bereich Fuhrparkmanagement (Wartung, Reifen, Kraftstoff, Schadensmanagement, Versicherung,...) mitangeboten. Teilweise in einem Pauschalpreis verpackt, teilweise on top. Diese Dinge haben wir nicht berücksichtigt, um ausschließlich die Leasing-Kosten für die Fahrzeuge für den Vergleich heranzuziehen.