Baustoffindustrie : Zementwerk in Gmunden: Anwohner protestieren gegen Gestank

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Ein seit dem Vorjahr schwelender Konflikt um das Hatschek-Zementwerk in Gmunden in Oberösterreich hat erste Rechtsschritte gegen das Unternehmen ausgelöst. Anlass sind Bürgerbeschwerden vor allem über Geruchsbelästigung nach einer im vergangenen Jahr erfolgten Modernisierung des Betriebes.

Anwohner vermuten Verbrennung von Plastikmüll

In den vier Gemeinden Gmunden, Altmünster, Ohlsdorf und Pinsdorf klagen Bürger immer wieder über Gestank. Man könne nicht bei offenem Fenster schlafen. Es stinke so, als ob in einem Holzofen Plastik verbrannt werde, wird der störende Geruch beschrieben. Als Ursache wird vermutet, dass minderwertige Kunststoffabfälle bei der Produktion verheizt werden sowie dass es technische Probleme gebe.

Darüber hinaus wird auch über Lärm, Staub und massive Vibrationen geklagt, deren Ursache das Zementwerk sei. Die Belästigungen würden aber erst seit dem vergangenen Jahr auftreten, als das Werk um 50 Millionen Euro erneuert wurde. Die Bürgermeister sahen sich aufgrund der zahlreichen Bürgerbeschwerden gezwungen, die Wiener List Rechtsanwaltskanzlei mit einem Einschreiten zu beauftragen.

Frühere Vereinbarung zwischen Gemeinden und Zementwerk

Die Anwälte argumentierten in einer Pressekonferenz im Gemeindeamt Pinsdorf mit einer im Jahr 1996 geschlossenen Vereinbarung zwischen fünf Anrainer-Gemeinden und dem Zementwerk. Sie enthält sehr weitgehende Zugeständnisse des Unternehmens, im Gegenzug wurden Einsprüche der Gemeinden in einem damals anhängigen Genehmigungsverfahren zurückgezogen. Nun würde sie nicht eingehalten, lautet der Vorwurf. Deswegen wird jetzt in einem Aufforderungsschreiben an das Werk die Befolgung verlangt. Darüber hinaus wird unter anderem eine Nachverbrennungsanlage gefordert und, dass keine Kunststoffabfälle aus dem Ausland zur Verbrennung importiert werden.

Wenn das Werk bis zum 14. August keine Zusicherung zur Erfüllung sämtlicher Forderungen gibt, wollen die Anwälte ein in der Vereinbarung aus 1996 vorgesehenes Schlichtungsverfahren einleiten. Sollte dieses nicht innerhalb von zwei Monaten zu einer gütlichen Lösung führen, steht gemäß dem Übereinkommen der Weg zu Gericht offen.

Das Werk kündigte auf APA-Anfrage eine Stellungnahme in dem Konflikt an. Es nannte aber keinen Zeitpunkt dafür.

Eckdaten zum Zementwerk

Im Jahr 2004 hat die Rohrdorfer Gruppe mit Hauptsitz in Rohrdorf im Landkreis Rosenheim in Bayern die Mehrheit am Zementwerk Hatschek in Gmunden übernommen. Der 1908 gegründete Betrieb wurde 2019 um 50 Mio. Euro - neue Ofenanlage, Brennkammer und Abgasreinigung, Nutzung der Abwärme für ein Fernwärmenetz - modernisiert. Pro Jahr werden rund 700.000 Tonnen Bindemittel für die Bauwirtschaft produziert. Zuletzt setzte das Werk mit 138 Mitarbeitern rund 50 Mio. Euro um.

Unternehmen zeigt sich von "Vehemenz" der Vorwürfe überrascht

Das Zementwerk Hatschek hat angekündigt, die Unterlagen in den kommenden Tagen "ordentlich prüfen" zu wollen. Man kenne die Vorwürfe erst seit wenigen Stunden und sei "ob der Vehemenz" dieser Anschuldigungen überrascht, hieß es in einer der APA übermittelten schriftlichen Stellungnahme.

Die Firmenleítung finde es "ausgesprochen bedauerlich, dass die Bürgermeister und Bürgermeisterinnen ohne konkreten Dialog mit dem Unternehmen diesen Schritt in die Öffentlichkeit setzen", hieß es darin weiter. (apa/red)