Wintersteiger-Manager über ESG-Zölle : Wintersteiger-Chef Kostka: "Wir lieben die Bürokratie, wir lieben die Regulierung"

Harold W. Kostka, CEO Wintersteiger

Harold W. Kostka, CEO Wintersteiger: "Bei einem Verbrenneraus 2035 kann sich jeder ausmalen, wie oft die Stoßrichtung aufgrund von kurzfristigen Befindlichkeiten noch verändert wird"

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Wintersteiger-CEO Harold W. Kostka kritisiert Europas Bürokratie

In Sachen Standort, sagt Harold W. Kostka, CEO des Rieder Maschinenbauers Wintersteiger, wolle er rhetorisch gar nicht groß auf die Pauke schlagen. Für diesen Job seien andere, etwa aus dem Präsidium der IV Oberösterreich, prädestinierter, lächelt der Manager. Woran es Europa krankt, dazu hat er freilich eine akzentuierte Meinung. "Wir lieben die Bürokratie, wir lieben die Regulierung", sagt Kostka.

Und während in Amerika aus Missetaten Präzedenzfälle geschaffen werden, wird in der EU schon im Vorfeld alles Erdenkliche getan, dass ja niemand über eine Linie treten kann", sagt er. Die Amis seien da viel pragmatischer - und entgingen dieser Verordnungsflut.


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Wenngleich auch sie nicht vor wirtschaftlichem Unbill gefeit seien. Donald Trumps in der Pandemie verteiltes Helicoptergeld erbte in Form von Inflation die Biden-Administration. Wer nun das Rennen in den USA mache? Beide Parteien hätten bewiesen, protektionistische Züge zu tragen. "Die einen rufen es eben deutlich mit 'America first' in die Welt hinaus, die anderen machen es mit Taten", so Kostka. Wintersteiger erwirtschaftet in den USA und Kanada bereits ein Viertel seines Gesamtumsatzes, in North Carolina wolle man erweitern.

ESG-Zölle gegen Billigstahlimporte

Und in Europa? Da erwarte man sich Chancengleichheit. Es kann nicht sein, dass Indien Europa mit Billigstahl schwemmt. ESG-Zölle würden Abhilfe schaffen. "Man kann nicht einfach die Tore aufmachen und gleichzeitig die Produktion in Europa verdammen", sagt Kostka. Was ihn ebenfalls wurmt: Dass Europas Strategien so weit in die Zukunft geschrieben werden, dass sich niemand dafür verantworten wird müssen.

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"Bei einem Verbrenneraus 2035 kann sich jeder ausmalen, wie oft die Stoßrichtung aufgrund von kurzfristigen Befindlichkeiten noch verändert wird", sagt er. Am Ende bleiben höchst ambitionierte Ziele, "die wir nie erreichen".

Dieser Artikel ist Auszug einer Story zu Europas industriepolitischer Zukunft in der kommenden INDUSTRIEMAGAZIN-Ausgabe 9/2024.

Harold W. Kostka, CEO Wintersteiger
Harold W. Kostka, CEO Wintersteiger: In North Carolina wolle man erweitern - © HERMANN WAKOLBINGER