Baustoffindustrie : Wienerberger mit Gewinnsprung – Infrastruktur und Renovierung treibt Erholung, Neubau bleibt Bremse

Verpackte Ziegel bei Baustoffproduzent Wienerberger

Gestapelte Paletten mit Wienerberger-Ziegeln auf dem Werksgelände – bereit für den Einsatz auf Baustellen in ganz Europa.

- © YouTube/ Wienerberger

Wienerberger hat im ersten Halbjahr 2025 eine deutliche Ergebniswende geschafft: Dank starker Impulse aus dem Rohr-, Dach- und Infrastrukturbereich sprang der Gewinn nach Steuern auf 108 Mio. Euro. Während sich Renovierung und Infrastruktur als Wachstumstreiber erweisen, bleibt der Neubausektor in weiten Teilen Europas unter Druck – der Konzern setzt daher auf Effizienz, gezielte Investitionen und stabile Margen.

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Wienerberger mit kräftiger Erholung – Rohr-, Dach- und Infrastruktursparte geben Rückenwind

Der weltgrößte Ziegelhersteller Wienerberger hat im ersten Halbjahr 2025 eine deutliche Ergebnisverbesserung erzielt: Der Gewinn nach Steuern sprang von 0,55 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum auf 108 Mio. Euro. Treiber waren vor allem das stabile Rohr-, Dach- und Infrastrukturgeschäft. Der Umsatz legte um 6 Prozent auf 2,35 Mrd. Euro zu.

„Das ist ein sehr zufriedenstellendes Ergebnis in einem ziemlich herausfordernden Marktumfeld“, sagte CEO Heimo Scheuch am Mittwoch in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Besonders der Renovierungs- und Infrastrukturbereich entwickelte sich dynamisch und stützt die Erholung des Konzerns.

Der Neubausektor bleibt dagegen in den meisten europäischen Märkten schwach. Das hohe Zinsniveau bremst die Erholung der Bauwirtschaft weiter aus, und die Branche kämpft insgesamt mit schwierigen Rahmenbedingungen. Dennoch sieht sich Wienerberger durch die Ausrichtung auf margenstarke Segmente und Infrastrukturprojekte gut aufgestellt, um den positiven Trend fortzusetzen.

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  • "Wir haben frühzeitig und entschlossen auf veränderte Marktbedingungen reagiert und uns auf Effizienz, Kostenkontrolle und langfristiges Wachstum konzentriert. Gleichzeitig haben wir weiterhin in Innovationen und strategische Akquisitionen zur Stärkung unserer Position in Schlüsselmärkten investiert."

    Heimo Scheuch, Vorstand Wienerberger

Strikter Sparkurs und Fokus auf Zukunftsmärkte

"Wir haben frühzeitig und entschlossen auf veränderte Marktbedingungen reagiert und uns auf Effizienz, Kostenkontrolle und langfristiges Wachstum konzentriert“, erklärte CEO Heimo Scheuch. Parallel dazu investierte der Konzern weiter in Innovationen und gezielte Übernahmen, um die Marktposition in strategisch wichtigen Regionen auszubauen.

Erste Anzeichen einer Erholung sieht Scheuch in Märkten wie Frankreich, Belgien und den Niederlanden. In Kernsegmenten wie dem Neubauwohnungsmarkt in Deutschland und Österreich sei jedoch weiterhin „keine echte Trendwende erkennbar“. Wienerberger setzt daher auf eine disziplinierte Kostenstruktur und wachstumsstarke Geschäftsfelder, um auch in einem nur teilweise erholten Marktumfeld Kurs zu halten.

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Keine Markterholung in Sicht – Wienerberger bleibt auf Sparkurs

„Das makroökonomische Umfeld dürfte anspruchsvoll bleiben“, betonte CEO Heimo Scheuch im Halbjahresbericht. Hohe Zinsen setzten den Neubausektor weiter unter Druck, eine spürbare Erholung in der zweiten Jahreshälfte sei nicht zu erwarten. Der Konzern will daher seine Spar- und Effizienzprogramme konsequent fortführen und zugleich gezielt in Übernahmen investieren, um die Position in strategischen Märkten zu stärken.

Wienerberger betreibt weltweit mehr als 200 Produktionsstandorte in 28 Ländern und beschäftigte im ersten Halbjahr 2025 durchschnittlich 20.378 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Vollzeitäquivalente).

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Wienerberger-Standort in Uttendorf, Oberösterreich: Produktionsanlage des Baustoffherstellers im Betrieb.

- © Wienerberger

Ausblick bestätigt – Wienerberger peilt mittelfristig Milliardenmarke beim Gewinn an

Trotz eines leichten Rückgangs im bereinigten operativen Ergebnis im ersten Halbjahr – von 400 auf 383 Mio. Euro – hält Wienerberger an seiner Prognose für 2025 fest. Das bereinigte EBITDA, ohne Sondereffekte aus Immobilienverkäufen und Strukturanpassungen, soll weiterhin rund 800 Mio. Euro erreichen. Zum Vergleich: 2024 war dieser Wert um 6 % gesunken, das unbereinigte EBITDA um 10 % auf 707 Mio. Euro. Heuer legte das unbereinigte EBITDA hingegen von 340 auf 379 Mio. Euro zu.

Langfristig zeigt sich das Management optimistisch: Das mittelfristige Ziel von über 1,2 Mrd. Euro EBITDA bleibt bestehen. Allerdings hat sich die Nettoverschuldung im ersten Halbjahr von 1,75 Mrd. Euro Ende 2024 auf 2,02 Mrd. Euro erhöht – der Verschuldungsgrad stieg entsprechend von 60,8 % auf 73,1 %.

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