Varta in der Krise : Varta-Rettung: Michael Tojner macht Ex-Vorstand verantwortlich und lehnt Hedgefonds-Plan ab

Michael Tojner

Varta-Mehrheitseigentümer Michael Tojner kritisiert den Ex-Vorstand von Varta

- © Montana Tech Components

Michael Tojner, der Mehrheitsaktionär von Varta, setzt sich für seinen Sanierungsplan des angeschlagenen Batterieherstellers ein und kritisiert den ehemaligen Vorstand scharf. Laut einem Vorabbericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Donnerstagausgabe) erklärte der österreichische Investor, dass die benötigten rund 100 Millionen Euro für die Rettung des Batterieherstellers teilweise von ihm, teilweise von Banken und der Porsche AG stammen würden.

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"Wir würden aber auch die Verpflichtung eingehen, zusätzliches Geld zu zeichnen, wenn das für die Sanierung nötig sein sollte." Tojner, der über seine schweizerische Holding Montana Tech etwa 50 Prozent an Varta hält, erklärte, dass seine Aktien durch den geplanten Kapitalschnitt wertlos würden. Trotzdem könne er als einziger Aktionär erneut investieren.

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Mangelnde Risikoeinschätzung und Überlastung der Organisation

Den von Hedgefonds vorgeschlagenen Alternativplan, der neue Kredite zur Sanierung von Varta vorsieht, lehnt Tojner ab: "Die Varta AG braucht vor allem signifikant neues Eigenkapital. Zu viel neues Fremdkapital würde aus meiner Sicht das Unternehmen überfordern, und in zwei Jahren wären wir wieder in derselben Lage." Er betonte, dass er Varta als Einheit erhalten wolle. Insidern zufolge wird derzeit mit Porsche und den Fremdkapitalgebern um einen Kompromiss verhandelt. Das Unternehmen aus dem schwäbischen Ellwangen befindet sich im StaRUG-Sanierungsverfahren, da es mit Schulden von fast einer halben Milliarde Euro zu kämpfen hat.

Das Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz (StaRUG) ist seit drei Jahren in Deutschland in Kraft. Dieses Gesetz zielt darauf ab, operativ lebensfähige Unternehmen vor der Insolvenz zu bewahren. Dabei kann der Widerstand einzelner Gläubiger und auch der Aktionäre überwunden werden. Ein Beispiel hierfür ist der Nürnberger Autozulieferer Leoni, der sich im vergangenen Jahr durch dieses Verfahren sanierte. Dabei verloren die Aktionäre ihren gesamten Einsatz, was zu heftiger Kritik von Anlegerschützern führte.

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Tojner macht vor allem den ehemaligen Vorstand für die Probleme bei Varta verantwortlich. Dieser habe die Nachfrage nach Knopfzellen, die vor allem in Apple-Kopfhörern verwendet werden, überschätzt: "Der Vorstand hat das rasante Wachstum der vergangenen beiden Jahre, das nicht zuletzt auf den Aufträgen des renommierten amerikanischen Elektronikherstellers gründete, versucht einfach fortzuschreiben und zu viel Geld zu leichtfertig ohne Risikoanalyse investiert." Der Aufsichtsrat, dem Tojner vorsitzt, habe dies nicht erkennen können, aber ebenfalls Fehler gemacht. "Man hatte den Eindruck, nur der Himmel setzt die Grenzen für das Wachstum." Mangelnde Risikoeinschätzung und eine Überlastung der Organisation hätten 2022 zum Absturz geführt.

Varta-Werk im deutschen Ellwangen
Varta-Standort im deutschen Ellwangen - © Wikipedia

Varta hat vorinsolvenzliches Sanierungsverfahren beantragt

Der Batteriehersteller Varta steckt in einer schweren Krise und hat ein vorinsolvenzliches Sanierungsverfahren beim Amtsgericht Stuttgart beantragt. Das bisherige Sanierungskonzept wird als unzureichend angesehen. Die Aktien des Unternehmens sind drastisch gefallen. Zu den geplanten Maßnahmen gehören eine mögliche Beteiligung von Porsche und eine Herabsetzung des Grundkapitals auf null Euro, was Aktionäre leer ausgehen lassen könnte.

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Varta hat mit hohen Schulden zu kämpfen und sieht sich einem massiven Nachfragerückgang nach den kleinen Lithium-Ionen-Knopfzellen, die zum Beispiel in Kopfhörern zum Einsatz kommen, konfrontiert. Auch die Nachfrage nach Energiespeichern für Strom aus Solaranlagen ist unerwartet stark eingebrochen. Zusätzlich hat ein Cyberangriff die Situation verschärft. Das Unternehmen hatte bereits mehrfach versucht, sich durch Umstrukturierungen zu retten, aber die bisherigen Maßnahmen reichten nicht aus, um die finanzielle Lage zu stabilisieren.

Ein wesentlicher Teil des Sanierungsplans beinhaltet, dass Porsche möglicherweise eine bedeutende Rolle übernehmen könnte, was Hoffnung auf eine finanzielle Rettung gibt. Dennoch bleibt die Zukunft des Unternehmens ungewiss, da die Kapitalherabsetzung auf null Euro für bestehende Aktionäre extrem nachteilig wäre.

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