Semperit in Deutschland : Streik bei Semperit: 72-Stunden-Aufstand für faire Löhne und bessere Arbeitsbedingungen

Protest or public demonstration, focus on microphone, blurred group of people in the background

Bei Semperit im deutschen Nordrhein-Westfalen wird seit Mittwochmorgen gestreikt

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Im Werk von Semperit Profiles Leeser in Hückelhoven-Baal herrscht seit Mittwochmorgen 9:00 Uhr Stillstand: Die Maschinen sind ausgeschaltet, und statt in der Produktionshalle sind die Mitarbeiter draußen vor dem Werkstor versammelt. Anstelle ihrer üblichen Arbeitskleidung tragen sie Warnwesten.

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- © Industriemagazin

210 Mitarbeiter legen die Arbeit nieder

Zum dritten Mal in diesem Jahr legen die 210 Produktionsmitarbeiter ihre Arbeit nieder. Trotz der gedrückten Stimmung unter dem roten Streikzelt der Chemiegewerkschaft IGBCE, das auf dem Semperit-Gelände errichtet wurde, bleiben die Beschäftigten entschlossen. Sie kämpfen weiterhin für höhere Löhne, bessere Arbeitsbedingungen und vor allem für die Anbindung an einen Tarifvertrag.

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Nachdem zwei vorangegangene Warnstreiks im gewerkschaftlichen Kampf um bessere Löhne und Arbeitsbedingungen bei der Semperit-Tochter Semperit Profiles Leeser in Nordrhein-Westfalen aus Sicht der Arbeitnehmervertretung ohne Erfolg geblieben sind, wurde nun zu einem Streik aufgerufen. Die zuständige Gewerkschaft teilte der APA am Donnerstag mit, dass der Druck auf den Arbeitgeber durch einen bereits am Mittwoch begonnenen 72-stündigen Streik erhöht werde.

"Bei Semperit Leeser an unserem Standort in Hückelhoven produzieren wir Dichtungen, die bei Fenstern und Türen neu errichteter Gebäude verwendet werden. Damit hängen wir sehr stark von der Bauindustrie ab, die sich unverändert in einer schweren Krise befindet", hieß es von einer Semperit-Sprecherin. "Einige unserer Mitbewerber haben sogar bereits teilweise Standorte von Deutschland ins Ausland verlagert." Semperit hingegen wolle den Standort Hückelhoven langfristig absichern, so die Sprecherin. In den vergangenen Jahren sei kontinuierlich in Mitarbeiter und Produktion investiert worden. "Das wollen wir auch weiterhin tun."

Belegschaft kämpft für Tarifvertrag und bessere Arbeitsbedingungen

"Schon seit Jahren kämpfen die Beschäftigten von Semperit (bei der deutschen Tochter mit Sitz in Hückelhoven-Baal, Kreis Heinsberg, Anm.) mit unzureichenden Arbeitsbedingungen und fehlender Tarifbindung, was sich in unfairen Löhnen und unsicheren Arbeitsplätzen ausdrückt", erklärte der zuständige IGBCE-Gewerkschaftssekretär Martin Droigk in einer schriftlichen Mitteilung. Dies solle nun ein Ende haben. Am Standort sind 210 Mitarbeiter beschäftigt.

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Gemeinsam setzen sich Belegschaft, Betriebsrat und Gewerkschaft für höhere Löhne, bessere Arbeitsbedingungen und mehr Anerkennung der täglichen Arbeit der Beschäftigten ein. Ein Tarifvertrag für den Standort Hückelhoven-Baal, der zunächst von der Geschäftsführung in Aussicht gestellt, dann jedoch wieder zurückgezogen wurde, steht im Mittelpunkt ihrer Forderungen. „Nach diesen 72 Stunden hoffe ich auf ein Einlenken der Konzernspitze in Wien – falls der Kontakt weiter auf Eis liegt, geht es mit unserem Arbeitskampf weiter“, so Droigk.

Schon nach dem Streik im April erklärte eine Unternehmenssprecherin, dass sowohl die Inflationsprämien als auch der erhöhte Urlaubsanspruch bereits in der Vergangenheit umgesetzt worden seien. „So haben wir sowohl im Jahr 2023 als auch 2024 jeweils im Januar Inflationsprämien von jeweils 1500 Euro ausbezahlt, zusätzlich zu Lohnanhebungen in beiden Jahren und einer weiteren Einmalzahlung am Standort in diesem Jahr. Auch ist der Mindesturlaubsanspruch seit Ende 2022 von 24 Tagen auf nunmehr 30 Tage gestiegen.“

Der Warnstreik begann am gestrigen Mittwoch mit der Frühschicht und soll am Samstag um 6 Uhr enden. Am Freitag, den 23. August, ist um 10 Uhr eine Demonstration geplant.