OMV Spionage : OMV-Spionage: Mutmaßlicher Spion lieferte brisante Konzern-Daten an Russland

Ein Mitarbeiter des österreichischen Öl-, Gas- und Chemiekonzerns OMV soll einem Medienbericht zufolge als mutmaßlicher Spion für Russland enttarnt worden sein
- © OMVEin Mitarbeiter des österreichischen Energiekonzerns OMV steht laut einem Bericht des Magazins Profil im Verdacht, für den russischen Geheimdienst spioniert zu haben. Die Direktion für Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) habe den Mann demnach über einen längeren Zeitraum überwacht. Die OMV habe sich nach eigenen Angaben umgehend von dem Verdächtigen getrennt. Das Außenministerium reagierte ebenfalls und zitierte den russischen Geschäftsträger ins Ministerium.
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Nach Berichten von Profil pendelte der mutmaßliche Spion zwischen Abu Dhabi und Wien, wobei er bei Aufenthalten in Wien regelmäßig Treffen mit dem russischen Diplomaten hatte, um „ausführlich über den Stand der Dinge zu berichten“. Zudem war der Verdächtige demnach als leitender Mitarbeiter bei OMV tätig, was ihm Zugang sowohl zu vertraulichen Informationen bei OMV selbst als auch zu den Geschäftsfeldern von ADNOC verschaffte, besonders im Vorfeld der geplanten Fusion der Polyolefin-Sparten von Borealis und Borouge.
Laut Profil wurde der Mann von westlichen Nachrichtendiensten als möglicher Agent des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB eingestuft. Bei einer Hausdurchsuchung seien zahlreiche interne OMV-Unterlagen sichergestellt worden. Gegen den Verdächtigen läuft ein Strafverfahren, er befindet sich jedoch auf freiem Fuß.
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Diplomatischer Eklat: Österreich fordert Verzicht auf Immunität für russischen Gesandten
Bei einer Hausdurchsuchung stießen Ermittler auf eine große Menge vertraulicher und klassifizierter Unterlagen. Die sensiblen Dokumente werden derzeit ausgewertet. Laut „Profil“ handelt es sich bei dem Verdächtigen um einen eingebürgerten Staatsbürger aus Osteuropa – er befindet sich aktuell auf freiem Fuß.
Der Österreichs Staatsschutz (DSN) verfolge den Fall seit Monaten – der Mitarbeiter war Ziel von Überwachungsmaßnahmen. Es sei unklar, wie lange die mutmaßliche Spionagetätigkeit bereits andauere und ob der Verdächtige allein gehandelt habe.
Ein Sprecher des Außenministeriums erklärte auf APA-Anfrage: „Nachdem das Außenministerium von den Vorwürfen und dem anhängigen Strafverfahren gegen einen russischen Diplomaten erfahren hat, ist in Absprache mit den zuständigen österreichischen Behörden umgehend der Geschäftsträger der russischen Botschaft in Wien ins Außenministerium zitiert worden.“ Die russische Seite sei dabei aufgefordert worden, auf die diplomatische Immunität des Betreffenden zu verzichten. Sollte dies nicht geschehen, gelte der Diplomat „gemäß Artikel 9 des Wiener Übereinkommens über diplomatische Beziehungen als unerwünschte Person (persona non grata) und müsse das Bundesgebiet innerhalb der gesetzten Frist verlassen“.
Auf Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters teilte der Konzern mit, dass man eng mit den zuständigen Behörden zusammenarbeite. „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir aus datenschutzrechtlichen Gründen weitere Details zu individuellen Arbeitsverhältnissen nicht kommentieren können“, hieß es weiter.
Brisante Verbindung: Mutmaßlicher OMV-Spion hatte Zugang zu ADNOC-Fusionsplänen
Dem Profil-Bericht zufolge war der langjährige OMV-Mitarbeiter zeitweise an die Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) entsandt worden – einem Miteigentümer der OMV und Partner bei der geplanten Milliardenfusion zwischen Borealis und Borouge, die bis Anfang 2026 umgesetzt werden soll. Der mutmaßliche Spion soll sowohl bei OMV als auch bei ADNOC Zugang zu internen Informationen gehabt und diese bei Treffen in Wien an den russischen Diplomaten weitergegeben haben. Ob der Mann allein gehandelt hat oder wie lange die mutmaßliche Spionagetätigkeit andauerte, ist bislang unklar.
Das Magazin Profil hebt hervor, dass die Person mindestens einmal zeitweise zu ADNOC entsandt worden sei – ADNOC ist mit rund 25 % an der OMV beteiligt. Zudem sei geplant, die Polyolefingeschäfte von Borealis (zu OMV gehörend) und Borouge (Unternehmen mit ADNOC-Beteiligung) zu fusionieren. Der neue Konzern soll ein Unternehmenswert von etwa 60 Milliarden US-Dollar haben.