Ruhdorfer Holz Leadership : Holzindustrieller Anton Ruhdorfer: „Das Unternehmen ist seit jeher ein Generationenprojekt"

Holzunternehmer Anton Ruhdorfer: Die Lage Kärntens sei nachgerade ideal: „Zwei Stunden nach Wien – und zwei Stunden ans Meer".
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Wer das Gurktal in Kärnten durchstreift hat, weiß was die Region prägt: Wälder, Berge – und dazwischen Betriebe, die seit Jahrzehnten mit dem Werkstoff Holz arbeiten. Einer von ihnen ist die Bruno Ruhdorfer GmbH in Strassburg. Gegründet in den 1920er-Jahren, hat sich das Unternehmen über vier Generationen hinweg vom kleinen Sägewerk zu einem international tätigen Holzverarbeiter entwickelt. Heute steht mit Anton Ruhdorfer die nächste Generation bereit, die Geschichte fortzuschreiben.
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Die Entwicklung des Familienbetriebs ist eng mit der Kärntner Holzindustrie verwoben. Der Urgroßvater startete mit einem lokalen Sägewerk, der Großvater baute die Kapazitäten aus und modernisierte. 1986 übernahm Vater Bruno Ruhdorfer – und setzte neue Akzente: Er rückte den Holzhandel stärker in den Mittelpunkt, erschloss Exportmärkte, vor allem Italien, und beteiligte sich an Partnerschaften, etwa mit der Säge Hirt GmbH oder in der späteren HS Timber Group. In den 2010er-Jahren folgte eine entscheidende Investition: Der Bau eines Hobelwerks, mit dem Schnittholz weiterveredelt werden konnte. 2020 schließlich der nächste Schritt – trotz Pandemie und unsicherer Baukonjunktur: Für rund sechs Millionen Euro wurde eine moderne Produktionsanlage für Konstruktionsvollholz (KVH) errichtet.
KVH gilt als Schlüsselprodukt für den modernen Holzbau. Heute verantwortet Anton Ruhdorfer als Projektleiter diesen Bereich. Er kümmerte sich zunächst um Genehmigungen, die technische Umsetzung und die Markteinführung. Mittlerweile läuft die Produktion und er ist beim KVH-Projekt und auch im Hobelwerk als Betriebsleiter tätig. Die Ausgangslage in seiner Domäne ist herausfordernd. „Die Bauwirtschaft liegt am Boden“, sagt Ruhdorfer. Viele Projekte wurden verschoben, die Nachfrage ist schwach. Dennoch bleibt er überzeugt: „Das lässt sich aussitzen". Als Familienbetrieb habe man gelernt, mit Krisen umzugehen. "Langfristig wird Holzbau im Wohn- und Gewerbebereich eine noch größere Rolle spielen“, sagt er. Das Unternehmen setzt auf Internationalität. Neben Österreich zählen Slowenien, Italien und Deutschland zu den wichtigsten Absatzmärkten. Die Exportquote liegt bei rund 80 Prozent.
Dass Anton Ruhdorfer Verantwortung übernehmen würde, war früh klar – doch der Weg dahin führte nicht geradlinig ins Familienunternehmen. Nach dem Holztechnikum Kuchl, dem goldenen Weg vieler Nachwuchskräfte in der Branche, sammelte er Erfahrungen im Ausland. In Kanada und den USA lernte er die Abläufe großer Sägewerkskonzerne kennen. Stationen bei Lenzing und im Wirtschaftsministerium – unter Ministerin Margarete Schramböck – öffneten weitere Perspektiven. „Mein Vater hat mir immer geraten, den Blick zu weiten, andere Kulturen und Märkte kennenzulernen", erzählt er. Zurück in Kärnten brachte er dieses Wissen in die Praxis. Heute verbindet er das Internationale mit dem Regionalen: den Aufbau neuer Märkte, die Nähe zu Kunden in Italien oder Deutschland – und zugleich die Verwurzelung in Straßburg, wo die Zentrale und die Produktionsanlagen stehen.
Ruhdorfer sieht sich nicht nur als Projektleiter, sondern als Mitgestalter der Unternehmensstrategie. Digitalisierung, Automatisierung und Effizienzsteigerungen in der Produktion sind für ihn ebenso wichtig wie die Stärkung der Marke am Markt. Gleichzeitig bleibt die Unternehmenskultur familiär. Sein jüngerer Bruder Alexander – Absolvent der Betriebswirtschaft – ist ebenfalls eingebunden. „Das Unternehmen ist seit jeher ein Generationenprojekt", schmunzelt Anton Ruhdorfer.
Parallel engagiert sich Anton Ruhdorfer in der Jungen Wirtschaft und der Jungen ÖVP. Dort will er die Anliegen junger Unternehmer sichtbar machen – von Bürokratieabbau bis zur Förderung nachhaltiger Baustoffe. Und er ist seit kurzem Sprecher einer Initiative bei ProHolz namens ProHolz Next Generation: Hier wird versucht, die nächste Generation an Führungskräften und Unternehmern aus der Holzindustrie zu vernetzen.
Privat sucht der 30-Jährige Ausgleich in der Natur. Skitouren im Winter, Radfahren und Wandern im Sommer gehören genauso dazu wie Reisen. Die Lage Kärntens bezeichnet er nachgerade ideal: „Zwei Stunden nach Wien – und zwei Stunden ans Meer.“
Die nächsten Jahre werden jedenfalls sportlich. "Gerade in einer Branche wie der Holzverarbeitung, wo Zyklen lang und Investitionen hoch sind, braucht es Planungssicherheit“, sagt er. Die Nachfrage nach KVH und anderen Holzprodukten hängt unmittelbar an der Baukonjunktur, die sich erst erholen muss. Doch Anton Ruhdorfer ist überzeugt: „Holz ist der Baustoff der Zukunft."