HAI-Chef van Gils über Europas Ohnmacht : HAI-Chef van Gils: "Die Politik darf sich nicht wundern, wenn Auftrag um Auftrag verloren geht"

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HAI-Chef Rob van Gils: Zeug "zum big bang"

- © Thomas Topf

Er sei, auch wenn es immer schwerer fällt, "ein überzeugter Freihändler", sagt Rob van Gils, CEO des Aluminiumhalbzeugeherstellers Hammerer Aluminium Industries. Freilich einer, der zuletzt nicht umhin gekommen ist, einen gewissen Protektionismus mit ins Denken aufzunehmen. Europa müsse sich von seiner Blauäugigkeit lösen, dass fairer Wettbewerb ohne Spielregeln funktioniert, sagt der HAI-Chef.


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So beobachtet er, wie chinesische Unternehmen in nicht der EU zugehörigen europäischen Staaten wie Serbien oder der Türkei derzeit massiv investieren und dort bisweilen hochsubventionierte Fertigungsstandorte hochziehen. Für sie gelte kein Green Deal und sie würden das Lieferkettengesetz wohl nur am Papier respektieren, sei zu befürchten. "So können Sie aus diesen low-Cost-Ländern in der Folge dank Freihandelsabkommen zollfrei in den europäischen Markt einführen", sagt van Gils.

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Wenn man dies zulässt, so der Manager, dürfe man sich eben auch nicht wundern, wenn den EU-Wettbewerbern "Auftrag um Auftrag verloren geht". Er sieht, werde nicht hart gegengesteuert, eine schleichende Gefahr für Europas etablierte Industrien. Mit Zeug "zum big bang", so van Gils.

Auch deshalb hat er mit einer gewissen Genugtuung vernommen, dass in von der Leyens Rede schon im dritten Satz von Industrie die Rede war, während diese in vielen anderen Reden gänzlich ausgespart blieb. Doch es dürfe nicht bei Worthülsen bleiben, sagt der HAI-Chef. Die überdurschschnittlich hohen Energie- und Personalkosten seien nur ein Teil des Problems.

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Das andere die enormen bürokratischen Aufwände. "Offenbar hat man unterschätzt, welche bürokratischen Monster hier etwa über die Lieferketten scharf geschaltet werden", sagt van Gils. Hoffnung hat er, dass Instruemente wie der Critial Raw Materials Act oder der Net Zero Industry Act Abhängigkeiten von globalen Mitstreitern wie etwa in Asien reduzieren. "Europa hat jetzt einen Werkzeugkoffer, in den jetzt auch die richtigen Werkzeuge eingelegt werden müssen", so der Manager.

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Rob van Gils: Die überdurschschnittlich hohen Energie- und Personalkosten seien nur ein Teil des Problems. - © Thomas Topf