Saori Dubourgs ersten 100 Tage im Amt : Greiner-CEO Dubourg: "Was wir sagen, tun wir auch"

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Saori Dubourg, CEO Greiner AG: "Geradlinigkeit ist unumgänglich."

- © Greiner AG; Silvia Wittmann

Diese Frau steht für Geradlinigkeit. Marktpositionierung, Reaktionen auf schwächelnde Nachfrage, Produktionsauslastung - Saori Dubourg fährt ungern einen Schlingerkurs. Schon bei ihrem früheren Brötchengeber BASF hatte sie das verinnerlicht. Ihr neuer Job an der Greiner-Spitze, den sie seit März heurigen Jahres bekleidet, führt das fort.

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"In einem DAX-Konzern gibt es die gleichen Fragestellungen zur Transformation, die alle beschäftigt", sagt Dubourg. Es gibt die "gleiche Unsicherheit und den gleichen Tatendrang", möglichst schnell wieder in ruhigeres Fahrwasser zu kommen. Nun also Greiner. Ein Unternehmen inmitten der Transformation, für das es zuletzt Nachfrageeinbrüche in nahezu allen Märkten setzte.

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Neue Strategie: Saori Dubourg setzt auf HR und Nachhaltigkeit

Jetzt soll es die neue Gruppenstrategie, in der finanzielle Performance, Zirkularität, HR sowie Globalisierung in alle taktischen und operativen Entscheidungen einfließen, richten. Und die Frau an der Spitze. "In den ersten Wochen von Saori Dubourg lässt sich erkennen, dass vor allem die Bereiche Human Resources und Nachhaltigkeit weiter aufgewertet werden", hört man im Unternehmen. Dubourgs übergeordnete Mission: Über "gute Entscheidungen" Werthaltigkeit zu schaffen.

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Welche Entscheidungen also stehen in dem Unternehmen an und wie will Dubourg, die dem Grundsatz folgt "das, was wir denken, auch zu sagen und das, was wir sagen, auch zu tun", Greiner in die Erfolgsspur zurückbringen? Das Unternehmen aus Kremsmünster erwartet 2024 weiterhin ein volatiles Marktumfeld mit steigenden Kosten, insbesondere im Personalbereich. "Der Personalstand ist stabil", heißt es im Unternehmen. In Zukunft wolle man stärker darauf schauen, "wo die gruppenweite Zusammenarbeit intensiviert werden kann".

Effizienzsteigerungsprogramme gibt es etwa im Bereich der spartenübergreifenden HR - Stichwort gruppenweites Talente-Management als Maßnahme zur Mitarbeiterbindung und gegen den Fachkräftemangel. Zu Veränderungen kommt es auch im Bereich der IT – wobei auch hier kein Stellenabbau vorgesehen ist. Bis Mitte 2025 werden vier IT-Organisationen der Gruppe zu einer Abteilung zusammengelegt.

Greiner-Campus in Kremsmünster
Greiner-Campus in Kremsmünster - © Greiner

Saori Dubourg: Neue CEO der Greiner AG mit globaler Managementerfahrung

Saori Dubourg ist gebürtige Augsburgerin und führt seit März 2024 die Greiner AG. Sie studierte BWL an der Universität Trier und startete ihre Karriere bei BASF, dem weltweit größten Chemiekonzern, im Jahr 1996. Sie war dort in operativen Managementpositionen in Ludwigshafen sowie an Standorten in den USA, China, Japan und Singapur tätig. Neben den verschiedenen operativen Geschäftsbereichen war sie auch für die Leitung des Nachhaltigkeitsboards zuständig. Von 2017 bis 2023 war sie Mitglied des Vorstands.

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Neben ihrer Managementfunktion bei BASF war sie Mitglied der High Level Industrial-Gruppe der EU-Kommission und wirkte in dieser Funktion an einem Visionspapier für Europa 2030 mit. Zudem ist sie unter anderem Mitglied des Rats für nachhaltige Entwicklung der deutschen Bundesregierung und Mitglied im Lenkungsausschuss der Impact Taskforce, die unter der britischen G7-Präsidentschaft 2021 gegründet wurde. Neben ihrer Muttersprache Deutsch spricht Dubourg fließend Englisch und Französisch sowie Japanisch.

Bei Greiner gibt es eine andere Langfristigkeit als in einem DAX-Konzern. Hier geht es darum, generationenübergreifend zu denken.
Saori Dubourg, CEO von Greiner

Greiner analysiert Herausforderungen und Erfolge in Packaging, Neveon und Bio-One

Nachfrageseitig zeichnet sich kein einheitliches Gruppenbild ab. Die Performancesteigerung sei angesichts der Markt- und Kostensituation für alle drei Sparten - Greiner Packaging, Neveon und Greiner Bio-One - "herausfordernd", heißt es im Unternehmen. Bei Greiner Packaging erweist sich die Geschäftslage im laufenden Jahr am stabilsten - trotz der spürbaren Verschiebung von Premium- hin zu günstigeren Verpackungen. "In einzelnen Bereichen ist bereits ein leichtes Mengenwachstum zu erkennen", heißt es bei Greiner. Insbesondere die air up-Flaschen seien ein erfolgreiches Produkt. Im Vorjahr wurde die Produktion der Flaschen von China nach Kremsmünster geholt - bei voll gegebener Profitabilität.

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In der Medizintechniksparte wird im Bereich Preanalytics wieder mehr bestellt, wodurch die Zahlen besser geworden sind. Im Bereich BioScience ist die Lage angespannt und es müssen die operativen Prozesse weiter optimiert werden. Hier werden erst für 2025 stärkere Abrufe erwartet. In der Schaumstoffsparte zeichnen sich gute Entwicklungen im Aviation-Bereich ab, also bei den Schaumstoffen für Flugzeugsitze, weil Fluggesellschaften wieder mehr in Refurbishment investieren.

Greiner CEO Saori Dubourg
Saori Dubourg: "Bei Greiner gibt es eine andere Langfristigkeit als in einem DAX-Konzern." - © GREINER AG; Michaela Kraus

Greiner Innoventures: Fokus auf kreislauffähige Geschäftsmodelle

Bei Greiner Innoventures, dem Start-up Hub von Greiner, kam es bereits im Sommer 2023 zu einer strategischen Neuausrichtung: Der Innovationsarm fokussiert sich nun noch stärker auf kreislauffähige Geschäftsmodelle und damit verbundene Fragestellungen der Sparten und Kunden. "Das langfristige Ziel dabei ist, aus Beteiligungen und Spin-offs neue Bausteine des Greiner Portfolios zu entwickeln", heißt es. Diese Strategie werde unter Dubourg, die als Tochter eines mittelständischen Unternehmers aufgewachsen ist, weiterverfolgt und weiterentwickelt.

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Die neue Greiner-Chefin wird auch neue Wachstumsmärkte identifizieren müssen. Greiner sucht nach Möglichkeiten, die Geschäftstätigkeiten zu erweitern, sowohl organisch als auch durch M&A. Insbesondere der nordamerikanische Markt wird aktuell genauer sondiert. Und das Unternehmen plant im aktuellen Geschäftsjahr über 100 Millionen Euro zu investieren – etwa 45 Prozent dieses Investitionsvolumens wird in Österreich und dabei großteils für Maschinen und Anlagen aufgewendet. Dubourg: "Bei Greiner gibt es eine andere Langfristigkeit als in einem DAX-Konzern. Hier geht es darum, generationenübergreifend zu denken.“