Wolfgang Rapberger : BRP-Rotax: "Können Forderungen in der Lieferkette beurteilen"

Wolfgang Rapberger, BRP-Rotax: "Mehr Flexibilität bei Bestimmungen zur Rot-Weiß-Rot-Karte"
- © BRP-RotaxINDUSTRIEMAGAZIN: Herr Rapberger, vor ziemlich genau einem Jahr berichteten Sie über die Rekordauslastung am Standort Gunskirchen. Konnten Sie den Schwung ins laufende Jahr mitnehmen?
Wolfgang Rapberger: Die Nachfrage nach unseren Produkten über unser gesamtes Produktportfolio und unsere Märkte hinweg ist auch zu Beginn der zweiten Jahreshälfte unverändert hoch. Mit den derzeitigen Verbesserungen in der Lieferkette und unseren zusätzlichen Produktionskapazitäten befinden wir uns in einer guten Position.
Wie teuer ist das Produzieren aktuell? Haben Sie die Energiekosten im Griff?
Rapberger: Zur Versorgungssicherheit und besseren Planbarkeit für unser Unternehmen haben wir eine Strompreisfixierung über einen längeren Zeitraum vorgenommen. Dabei setzen wir ausschließlich auf grünen Strom. Zudem haben wir uns intensiv mit der systematischen Identifikation und Umsetzung von innerbetrieblichen Energieeinsparungsmaßnahmen auseinandergesetzt. In diesen Prozess haben wir alle Mitarbeiter eingebunden. Als große Maßnahme ist hier vor allem der Start und die Priorisierung von Projekten mit Nutzung von Produktionsabwärme mittels Wärmepumpen zu nennen.
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Dabei wird entstehende Abwärme – wie etwa in der Kurbelwellenproduktion beim Härterei-Prozess – nicht vernichtet, sondern weiter im Betrieb eingesetzt. Die Nutzung dieser Technologie werden wir in Zukunft auch noch stärker priorisieren und in unterschiedlichen Bereichen zum Einsatz bringen. Zudem sind wir laufend auf der Suche nach weiteren nachhaltigen Lösungen, die wir praktisch im Unternehmen nützen können. So setzen wir beispielsweise auch auf Brunnenwasser zur Kühlung unseres Shopfloors.
Welche Prozesse im Unternehmen sind am energieintensivsten?
Rapberger: Die Bearbeitungsprozesse in der Fertigung von Motorenteilen – dazu zählen unter anderem die CNC-Bearbeitungszentren mit der Bearbeitung von Aluminiumteilen, der Härterei-Prozess von Stahlteilen sowie die Nutzung der Hochdruckreinigungsanlagen.

BRP-Rotax: Kosten entlang der Lieferkette
Welche Energieformen nutzt BRP-Rotax und wie werden die Bedarfe über 2022 hinaus gedeckt?
Rapberger: Bei Rotax nutzen wir elektrische Energie, Wärmeenergie und mechanische Energie. Um den Bedarf für das kommende Jahr zu sichern, setzen wir auf längerfristige Verträge für Strom und Gas. Gleichzeitig arbeiten wir aber bereits an nachhaltigen Projekten zum Ausstieg aus Erdgas und den Umstieg auf die Nutzung von Produktionsabwärme mittels Wärmepumpen. Auch im Bereich der Stromerzeugung arbeiten wir bereits an Projekten zur alternativen Stromgewinnung.
Wie kriegen Sie die Kostensteigerungen entlang der Lieferkette in den Griff?
Rapberger: Wir verfolgen die Preisentwicklungen am Weltmarkt sehr genau, um beurteilen zu können, ob Forderungen in der Lieferkette gerechtfertigt sind oder nicht. Wir erwarten auch, dass unsere Lieferanten einen erheblichen Teil der erhöhten Kosten durch Produktivitätssteigerungen kompensieren können. Somit versuchen wir also die Kostensteigerungen möglichst gering zu halten. Ein ebenso großer Fokus liegt für uns aber auch in der kontinuierlichen Kostenreduktion innerhalb des Unternehmens. Dafür haben wir ein eigenes Kostensenkungsprogramm entwickelt, das uns im Cost Engineering, Risk Management, Scouting sowie der Prozess-Standardisierung mit intelligenten Systemen unterstützt.
Was wünschen Sie sich von der Politik?
Rapberger: Die Erwartungen an die Politik liegen darin, dass die Lohnnebenkosten gesenkt sowie Energiekostenzuschüsse erteilt werden, um die Industrie zu unterstützen. Außerdem sollten Ausbildungen speziell im technischen Bereich forciert und Bestimmungen in Bezug auf beispielsweise die Rot-Weiß-Rot-Karte flexibler gestaltet werden.
