Elektromobilität : BRP-Rotax-Manager Rapberger: "Noch 2022 E-Antriebskomponenten aus Gunskirchen"
INDUSTRIEMAGAZIN: Ihr Mutterkonzern BRP investiert 300 Millionen in die Entwicklung und Produktion von neuen Elektromotoren. Wie hoch ist das Investment in Gunskirchen?
Wolfgang Rapberger: Unser kanadischer Mutterkonzern BRP wird bis Ende 2026 in jeder einzelnen Fahrzeuglinie serienmäßig auch Elektromodelle einführen. Dieser richtungsweisende Entschluss ist auch von entscheidender Bedeutung für Rotax: So werden die benötigten Hochleistungs-Elektroantriebskomponenten zukünftig in Oberösterreich entwickelt. Dazu investieren wir u.a. in diesem Sommer in den Bau eines neuen R&D-Gebäudes mit modernster Infrastruktur und schaffen damit Platz für bis zu 200 hochqualifizierte Ingenieur:innen. Auch für die Fertigung haben wir bereits eine neue Produktionshalle errichtet und werden damit noch heuer Elektroantriebskomponenten direkt in Gunskirchen herstellen können. Doch es hört bei uns nicht bei Gebäuden und Maschinen auf. Wir geben rund sechs Prozent unseres Umsatzes für den Bereich der Entwicklung aus.
Wie viele neue Arbeitsplätze werden durch die Transformation geschaffen?
Rapberger: Zum einen kreieren wir Arbeitsplätze für Ingenieur:innen im Bereich alternative Antriebe und zum anderen werden auch Arbeitsplätze für die Fertigung und Produktion entstehen. Unsere ambitionierte E-Zukunft ist also auch gewissermaßen eine Transformation für uns als Arbeitgeber. Sowohl durch neue Mitarbeiter:innen als auch durch den Transfer von bestehenden Mitarbeiter:innen in neue Aufgabenbereiche.
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Sind die Anforderungsprofile schon definiert worden?
Wir befinden uns seit längerer Zeit in einem intensiven Entscheidungsprozess bzgl. der Technologien, die wir zukünftig in Gunskirchen entwickeln und produzieren wollen. Basierend auf diesen Erkenntnissen arbeiten wir die entsprechenden Strukturanpassungen und neue Anforderungsprofile unserer Mitarbeiter:innen aus.
Es entstehen qualitativ hochwertige Arbeitsplätze. Werden diese auch nach KV-Vertrag entlohnt?
Rapberger: Bei Rotax legen wir einen großen Fokus auf unser Mitarbeiter:innen und eine der vier Säulen unserer langfristigen Strategie heißt „employee experience“, also Mitarbeitererlebnis. Hier stellen wir uns die Frage, was wir tun können, um die Zufriedenheit und Zustimmung unserer Mitarbeiter:innen permanent zu steigern. So sind Sicherheits- und Gesundheitsprogramme für uns wichtige Bestandteile unserer Unternehmenskultur. Wir betreiben ein eigenes Fitness Center und organisieren zahlreiche Workshops wie etwa: gesunde Ernährung speziell im Schichtbetrieb, Ergonomie im Büro und Nichtraucherseminare sowie Workshops zum Stressmanagement. Dazu kommt ein eigenes Betriebsrestaurant mit täglich frisch gekochtem Essen aus regionalen und gesunden Zutaten uvm.
In Hinblick auf die Entlohnung sind für uns die bestehenden Kollektivverträge immer die Basis, aber wir messen uns am Wettbewerb und passen unsere Gehälter natürlich auch entsprechend auf den Markt an.
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"Von jedem Teammitglied wird nicht nur erwartet, sich Herausforderungen zu stellen, sondern auch selbst herauszufordern, um Neues zu schaffen", heißt es in der Jobbeschreibung von Tesla für das neue Werk in Grünheide. Wie lautet Ihre Vision?
Rapberger: Wir bieten unseren Kund:innen ultimativen Fahrspaß mit den hochwertigsten Technologien am Markt. Unsere Mitarbeiter:innen teilen diese Leidenschaft und sind motiviert für unsere Kunden, die besten Produkte zu kreieren und Produkte für eine nachhaltige Zukunft im Powersport aktiv mit zu gestalten.
Wie werden sich die Betriebsabläufe ändern? Werden durch die neue Fertigung die Betriebsabläufe optimiert? Entsteht ein völlig neues Layout in der Fertigung?
Rapberger: Da sind wir gut gewappnet. Eine unserer Stärken als Unternehmen ist es, dass wir mit Veränderungen gut umgehen können. Wir haben von 2012 bis 2020 mit unserer Strategie „Gunskirchen 2020“ bereits viele Veränderungen umgesetzt. Unsere Fertigung und Montage wurde völlig neu strukturiert, mit neuen Layouts und neuen Wertschöpfungsflüssen. Viele unsere Mitarbeiter:innen mußten sich auf einen neuen Job bewerben und haben diese Veränderung mit Leidenschaft. Wir betrachten dies als Stärke unseres Unternehmens. Mit unserer E-Offensive wird es auch wieder zu großen Veränderungen im Layout unsere Produktion kommen. Aktuell sind wir auf unserem Weg zur Smart Factory. Wir überarbeiten und digitalisieren unsere Abläufe.
Wie werden die Mitarbeiter geschult?
Rapberger: Auf Schulungen legen wir viel Wert und gerade bei Veränderungen gibt es einen großen Bedarf zu den Themen Hardware, Software und Elektronik. Dafür haben wir mit der ROTAX Academy ein eigenes Schulungszentrum. Hier gibt es neben den Schulungen für unsere Mitarbeiter:innen auch die Möglichkeit für unsere Lehrlinge z.B. ihre Matura zumachen oder sich auf ein Studium vorzubereiten. Auch externe Interessent:innen können unsere Angebote nutzen. Sehr stolz sind wir auch auf unser „Virtuell Reality Job Assessment“-Programm. Hier können in einer virtuellen Umgebung verschiedene Arbeitsumgebungen abgebildet werden, um beispielsweise die Motorenmontage zu erproben und Genauigkeit sowie Schnelligkeit zu trainieren. Die ROTAX Academy und die von uns entwickelten Tools sind ein Garant für eine gute und erfolgreiche Schulung.
CV von Wolfgang Rapberger
Wolfgang Rapberger, 56 Jahre
Funktionen
General Manager BRP-Rotax, Representative of the Management Board
VP Global Sourcing Powertrain (Gunskirchen, Hongkong, Queretaro)
VP Operations Gunskirchen - Planning - Assembly - Logistic - Quality Prototyping & Toolshop - Industrial Engineering - Prototyping & Toolshop - Machining - BRPMS / CSR
Stationen bei BRP
▪ General Manager BRP-Rotax 2019 – up to now
▪ VP Global Souring & Operations Powertrain 2015 – up to now
▪ VP Value Chain 2012 – 2015
▪ VP Material Management and Marketing 2004 – 2012
▪ Director Material Management 2000 – 2004
▪ Director Marketing and Sales 1997 – 2000
▪ Product Management Motorcycle- and Kart-Engines 1991 – 1996
▪ Manager After Sales Service 1987 – 1990
▪ Marketing & Export 1983 – 1987
Ausbildung
▪ Engineer (mechanical engineering)
▪ MBA (international finance, global marketing)
▪ PhD (lean logistics)