So treffen Trumps Zölle die Industrie : Wie Trumps Zolldrohungen Autobauern zusetzen
Inhalt
- Ford-Chef: Trumps Zölle können US-Autobranche Milliarden kosten
- Drohungen Trumps belasten die Autoindustrie
- Wifo-Chef Felbermayr: US-Zölle gegen EU würden Österreich empfindlich treffen
- China kontert mit Importzöllen auf Kohle und Flüssigerdgas
- VDMA Österreich: "Made in U.S.A. wird von Trumps Zöllen nicht profitieren"
- BDI setzt Lobbyisten auf US-Regierung an
- SAG: Mexiko profitierte durch Nearshoring-Tendenz
- Engel Austria: Standort Mexiko wichtig für "Solution Centers" Strategie
- Wittmann Technology: In Mexiko beständig gewachsen
- VDMA: "Erhebliche Investitionen in die Produktion von Maschinen und Anlagen in Mexiko getätigt.“
- Deutsche Autobauer: In der Schusslinie
- Trumps Zollregime - und wie Europa reagiert
- Luxemburgs Premier Luc Frieden: "Wenn jemand einen Handelskrieg will, kriegt er ihn"
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Ford-Chef: Trumps Zölle können US-Autobranche Milliarden kosten
Ford-Chef Jim Farley hat das Weiße Haus gewarnt, dass langfristige Strafzölle von 25 Prozent auf Lieferungen aus Mexiko und Kanada die US-Autoindustrie schwer treffen würden. Dies werde amerikanische Hersteller Milliarden Dollar an Gewinnen kosten und schwere Folgen für Jobs in den USA haben, sagte Farley nach Vorlage von Quartalszahlen. US-Autoriesen wie Ford und General Motors hatten in den vergangenen Jahren die Produktion in den Nachbarländern ausgebaut.
US-Präsident Donald Trump verfügte jüngst zusätzliche Zölle von 25 Prozent auf Waren aus Mexiko und Kanada - schob sie dann aber schnell zunächst um 30 Tage auf. Farley argumentiert, dass Rivalen wie Hyundai, Kia und Toyota Millionen Fahrzeuge aus Südkorea und Japan in die USA ohne eine zusätzliche Belastung einführen könnten. Zugleich hätten das Weiße Haus und der Kongress zugesagt, die US-Autoindustrie zu stärken und nicht zu schwächen, sagte er im US-Sender CNBC.
Weiter hohe Verluste mit Elektroautos
Die Quartalszahlen zeigen, dass Ford die hohen Verluste in seinem Geschäft mit Elektroautos weiterhin nicht stoppen kann. Der Bereich fuhr operativ rote Zahlen von knapp 1,4 Milliarden Dollar (1,35 Mrd. Euro) ein. Es waren immerhin gut 180 Millionen Dollar weniger als ein Jahr zuvor. Farley hofft, das Ruder mit neu entwickelten Elektromodellen herumzureißen. Sie sollten "in ein paar Jahren" auf den Markt kommen.
Dank starker Verkäufe von Fahrzeugen mit Verbrenner-Motoren und Nutzfahrzeugen schaffte Ford unterm Strich einen Quartalsgewinn von 1,8 Milliarden Dollar. Im Vorjahresquartal hatte es noch einen Verlust von rund 500 Millionen Dollar gegeben. Der Umsatz stieg um fünf Prozent auf 48,2 Milliarden Dollar.
Die Ford-Aktie sackte im nachbörslichen US-Handel um mehr als vier Prozent ab. Der Konzern prognostizierte für das laufende Geschäftsjahr einen Rückgang des bereinigten operativen Gewinns auf 7 bis 8,5 Milliarden Dollar von 10,2 Milliarden Dollar 2024. Analysten hatten mit mehr gerechnet.
Drohungen Trumps belasten die Autoindustrie
Auch die Stimmung in der deutschen Autoindustrie hat sich zu Jahresbeginn auch wegen der wachsenden Sorge um die eigene Konkurrenzfähigkeit deutlich verschlechtert. Das Barometer für das Geschäftsklima sank im Jänner auf minus 40,7 Punkte, von minus 35,0 Punkten im Dezember, wie das Ifo-Institut am Mittwoch zu seiner Unternehmensumfrage mitteilte.
"Die Autoindustrie steckt in der Krise fest", kommentierte Ifo-Branchenexpertin Anita Wölfl die Entwicklung. "Vor allem sieht sie ihre Wettbewerbsposition ernsthaft in Gefahr." Denn ihre Position auf den Auslandsmärkten haben die Unternehmen im Jänner so schlecht bewertet wie noch nie – außerhalb und innerhalb der EU. Auch auf dem deutschen Markt haben sie demnach deutlich an Boden verloren. "Die starke Konkurrenz aus China, die Drohungen Trumps, demnächst auch Zölle auf US-Einfuhren aus der EU zu erheben, und die Belastungen im Inland setzen der deutschen Autoindustrie erheblich zu", sagte Wölfl.
VDA-Chefin Müller für Zusammenarbeit mit Trump
Wirtschaftliche Stärke ist nach Einschätzung des Auto-Branchenverbands VDA die beste Antwort auf den neuen US-Präsidenten Donald Trump. Dies sichere die Relevanz, die Europa jetzt umso mehr brauche, sagte VDA-Chefin Hildegard Müller kürzlich. Zugleich sprach sie sich für eine Zusammenarbeit mit Trump aus, der immer wieder mit Strafzöllen auf Waren aus der Europäischen Union droht. Die transatlantische Partnerschaft müsse erweitert werden. Europa würde bei einem Handelskrieg nur verlieren. Müller regte insbesondere eine Energie- und Kapitalmarktunion in Europa an.
Die Stimmung in der Autobranche wurde im Jänner sowohl von der aktuellen Geschäftslage als auch von den Erwartungen für die kommenden Monate nach unten getrieben. Die derzeitige Situation wurde mit minus 39,1 Punkten deutlich schlechter bewertet als im Vormonat (minus 32,6 Punkte). Die Erwartungen fielen von minus 37,3 Zählern auf minus 42,3 Punkte.
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Wifo-Chef Felbermayr: US-Zölle gegen EU würden Österreich empfindlich treffen
Mögliche US-Zölle auf Produkte aus der Europäischen Union (EU)würden den österreichischen Außenhandel nach Ansicht von Wifo-Chef Gabriel Felbermayr "empfindlich treffen", zumal sich die Güterexporte in die USA in den vergangenen Jahren gut entwickelt hätten. "Die USA waren ein Lichtblick in einer sehr düsteren wirtschaftlichen Lage", so der Ökonom am Dienstagabend in der "ZiB2". Generell wäre die EU von einem Handelskrieg dreimal so stark betroffen wie die USA.
Die von der Trump-Regierung bereits verhängten, aber teilweise ausgesetzten Handelszölle gegen China, Kanada und Mexiko dürften jedenfalls zu wirtschaftlichen Belastungen in Nordamerika und globalen Wachstumsdämpfern führen, wie aus einer am Mittwoch veröffentlichten Analyse des Wifo hervorgeht. So hätten laut den Berechnungen die auf Importe aus China verhängten Zölle und die chinesischen Gegenmaßnahmen einen leichten Rückgang des chinesischen BIP (-0,16 Prozent) und einen negativen Effekt auf die US-Wirtschaft (-0,11 Prozent) zur Folge.
Kräftige Einbußen für Mexiko und Kanada
Drastischer sind die Konsequenzen der zusätzlichen US-Zölle auf alle Importe aus Kanada und Mexiko sowie die Gegenmaßnahmen dieser Länder, die vorerst für die nächsten 30 Tage auf Eis gelegt wurden. Sollten diese Zölle halten, würde Mexiko mit einem Rückgang des realen BIP um minus 4,6 Prozent getroffen, während auch Kanada mit minus 2,97 Prozent deutliche Einbußen zu verzeichnen hätte.
Die USA selbst erleben in dem Wifo-Szenario einen Rückgang von 0,45 Prozent, da höhere Importkosten die Produktion verteuern und Konsumentenpreise steigen. "Die wirtschaftlichen Folgen dieser Eskalation sind erheblich und könnten langfristig zu tiefen Störungen der nordamerikanischen Handelsbeziehungen führen", erklärte Hendrik Mahlkow, Handelsexperte des Wifo.
Auch die mit Österreich stark verflochtene deutsche Wirtschaft muss durch die Zölle auf Importe aus Kanada, Mexiko und China mit negativen Folgen rechnen. Für den Fall, dass die Zölle auf Einfuhren aus Mexiko und Kanada doch kommen, rechnet das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) damit, dass die deutsche Wirtschaftsleistung 2026 um rund 0,4 Prozent niedriger ausfällt.
China kontert mit Importzöllen auf Kohle und Flüssigerdgas
China hat in Reaktion auf neue US-Zölle angekündigt, Importzölle auf bestimmte Güter aus den USA zu erheben, insbesondere auf fossile Energieträger. Sie sollen nächsten Montag in Kraft treten. US-Präsident Donald Trump hatte zuvor am Samstag ein Dekret über die Zollaufschläge für chinesische Produkte unterzeichnet. Es sieht einen zusätzlichen Satz von zehn Prozent auf die bereits bestehenden Zölle vor.
15 Prozent auf Kohle und Flüssigerdgas
Das Handelsministerium in Peking kündigte am Dienstag wenige Minuten nach Inkrafttreten der von Trump angekündigten Zölle 15 Prozent Importzölle auf Kohle und Flüssiggas sowie zehn Prozent auf Rohöl und einige Industrieprodukte aus den USA an.
In Trumps Dekret waren zunächst auch Zölle von bis zu 25 Prozent auf Produkte aus Kanada und Mexiko vorgesehen. Die Zölle auf mexikanische und kanadische Importe setzte Trump dann aber am Montag nach Gesprächen mit der mexikanischen Präsidentin Claudia Sheinbaum und dem kanadischen Premierminister Justin Trudeau für einen Monat aus. Zudem kündigte der US-Präsident baldige Gespräche mit China an.
Auch Europa hat Trump mit Zöllen gedroht. "Das wird definitiv für die Europäische Union passieren", sagte er Sonntag (Ortszeit). Zur Höhe der Zölle und zu möglicherweise betroffenen Produktgruppen machte Trump keine konkreten Angaben. Er sagte, es gebe keinen Zeitplan, aber es werde "ziemlich bald" geschehen.
VDMA Österreich: "Made in U.S.A. wird von Trumps Zöllen nicht profitieren"
Markus Baldinger, Vorsitzender des VDMA Österreich und Geschäftsführer Pöttinger Landtechnik sagt: „Mit der neuen Zollpolitik riskiert Donald Trump der amerikanischen Wirtschaft schwer zu schaden. Die Industriekunden in den USA sind häufig auf Technologien, Maschinen oder Anlagen aus Mexiko und Kanada angewiesen, die dort auch von Unternehmen aus der EU, in bestimmten Branchen auch aus Österreich, produziert werden. Diese Industriegüter können nicht ohne weiteres durch „Made in U.S.A.“-Produkte ersetzt werden. Der Wunsch mit den Zöllen, Druck auszuüben, für den US-Markt in den USA zu produzieren, könnte sich daher als Bumerang erweisen. Den Schaden wird letztlich in vielen Hinsichten auch die US-Industrie und deren Kunden tragen müssen.“
Österreichischer Maschinenbau wichtiger Partner der USA bei Modernisierung der Industrie
Baldinger ergänzt: „Die USA sind der wichtigste Handels- und Investitionspartner des österreichischen Maschinen- und Anlagenbaus außerhalb der EU. Ein großer Anteil der Maschinen- und Anlagenbau-Exporte sind Umwelttechnologien und Maschinen sowie Komponenten für die Modernisierung und Instandhaltung der amerikanischen Industrie. Insbesondere bei geringen Stückmengen, schwankender Auftragslage oder einzelne Projektgeschäften ist eine Produktionsverlagerung in die USA - mit oder ohne Zollbarrieren der USA gegen EU-Einfuhren - unrentabel. Der angedrohte US-Zollaufschlag auf alle Güter aus der EU würde damit zusätzlich dem „Made in U.S.A.“ schaden.“
Abgesehen von Fragen der Legalität dieser Einführung – immerhin verbindet die drei Länder ein Freihandelsabkommen, das Donald Trump in seiner ersten Amtszeit selbst verhandelt hat - sind die Zölle gegen Mexiko und Kanada, die nun vorerst für einen Monat ausgesetzt sind, ein harter Schlag für fast alle der rund 2100 deutschen und 400 Österreichischen Unternehmen in Mexiko.
Denn die Mehrzahl dieser Unternehmen, vom Stahlkonzern Voestalpine, der in Mexiko an mehreren Standorten ganze Karosseriebauteile produziert oder der Salzburger Aluminium AG SAG, die dort an mehreren Standorten Kraftstoff- und Öltanks herstellt, bis hin zum kleinen Waldviertler Familienunternehmen Pollmann, das vor drei Jahren viele Millionen Euro in die Produktion einer Autoschlosssysteme-Fertigung in Mexiko investiert hat, liefern in die USA.
Lesen Sie auch: Trump vs China: "Europa muss seinen Platz finden"
Besonders hart treffen dürften die Nachrichten aus dem Weissen Haus - auch wenn die USA die geplanten Zölle gegen Mexiko für einen Monat aussetzen - den oberösterreichischen Maschinenbauer Engel. Der Spritzgussmaschinenhersteller hat erst im Vorjahr – nach langem Zögern – 30 Millionen Euro in das erstes Werk in Mexiko investiert - auch um der geopolitischen China-Falle zu entkommen.
Eine Idee hinter Trumps Plänen, auch befreundete Staaten und Verbündete wie Kanada oder die Europäische Union mit Zöllen zu überziehen dürfte diese sein: Der US-Präsident will durch eine massive Erhöhung von Zöllen die Einkommenssteuer in den USA ganz oder zumindest teilweise ersetzen. Die Einkommenssteuer, die in den USA vom IRS, dem Internal Revenue Service erhoben wird, soll abgeschafft und durch ein neues System ersetzt werden, das halb scherzhaft, halb ernsthaft als «External Revenue Service» (ERS) bezeichnet wird.
Trump zieht zur Bestärkung seiner Reformidee die amerikanische Geschichte heran. Zwischen 1870 und 1913, als es in den USA keine Einkommenssteuer gab, sei es den Amerikanern nämlich viel besser gegangen. Um die Jahrhundertwende haben die USA ähnlich wie das China in den letzten drei Jahrzehnten gemacht hat, ihre industrielle Basis gegen die übermächtigen Europäischen Industriestaaten England, Deutschland und Frankreich mithilfe von hohen Zöllen aufgebaut.
BDI setzt Lobbyisten auf US-Regierung an
Wolfgang Niedermark, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des BDI und für internationale Themen zuständig, kommentiert die Ankündigung der US-Regierung von Zöllen gegen Mexiko, Kanada und China folgendermaßen: "Wir setzen darauf, dass Unternehmensvertreter in den USA ihren Einfluss auf die Regierung in Washington nutzen, um eine Eskalation der Handelskonflikte zu verhindern.“
Die Zollpolitik der Regierung Trump sei schädlich für die Wachstumsaussichten der Weltwirtschaft und auch der USA selbst. Man setze darauf, dass Unternehmensvertreter in den USA ihren Einfluss auf die Regierung in Washington nutzen, um eine Eskalation der Handelskonflikte zu verhindern. "Dafür suchen wir den Schulterschluss mit unseren amerikanischen Partnerverbänden", sagt Niedermark.
Man bestärke die EU-Kommission darin, eine Verhandlungslösung mit der US-Regierung zu suchen. Es sei gut, eigene Instrumente für eine Gegenreaktion zu kennen, aber eine Spirale aus Zöllen und Gegenzöllen maximiert den Schaden. "Wir müssen mit Kenntnis der strategischen europäischen Stärken den US-Partnern ein Angebot machen, um Zölle zu verhindern", so der BDI-Mann.
SAG: Mexiko profitierte durch Nearshoring-Tendenz
Massive Verschiebungen der Handelswege infolge von Nearshoring-Tendenzen der USA und Chinas ortete SAG-Chefin Karin Exner-Wöhrer in einem Gespräch mit INDUSTRIEMAGAZIN im November. "Supply Chains nach China werden in Frage gestellt, was Mexiko zu einem starken Profiteur macht", sagte sie. Dort ist man mit zwei Produktionsstätten in Tlalnepantla und Monterrey und mehr als 470 Mitarbeitern als Tier-1-Lieferant von Leichtbaukomponenten für OEMs auf dem nordamerikanischen Markt vertreten. Ob Mexiko und Kanada nach dem USMCA Review 2026 ein sichererer Hafen bleiben werden? "Wir warten ab", sagte Exner-Wöhrer damals.
"risk return"-Frage
An ihrer Globalisierungsstrategie wolle Exner-Wöhrer festhalten. In China sei man nicht vor Ort und habe es auch nicht vor - eine klassische "risk return"-Frage, sagt die Managerin. Auch die klassische EU-Osterweiterung habe man nicht mitgemacht. Aktuell setze man sich mit dem indischen Subkontinent auseinander. Dort gebe es eine stark gewachsene Mittelschicht, die Aluminium- und Leichtbauprodukte benötigen. Es gibt seitens SAG in Indien erste Kontakte, die Marktchancen sind klar umrissen, noch wurde aber nicht investiert. "Ein solcher Schritt will gut abgewogen sein", spricht Exner-Wöhrer von "gesunder Zögerlichkeit".
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Engel Austria: Standort Mexiko wichtig für "Solution Centers" Strategie
Der Spritzgießmaschinenbauer Engel hat kürzlich einen neuen Produktionsstandort in Mexiko eröffnet, wo bereits Maschinen und Automatisierungstechnik produziert werden. "Dieser Standort ist ein wichtiger Teil unseres ‚Solution Centers‘ in der Region und ermöglicht es uns, den lokalen Markt in Mexiko besser zu bedienen und Kunden Lösungen direkt vor Ort anzubieten", sagt CEO Stefan Engleder in der INDUSTRIEMAGAZIN-Covergeschichte im November. Die Märkte in Lateinamerika, insbesondere Mexiko, seien stark, "und eine lokale Präsenz ist für uns absolut gerechtfertigt", so Engleder. Und weiter: Man werde die Entwicklungen bei Freihandelsabkommen und möglichen Strafzöllen genau beobachten. "Wir gehen davon aus, dass Mexiko im Vergleich zu anderen Wirtschaftsräumen wie zum Beispiel China weiterhin bevorzugt bleibt", gab Engleder zu Protokoll.
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Wittmann Technology: In Mexiko beständig gewachsen
New England, genauer Torrington in Connecticut, ist Michael Wittmann ans Herz gewachsen. "Wir sind dort historisch gewachsen", so der Geschäftsführer von Wittmann Technology. Und als die Industrie vom Nordosten der USA, in den Mittleren Westen und in den letzten zwei Jahrzehnten verstärkt in den Südosten weggezogen ist, "sind wir New England treu geblieben", sagt Wittmann. Auch deshalb: Gut ausgebildetes technisches Personal ist in dieser Region der USA einfacher verfügbar. Produziert werden in unserem US Produktionswerk Automatisierungssysteme, auch als Gesamtanlagen mit unseren Spritzgießmaschinen. Außerdem erfolgt hier die Auslegung und Ergänzung von Schüttguttechnikanlagen für Kunststoffverarbeiter in den USA, also eine Anpassung der Produkte, die in Europa und unserem kanadischen Produktionswerk assembliert und importiert werden. USA als größten Markt noch vor Deutschland, dahinter auf Rang Drei Mexiko, wo man zuletzt beständig gewachsen sei: Für den Spritzgießmaschinenbauer hätten protektionistische Tendenzen in der Region Folgen.
"Wir werden uns in den nächsten Monaten die Zolltarifnummern vermehrt ansehen, die unter ein zukünftiges Einfuhrzollregime fallen, wenngleich wir das für CBAM schon tun müssen", sagt der Geschäftsführer. An den worst case glaubte Wittmann im November freilich noch nicht, denn Trump hat, auch wenn er das Freihandelsabkommen Nafta einmal als den "schlechtesten Deal aller Zeiten" nannte, seinen Sanktus zur Neuauflage des Abkommens 2019 gegeben.
"Wenn es zu einem Bruch des Handelsabkommens käme, müssten wir stärker in die lokale Wertschöpfung in den USA oder Kanada switchen", sagt Wittmann. Aber er hält den Fall für unwahrscheinlich.
"Sollte es tatsächlich zu Handelsbeschränkungen zwischen Mexiko und den USA kommen, dann würde das auch die USA sehr wohl spüren", sagt Wittmann. Der größte Widerpart protektionistischer Tendenzen sei immer noch die Vollbeschäftigung in den USA.
"Wollen die USA tatsächlich mehr im eigenen Land machen, müssen sie sich die Frage gefallen lassen, mit wem, also mit welchen Personalreserven das gelingen soll", sagt der Wittmann-Chef. Was er indes beobachtet: Dass Nearshoring in Mexiko als Folge de Decouplings China und den USA zunimmt. "Produktionskapazitäten für die Erzeugung von Haushaltsgeräten oder Power Tools gehen von China nach Mexiko", sagt er. Selbst Automobilteile, die bisher teils über den Pazifik geschickt wurden, werden jetzt lokaler produziert. An seiner Globalisierungsstrategie will Wittmann festhalten. "Wir bespielen weiterhin den globalen Markt, ansonsten kommen wir nicht auf das notwendige Volumen für innovative Produkte", sagt er.
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VDMA: "Erhebliche Investitionen in die Produktion von Maschinen und Anlagen in Mexiko getätigt.“
Zu den Ankündigungen von US-Präsident Donald Trump, Zölle auf Importe aus Mexiko und Kanada zu verhängen, sagt VDMA-Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann: „Die von Donald Trump verhängten Zölle von 25 Prozent auf alle Produkte aus Mexiko und Kanada würden auch den europäischen Maschinen- und Anlagenbau stark treffen. Denn viele Unternehmen haben innerhalb der Freihandelszone USMCA ihre Wertschöpfungsketten aufgebaut und sowohl in den USA als auch in Mexiko erhebliche Investitionen in die Produktion von Maschinen und Anlagen getätigt.“
„Europäische Maschinen werden von der amerikanischen Wirtschaft gebraucht. Schlüsselindustrien in den USA wie Pharma, Medizintechnik, Lebensmittel, Halbleiter, Künstliche Intelligenz, Energie und Automobil, aber auch die Rüstungsindustrie könnten ohne hochwertige europäische Maschinen und Anlagen ihre Kunden nicht bedienen. “ „Die USA sind der größte Investitionsstandort für unsere Industrie außerhalb der Europäischen Union.
Die VDMA-Mitgliedsunternehmen haben mit ihren Investitionen rund 100.000 Arbeitsplätze in den USA geschaffen. Investitionen in den USA bedienen die gesamte nordamerikanischen Freihandelszone. Der VDMA fordert die US-Regierung daher auf, in Verhandlungen mit Mexiko und Kanada Wege zur Vermeidung von Zöllen zu finden.“
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Deutsche Autobauer: In der Schusslinie
Die deutschen Autobauer, von denen Volkswagen am stärksten betroffen wäre, haben vor den Zöllen gewarnt, da sie zu höherer Inflation für die US-Verbraucher führten. Im Folgenden sind die betroffenen Automobilhersteller in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt:
AUDI: Das Audi-Werk von Volkswagen in San Jose Chiapa in Mexiko stellt den Q5 her und beschäftigt knapp über 5.000 Mitarbeiter. Laut Website wurden dort im Jahr 2023 fast 176.000 Autos produziert. In der ersten Hälfte des Jahres 2024 wurden nach Angaben der mexikanischen AMIA fast 40.000 Fahrzeuge in die USA exportiert.
BMW: Das BMW-Werk in San Luis Potosi in Mexiko produziert den 3er, das 2er Coupe und den M2, wobei fast die gesamte Produktion in die USA und andere Märkte weltweit geht. Ab 2027 wird das Werk die vollelektrische Modellreihe der Neuen Klasse produzieren.
Ford mit drei Werken in Mexiko vertreten
FORD: Ford hat drei Werke in Mexiko - das Motorenwerk in Chihuahua und zwei Montagewerke in Cautitlan und Hermosillo. Nach Angaben der mexikanischen AMIA exportierte Ford in der ersten Jahreshälfte 2024 knapp 196.000 Autos aus Mexiko nach Nordamerika, wobei 90 Prozent der Fahrzeuge in die Vereinigten Staaten gingen. In Kanada verfügt GM über ein Montagewerk in Oakville, in dem ab 2026 ein größerer, gasbetriebener Pickup der F-Serie produziert werden soll.
GENERAL MOTORS: GM importierte 2024 rund 750.000 Fahrzeuge aus Kanada oder Mexiko in die USA. Die meisten davon werden nach Angaben des Wirtschaftsanalyseunternehmens GlobalData in Mexiko hergestellt. Darunter befinden sich einige der beliebtesten Fahrzeuge von GM, darunter der Chevy Silverado, der GMC Sierra Pickup und mittelgroße SUVs. In den mexikanischen GM-Werken werden auch zwei neue Elektrofahrzeuge gebaut - die batteriebetriebenen Versionen der SUVs Equinox und Blazer. In Kanada betreibt GM drei Werke, in denen elektrische Lieferwagen, der Chevrolet Silverado Heavy Duty Truck sowie der V8-Motor und das Doppelkupplungsgetriebe für den weltweiten Verkauf hergestellt werden.
HONDA MOTOR: Honda Motor liefert 80 Prozent seiner mexikanischen Produktion an den US-Markt. Das Unternehmen warnte am 6. November, dass es eine Verlagerung der Produktion in Betracht ziehen müsse, wenn die USA dauerhafte Zölle auf mexikanische Importe einführten.
JAC MOTORS baut über ein Joint Venture mit dem mexikanischen Unternehmen Giant Motors Fahrzeuge der Marke JAC.
KIA CORP: Die südkoreanische Kia Corp hat ein Werk in Mexiko, in dem sie ihre eigenen Fahrzeuge und einige Santa Fe Geländewagen für ihre Tochtergesellschaft Hyundai Motor für den Export in die Vereinigten Staaten herstellt.
Volkswagen hat größtes Autowerk in Mexiko
MAZDA exportierte im Jahr 2023 rund 120.000 Fahrzeuge aus Mexiko in die Vereinigten Staaten, hat aber erklärt, dass das Unternehmen weitere Investitionen überdenken könnte, falls Zölle eingeführt würden.
NISSAN MOTOR hat zwei Werke in Mexiko, in denen die Modelle Sentra, Versa und Kicks für den US-Markt hergestellt werden. In den ersten neun Monaten des Jahres 2024 wurden in Mexiko fast 505.000 Fahrzeuge produziert.
STELLANTIS betreibt zwei Montagewerke in Mexiko: Saltillo, wo Ram Pick-ups und Vans hergestellt werden, und Toluca, wo der Mittelklasse-SUV Jeep Compass produziert wird. Die französisch-italienisch-amerikanische Gruppe besitzt auch zwei Montagewerke in Ontario in Kanada: Windsor, wo Chrysler-Modelle hergestellt werden, und das Werk Brampton, das derzeit umgerüstet wird und die Produktion 2025 mit einem neuen Jeep-Modell wieder aufnehmen soll.
TOYOTA MOTOR stellt seinen Pick-up Tacoma in zwei Werken in Mexiko her. Im Jahr 2023 wurden in den USA mehr als 230.000 Exemplare verkauft, was etwa zehn Prozent des Gesamtabsatzes auf diesem Markt entspricht. Früher produzierte Toyota den Tacoma in den USA, jetzt werden alle Modelle in Mexiko hergestellt.
VOLKSWAGEN: Das Volkswagenwerk in Puebla ist laut der Website des Automobilherstellers das größte Automobilwerk in Mexiko und eines der größten des Volkswagenkonzerns. Im Jahr 2023 wurden dort fast 350.000 Autos hergestellt, darunter der Jetta, der Tiguan und der Taos, alle für den Export in die USA. In Kanada baut Volkswagen eine Batterie-Gigafabrik in St. Thomas, Ontario, und investiert bis zu 4,9 Milliarden US-Dollar, um die Batterien für seine in Nordamerika verkauften Autos zu nutzen. Die Produktion soll bis 2027 aufgenommen werden.
Auch Zulieferer betroffen
AUTOLIV: Das schwedische Unternehmen Autoliv, der weltweit größte Hersteller von Airbags und Sicherheitsgurten, beschäftigt nach eigenen Angaben rund 15.000 Mitarbeiter in Mexiko.
MICHELIN: Der Reifenhersteller Michelin hat zwei Werke in Mexiko - Queretaro und Leon - und drei in Kanada: Pictou, Bridgewater und Waterville.
YANFENG: Der chinesische Sitzhersteller Yanfeng Automotive Interiors beliefert von seinen Werken in Mexiko aus Automobilhersteller wie General Motors und Toyota.
ANDERE: Andere Teilehersteller mit Werken in Mexiko, die die Automobilproduktion für den US-Markt beliefern, sind der italienische Reifenhersteller Pirelli, der italienische Hersteller von Premium-Bremsen Brembo und das italienische Unternehmen Eurogroup Laminations. Das Unternehmen Eurogroup Laminations, das Tesla zu seinen Kunden zählt, ist spezialisiert auf Statoren und Rotoren, zwei Schlüsselkomponenten von Elektromotoren und Generatoren. Der US-Automobilhersteller Tesla forderte seine chinesischen Zulieferer auf, im Jahr 2023 Werke in Mexiko zu errichten, um die Fabrik zu beliefern, die er ab Anfang 2025 in Mexiko bauen wollte.
Trumps Zollregime - und wie Europa reagiert
Kommission in Brüssel hat mögliche Gegenmaßnahmen zu "America first" in der Schublade.
Nach der Verhängung und Erhöhung von Zöllen auf Produkte aus Mexiko, Kanada und China droht US-Präsident Donald Trump mit ähnlichen Maßnahmen auch für Waren aus der EU. Dass er Zölle für europäische Produkte einführen werde, bekräftigte Trump zuletzt am Freitag. Für Importe aus Mexiko und Kanada verhängte er am Samstag Zölle von bis zu 25 Prozent. Sollten ähnliche Aufschläge auch für EU-Produkte kommen, könnte dies die Wirtschaft in der Europäischen Union hart treffen.
Womit droht Trump?
Mit Zollaufschlägen, die Europa hart treffen könnten: Im Zuge seiner Strategie "America first" (Amerika zuerst) hatte der US-Präsident vor seiner erneuten Amtseinführung von zusätzlichen Zöllen in Höhe von bis zu 20 Prozent für europäische Produkte gesprochen.
Bereits in seiner ersten Amtszeit hatte Trump Stahl und Aluminium aus der EU mit Strafzöllen belegt. Diese sind nach einer Vereinbarung mit seinem Vorgänger Joe Biden noch bis Ende März ausgesetzt. Wird der Kompromiss nicht zeitnah nachverhandelt, würden im April sowohl die US-Aufschläge als auch die europäischen Gegenzölle wieder greifen.
Wie könnte Europa reagieren?
Die EU-Kommission in Brüssel hat mögliche Gegenzölle in der Schublade. "Wenn es notwendig ist, die wirtschaftlichen Interessen Europas zu verteidigen, sind wir bereit, dies zu tun", sagte Wirtschaftskommissar Valdis Dombrovskis zuletzt. In der Vergangenheit hatte die EU mit Aufschlägen für US-Produkte wie Harley-Davidson-Motorräder und Bourbon-Whiskey reagiert.
Solche Gegenzölle sollen jedoch nur im äußersten Fall verhängt werden. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen spricht sich dafür aus, Verhandlungen mit Trump aufzunehmen. "Es ist in niemandes Interesse, die Bande der Weltwirtschaft zu zerreißen", sagte sie vor dem Weltwirtschaftsforum in Davos.
Wie könnte eine Einigung aussehen?
Trump hat einen möglichen Kompromiss bereits angedeutet. Er rief die EU-Partner auf, "im großen Stil" Öl und Erdgas aus den USA zu importieren. Die EU könnte zudem anbieten, mehr US-Rüstungsgüter zu kaufen. Der Vorsitzende im Handelsausschuss des Europaparlament, Bernd Lange (SPD), schloss auch niedrigere Autozölle nicht aus.
Lange warnte, Trump könnte die europäischen Regeln für US-Digitalkonzerne oder seine Forderung nach höheren Verteidigungsausgaben der Nato-Partner als Verhandlungspfand nutzen. Die EU dürfe sich nicht erpressen lassen und müsse "deutlich die Kante zeigen, wo nötig".
Wo sucht sich die EU andere Handelspartner?
Brüssel bemüht sich angesichts der Drohungen aus Washington um engere Beziehungen zu anderen Handelspartnern. Vor Trumps Amtsantritt verkündete die EU eine Vereinbarung zur Stärkung der wechselseitigen Beziehungen mit Mexiko und nahm Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen mit Malaysia wieder auf. Im Dezember hatte von der Leyen bereits das umstrittene Abkommen mit den südamerikanischen Mercosur-Staaten vorläufig unterzeichnet.
Deutsche Wirtschaft besonders betroffen?
Die angekündigten Zölle würden etwa deutsche Autohersteller besonders stark treffen. Das gilt nach Angaben der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) auch für die Strafzölle auf Waren aus Mexiko und Kanada. Viele deutsche Firmen seien "eng in die Lieferketten Nordamerikas eingebunden", sagte DIHK-Hauptgeschäftsführerin Helena Melnikov den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Die DIHK fordert deshalb rasche Verhandlungen mit der Trump-Regierung. Eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums sagte in Berlin, die Zölle würden "beiden Seiten letztendlich schaden", sie verwies auf einen "ständigen Kontakt zu den amerikanischen Partnern".
"Trump schneidet sich ins eigene Fleisch"
US-Präsident Donald Trump schneidet sich mit den jüngst verhängten US-Zöllen nach Einschätzung des deutschen Außenhandelsverbands BGA ins eigene Fleisch. "Trumps Entscheidung wird die Amerikanerinnen und Amerikaner teuer zu stehen kommen, Zölle wirken immer auf beiden Seiten", sagte BGA-Präsident Dirk Jandu.
Gegenmaßnahmen der betroffenen Länder würden einen "Handelskonflikt zwischen den Nationen" noch verschärfen, warnte er. "Die Verlierer sind immer die Endverbraucher, die die Preissteigerungen an der Kasse spüren. Ich würde mir wünschen, dass die Zölle noch abgewendet werden können." Jandura sorgt sich auch um mögliche Zölle gegen die EU: "Wir dürfen nicht erstarrt abwarten, bis auch die EU oder Deutschland mit Zöllen belegt werden." Die Europäische Union müsse wieder ein wettbewerbsfähiger Wirtschaftsraum werden.
Luxemburgs Premier Luc Frieden: "Wenn jemand einen Handelskrieg will, kriegt er ihn"
Führende EU-Staats- und Regierungschefs wollen einen Handelskrieg mit den USA vermeiden, betonen aber mit Blick auf eine mögliche Eskalation die Handlungsfähigkeit Europas. Bei einem "Handelskrieg würden alle draufzahlen und es gebe einen lachenden Dritten, das wäre China", warnte Interimskanzler Alexander Schallenberg (ÖVP) am Montag vor einem informellen EU-Gipfel in Brüssel. Aber: "Wir sind bereit, für unsere Interessen einzustehen als Europäische Union."
Weitere europäische Spitzenpolitiker betonten, dass die Europäische Union bereit zu Gegenmaßnahmen wäre. "Die Antwort ist, mit denselben Aktionen zu reagieren", sagte Luxemburgs Premier Luc Frieden. "Wenn jemand einen Handelskrieg will, kriegt er ihn." Auch der deutsche Kanzler Olaf Scholz betonte, Europa könne selbst auf die US-Zölle reagieren. Europa sei gut wirtschaftlich verflochten und könne mit der ganzen Welt Handel treiben. "Europa kann handeln."
Polens Ministerpräsident Donald Tusk sagte, Handelskriege seien immer ein Fehler. "Wir müssen aber auch deutlich sagen, dass jegliche Pläne zur Einführung von Zöllen und zur Führung von Handelskriegen ein kompletter Irrtum sind." Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron betonte, sollte Europa wirtschaftlich angegriffen werden, müsse es sich Respekt verschaffen. Die jüngsten Schritte der US-Regierung würden nur dazu führen, dass Europa stärker und geeinter auftreten werde. Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas sagte: "Es gibt keine Gewinner bei Handelskriegen."
Trump will "ziemlich bald" Zölle auf Produkte aus der EU erheben
US-Präsident Donald Trump will schon in naher Zukunft Importzölle auf Produkte aus der Europäischen Union erheben. "Ich habe keinen Zeitplan, aber es wird sehr bald sein", sagte Trump am Sonntag in Washington. Die EU-Länder "nutzen uns wirklich aus", klagte Trump, die USA hätten ein Handelsdefizit von "300 Milliarden Dollar" (rund 293 Milliarden Euro) mit der EU. Trump hatte am Samstag per Dekret hohe Importzölle auf Produkte aus Kanada, Mexiko und China erhoben.
"Sie nehmen weder unsere Autos noch unsere Agrarprodukte, fast nichts, und wir alle nehmen, Millionen von Autos, riesige Mengen an Agrarprodukten", sagte Trump am Sonntag. Bisher sind aber keine konkreten Pläne für Zölle gegen die EU bekannt. Gegen Großbritannien sind offenbar vorerst keine Zölle geplant. "Wir werden sehen, was passiert. Es könnte passieren", sagte Trump. Er halte jedoch eine Einigung mit London für möglich.
Hohe Zölle gegen Nachbarländer Kanada und Mexiko
Der britische Premierminister Keir Starmer sei "sehr nett", sagte Trump. "Wir hatten ein paar Treffen, wir hatten zahlreiche Telefonate, wir verstehen uns sehr gut, und wir werden sehen, ob wir sie ausgleichen können oder nicht", fügte er mit Blick auf die Handelsbilanz mit Großbritannien hinzu.
Am Sonntag öffnete Trump die Tür für Verhandlungen mit Kanada und Mexiko und kündigte für Montag Gespräche an. Beide Länder hatte Trump mit Importzöllen von bis zu 25 Prozent belegt. Der kanadische Premierminister Justin Trudeau hatte daraufhin Gegenzölle von ebenfalls 25 Prozent angekündigt, auch die mexikanische Präsidentin Claudia Sheinbaum kündigte Gegenmaßnahmen an. Sie habe dem US-Präsidenten jedoch zunächst einen Dialog vorgeschlagen und warte auf Antwort.
Trump: "Schmerzen" sind es wert
Trump hatte am Sonntag eingeräumt, die Zölle könnten US-Bürgern möglicherweise wirtschaftliche "Schmerzen" bereiten. Diese seien jedoch "den Preis wert" sei, um die Interessen der USA zu sichern, beteuerte der US-Präsident in seinem Onlinedienst Truth Social.
Warnung von Frankreichs Notenbankchef
Die von US-Präsident Donald Trump verhängten Zölle werden aus Sicht von Frankreichs Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau die wirtschaftliche Unsicherheit weiter erhöhen. Das sei eine sehr besorgniserregende Entwicklung, sagte das Mitglied des Rats der Europäischen Zentralbank (EZB) am Montag im Radiosender France Info. Die Zölle seien "sehr brutal" und träfen vor allem den Automobilsektor. "In einem solchen protektionistischen Handelskrieg verliert jeder", warnte er.
Auf die Frage, ob die Europäische Union entsprechend reagieren soll, wenn Trump auch die EU mit Zöllen belegt, sagte Villeroy, eine solche Reaktion sei nicht auszuschließen. Er mahnte jedoch zur Vorsicht. "Der Schlüssel liegt darin, unsere Wirtschaft zu stärken."
Villeroy zufolge wird die Europäische Zentralbank wahrscheinlich weitere Zinssenkungen beschließen. Die Euro-Notenbank hatte am Donnerstag auf ihrer ersten Sitzung im neuen Jahr ihren Lockerungskurs fortgesetzt und die Schlüsselsätze ein weiteres Mal nach unten bewegt. Der am Finanzmarkt maßgebliche Einlagensatz wurde um einen Viertelprozentpunkt auf 2,75 Prozent gesenkt. EZB-Präsidentin Christine Lagarde signalisierte zudem, dass die EZB bei ihrem Zinssenkungskurs bleiben werde.
Kocher warnt vor Auswirkungen auf heimische Wirtschaft
"Die Ankündigung von Zollerhöhungen durch die USA ist ernst zu nehmen, da sie potenziell weitreichende Auswirkungen auf den internationalen Handel und damit auch auf die österreichische Wirtschaft haben könnte", warnt Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) laut Aussendung. "Unser Ziel muss ein freier und fairer, regelbasierter Welthandel bleiben, der für alle Beteiligten Vorteile bringt."