Wie entwickelt sich die Nachfrage aktuell?
Šlapák: Die Nachfrage ist stabil. Interessant ist der Vergleich mit unserer Schwesterfirma Arex in Slowenien. Dort sehen wir jährlich zweistelliges Umsatz- und Ergebniswachstum, weil die Kunden schneller Entscheidungen treffen. In Österreich ist das etwas anders – auch in Bezug auf andere Länder, die wir bedienen. Steyr hat Potenzial zu wachsen, aber wir müssen vom Anfrage- in den Auftragsmodus kommen. Das braucht Geschwindigkeit in der Vergabe öffentlicher Aufträge.
Wie steht es um das Wachstum von Steyr Arms?
Šlapák: Stabil, aber sicher nicht zweistellig. Wachstum erwarten wir ab 2026, vor allem durch Investitionen in den US-Markt. Der zivile Markt für Handfeuerwaffen in den USA beträgt fünf Milliarden Euro – wir liegen mit zehn Millionen Umsatz im Jahr bei einem Rundungsfehler. Das heißt: Riesiges Potenzial, wenn wir die richtigen Produkte, die passende Kostenstruktur und das richtige Team haben.
Wie sieht Ihre US-Strategie aus?
Šlapák: Wir haben am 14. April einen neuen CEO für Steyr USA eingesetzt – Gerard Wayne Weber, eine erfahrene Persönlichkeit aus der Branche. Ein starkes Signal. Zusätzlich bauen wir das Vertriebsteam vor Ort um vier bis fünf Personen aus. Parallel arbeiten wir an neuen und modifizierten Produkten, denn die Anforderungen in den USA unterscheiden sich deutlich von jenen in Europa. Die Mentalität „One size fits all“ funktioniert dort nicht. Deshalb wird derzeit auch die bestehende Produktpalette für den US-Markt angepasst.
Was bedeutet das für die Produktion in Österreich?
Šlapák: Wir lokalisieren gewisse Komponenten in den USA, um wettbewerbsfähiger zu sein – etwa in Alabama. Aber der Großteil der Wertschöpfung, insbesondere hochwertige Bauteile wie Läufe, verbleibt in Österreich. Die geplante Verdreifachung des Umsatzes in den USA bis 2027 bedeutet ein neues Geschäftsvolumen, das beide Standorte wachsen lässt – nicht ersetzt, sondern ergänzt.
Es gab zuletzt einen Personalabbau in Österreich.
Šlapák: Im Herbst letzten Jahres haben wir die Organisation um etwa 35 Stellen angepasst. Eine Maßnahme zur Ausrichtung der Kostenstruktur auf die Unternehmensgröße. Aktuell haben wir sechs offene Stellen. Wir optimieren laufend nach dem Prinzip hoch- versus niedrigwertschöpfende Tätigkeiten, direkte versus indirekte Funktionen. Eine übliche Feinjustierung, wie sie jedes Industrieunternehmen kennt.
Wie stellen Sie die Skalierbarkeit Ihres Geschäfts in den nächsten Jahren sicher – in den USA wie in Österreich?
Šlapák: Skalierbarkeit beginnt beim Umsatzwachstum, ob organisch oder durch neue Produkte. In beiden Märkten bauen wir unsere Vertriebsteams aus. In Österreich etwa haben wir seit 1. Mai einen erfahrenen Vertriebsmitarbeiter von Sig Sauer an Bord geholt. Zwei weitere Positionen sind offen. Parallel bringen wir neue Produkte. Im Sommer starten wir mit der Serienproduktion einer neuen Pistolenlinie, entwickelt in enger Zusammenarbeit mit Arex in Slowenien, dem Kompetenzzentrum für Kurzwaffen. Das Feedback aus Fachmedien und vom Handel ist ausgezeichnet. Und wir sind uns - in den Worten eines bekannten Politikers - sicher: „It's gonna be big, it's gonna be great“.
Welche Rolle wird Steyr Arms langfristig in einem sich wandelnden Verteidigungsumfeld spielen?
Šlapák: Vor einigen Monaten hat die EU ein Verteidigungsbudget von 800 Milliarden Euro angekündigt – nicht alles fließt in Handfeuerwaffen, aber ein signifikanter Teil. Und aufgrund des veränderten transatlantischen Verhältnisses ist davon auszugehen, dass ein Großteil dieser Mittel in Europa verbleiben wird. Wir haben die Produkte – Pistolen, Sturmgewehre, Präzisionsgewehre, sogar Granatwerfer. Letzterer wurde übrigens im Vorjahr von der deutschen Bundeswehr in signifikanter Stückzahl beauftragt, ein starkes Referenzsignal. Wenn also die Budgets steigen, die Nachfrage gegeben ist und wir ein konkurrenzfähiges Portfolio haben, dann sind wir gut aufgestellt.
Milan Šlapák, 48,
ist seit Frühjahr 2025 Geschäftsführer beim Langwaffenhersteller Steyr Arms. Der frühere langjährige Manager bei GE legte dafür seine Position als CEO der RSBC-Gruppe, Eigentümerin von Steyr Arms, zurück. Šlapák, der an der Tschechischen Technischen Universität in Prag studierte, ist verheiratet und dreifacher Vater.