HoloLens : Datenbrille in der Industrie: "Wichtig ist hohe Usability"

Nikolaus Kawka, Geschäftsführer von Zühlke Österreich

Wie kann die HoloLens verwendet werden? Etwa zur Schulung an neuen Maschinen oder zur Überwachung von Robotern.

- © Zühlke

INDUSTRIEMAGAZIN: Herr Kawka, wie lange wird es noch dauern, bis nicht nur im Film, sondern auch in der Produktionswelt virtuelle Umgebungen mit der Realität eins werden?

Nikolaus Kawka: Bei einigen Projekten in Österreich ist das schon seit Jahren der Fall. Wir haben beispielsweise bereits 2016 für Fronius eine HoloLens-Anwendung entwickelt, bei der die Überwachung von Schweißrobotern am virtuellen Abbild erfolgt. Der Techniker muss für die Kontrolle die Schweißzelle gar nicht mehr betreten. Bei einer anderen aktuellen Anwendung können Produktionsmitarbeiter mithilfe der HoloLens in einer virtuellen Umgebung bereits an neuen Maschinen geschult werden, obwohl die Produktionsstätte in Österreich noch gar nicht existiert.

Manche Menschen lehnen die HoloLens allerdings ab. Sie sagen, die Datenbrille sei unbequem und zu umständlich ...

Kawka: Zumindest in Österreich hatten die meisten Menschen noch nie eine HoloLens auf. Jene, die die HoloLens kennenlernen, sind in der Regel von dem Erlebniswert begeistert. Was aber stimmt: Lange waren noch Geräte der ersten Generation im Einsatz, die noch die ein oder andere Schachstelle hatten. Inzwischen hat sich jedoch viel getan und die neueren HoloLens-Modele können mit größeren Sichtfeldern und auch längerer Akkulaufdauer aufwarten.

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Und abgesehen davon gibt es gar keinen Optimierungsbedarf mehr?

Kawka: Doch. Aber der betrifft nicht punktuelle technische Verbesserungen wie zum Beispiel ein besseres Display. Das wahre Optimierungspotenzial sehen wir darin, die Interaktion zwischen dem Menschen und dem virtuellen Objekt zu verbessern. Wir haben für einen Gabelstaplerproduzenten eine Anwendung geschaffen, mit der ein Techniker einen Gabelstapler warten kann und dabei per HoloLens durch den Prozess gesteuert wird.

Wichtig war uns dabei, eine möglichst große Usability zu erreichen. Deshalb haben wir uns sehr stark damit beschäftigt, wie es die Techniker des Unternehmens gewohnt sind zu arbeiten. Das hat zum Beispiel dazu geführt, dass man um unseren digitalen Gabelstapler-Zwilling ebenso herumgehen kann, weil das für die Techniker wichtig ist, um ihren Job gut machen zu können.

Wer ist Nikolaus Kawka?

Nikolaus Kawka ist Geschäftsführer von Zühlke Österreich. Die international agierende Zühlke-Gruppe ist darauf spezialisiert, für Industriekunden neue Projekte und Produkte zu entwickeln: von der Planung über Prototypen bis zur Serienreife. Der Schwerpunkt liegt heute auf den vier Digitalisierungsfeldern: Internet-of-Things, Software Modernization, Data Analytics und Experience Innovation.

Während Sie von High-Tech reden, gibt es auch eine Gegenbewegung, die sagt: Weg mit den Datenbrillen, für die wenigen Infos, die viele Mitarbeiter als Unterstützung brauchen, reicht eine Smartwatch, maximal ein Tablet.

Kawka:
Ich glaube, bei sehr vielen Anwendungen können solche Geräte mit der HoloLens nicht mithalten, denn weder beim Tablet, das sie vor ein Gerät halten müssen, noch bei einer Smartwatch, auf der sie herumdrücken müssen, haben sie die Hände während des gesamten Wartungsprozesses frei. Das ist ein wesentlicher Pluspunkt der HoloLens.

Vorteile hat sie aber auch überall dort, wo man den Wartungsprozess dokumentieren will. Mit einer HoloLens geht das viel einfacher als mit einem Tablet oder einer Smartwatch. Die Industrie kann mit datengetriebener Innovation neue Kundensegmente erreichen, Vertriebskanäle öffnen und Einnahmequellen erschließen.

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Ein weiterer Anwendungsfall der HoloLens.

Dieser Beitrag wurde erstmals Mai 2018 veröffentlicht. Wir haben ihn für Sie gerne aus dem Archiv geholt und mit Hilfe von Zühlke Österreich aktualisiert.