China im Visier : Wie Hans Kostwein an einem Netzwerk zur Batteriezellproduktion schraubt

Kostwein

Geht es nach Kostwein, habe ein europäisches Batterienetzwerk eine reelle Chance verdient. 

- © Kostwein

Autoindustrie mit Schnupfen, Maschinenbau mit Keuchhusten

Die Diversifikation in Branchen wie Umwelt und Kreislaufwirtschaft sowie Pharma und Logistik machte sich für den Klagenfurter Build-to-print-Maschinenbauer Kostwein bezahlt: Drei starke Jahre waren der Lohn für die Anstrengungen, 2023 markierte das beste Jahr der Unternehmensgeschichte mit einem Umsatz von 251 Millionen Euro. Unternehmenschef Hans Kostwein war positiv gestimmt, dass die starke Diversifikation die Probleme speziell auf den europäischen Absatzmärkten zu kompensieren vermag. 

"Das ist uns nicht ganz gelungen", sagt Kostwein. Die derzeitige Rezession im Maschinenbau in Deutschland und Österreich sei doch länger ausgefallen und "gehe mit Auftragseinbrüchen von 20 bis 30 Prozent tiefer". Es zeige sich ein altbekanntes Muster: Wenn die Automobilindustrie einen Schnupfen habe, "hat der Maschinenbauer einen Keuchhusten", sagt Kostwein.

Hans Kostwein am Industriekongress 2025

Der 15. Industriekongress 2025 steht unter dem Motto "Navigating the future in an era of collapsing certainty" und findet vom 2. bis 3. Juli 2025 im IMLAUER Hotel Schloss Pichlarn statt. In Zeiten geopolitischer Umwälzungen, fragiler Lieferketten und wachsender wirtschaftlicher Unsicherheit werden zentrale Themen wie die Transformation von Just-In-Time zu Just-In-Case, die Balance zwischen Versorgungssicherheit und Nachhaltigkeit sowie strategische Optionen für Führungskräfte diskutiert. 

Hochkarätige Referenten wie Andreas Klauser (CEO der PALFINGER AG), Georg Knill (Präsident der Industriellenvereinigung) und der Politikwissenschaftler Herfried Münkler werden ihre Perspektiven teilen. 

Die Agenda umfasst Vorträge, Podiumsdiskussionen und Deep-Dive-Sessions zu den Herausforderungen und Chancen der europäischen Industrie. Zudem bieten Networking-Aktivitäten wie ein gemeinsames Abendessen mit musikalischer Begleitung und Freizeitangebote wie Golf und Testfahrten mit dem Mobilitätspartner BYD Gelegenheit zum Austausch. ​

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Hans Kostwein Industriekongress
© WEKA

Akquisition von italienischem Partner Metalinox

Trotz der aktuell schwierigen wirtschaftlichen Lage in der Maschinenbau Branche ist es auch 2024 gelungen, einen Umsatz in der gleichen Höhe zu realisieren. Kostwein sieht daher die langfristige Entwicklung seines Geschäftsmodelles build-to-print, als Prozessinnovator die Fertigung von kompletten Maschinen für Weltmarktführer in den verschiedenen Branchen des Maschinenbaus zu übernehmen, als zukunftsträchtig. 

Das zeigt sich auch in der 2024 realisierten Akquisition des langjährigen italienischen Partners Metalinox, "einer der modernsten Edelstahlblechbearbeiter". Damit fanden 130 Mitarbeiter "und ein Prozess, den wir so bisher nicht hatten", ins Unternehmen Kostwein.

Reinraum für Klagenfurt

Der Ausblick für 2025 zeigt aktuell noch keine Trendwende. Zuversichtlich stimmen ihn die Bereiche Nahrung und Pharma, die liefen 2025 gut an. Im Bereich neuer Technologien, konnte ein Neukunde für 3D-Metalldruckmaschinen gewonnen werden. Dies führte zu größeren Aufträgen für das Werk Kärnten und vor allem auch für den Produktionsstandort in den USA. Eine weitere Diversifikation im Hochtechnologiebereich erfolgte im Bereich Logistik und Infrastrukturprojekte für die Halbleiterindustrie, für die ein großer amerikanischer Kunde gewonnen wurde. 

"Wir werden in Klagenfurt einen Reinraum aufbauen", sagt Kostwein. Sein Credo: Hightech wird weiterhin in Österreich passieren, Standardprodukte seien in Österreich jedoch immer schwerer umzusetzen. "B-Segmente werden in Kroatien, Indien und lokal für die dortigen Märkte in den USA produziert", sagt Kostwein.

Technologienetzwerk zur Batteriezellproduktion

Und dann ist da Hans Kostweins Leibprojekt, das er persönlich mit viel Energie verfolgt: Der Aufbau eines europäisch-nordamerikanischen Hochtechnologienetzwerks zur Batteriezellproduktion, um dem chinesischen Wettbewerb zu bieten. "Vor anderthalb Jahren begann ich, mich tiefer in die Materie einzuarbeiten", sagt Kostwein. Dabei musste er feststellen, dass gut 90 Prozent der Ausrüstung für die Fertigung von Batteriezellen aus China kommen würden. 

Und damit eine Abhängigkeit entsteht, die für die eigentliche Kernkompetenz  „Technologieführerschaft“ der europäischen Autoindustrie existenzbedrohend sei. Denn Förderungen würden in europäische Batteriezellenfabriken fließen und mit denen dann chinesische Ausrüstung gekauft. "Eine erhebliche Vernichtung europäischer Wertschöpfung", meint Kostwein.

Die Stoßrichtung der Battery Tech Alliance

Mit Porsche Consulting wurde eine go-to-market-Studie für eine sogenannte "Battery Tech Alliance" umgesetzt. Im neu geschaffenen Netzwerk, in dem internationale "big names" der deutschen, österreichischen und Schweizer Industrie vertreten sind, "ist der "gesamte Produktionsprozess zur Batteriezellenfertigung abgedeckt", sagt Kostwein. Für jeden Teilschritt des Gesamtprozesses - vom Mischen und der Aufbereitung des Kathoden- und Anodenbereiches über die Herstellung der Folie, dem Schneiden und Beschichten bis zur Zellfertigung, der Montage und dem Finishing - seien im Netzwerk europäische oder nordamerikanische Partner gefunden. 

Die Technologie hier souverän zu beherrschen, das ist der Schlüssel. Das Klagenfurter Unternehmen sei dabei als built to print-Partner positioniert. Bei den drei OEM VW, Mercedes und BMW wurde bereits gepitcht. Die gegenwärtigen Verwerfungen in der Automobilindustrie machen es freilich nicht einfacher, die notwendigen zwei bis drei Millarden Euro für eine Batteriezellfabrik auf die Beine zu stellen.

Hans Kostwein Geschäftsführer Kostwein Maschinenbau
Hans Kostwein: Mit Porsche Consulting eine go-to-market-Studie für eine "Battery Tech Alliance" umgesetzt. - © Kostwein Maschinenbau

Ziel Gigafactory

Geht es nach Kostwein, habe ein europäisches Netzwerk - gerade auch jetzt, wo der schwedische Hersteller von Lithium-Ionen-Akkumulatoren für die Elektromobiliät Northvolt auf Sanierungskurs ist - eine reelle Chance verdient. "Wir werden 2025 ganz intensiv versuchen, zumindest einen Teilprozess als Auftrag zu realisieren", sagt er. Die Schaffung einer Gigafactory bis Ende 2026 ist als ein strategisches Ziel der Allianz definiert. 

Basis für eine erfolgreiche Umsetzung sei die vertikale Integration von Automobilhersteller, Batteriehersteller, sowie den Maschinen- und Anlagenbauern mit Unterstützung einer strategischen Industriepolitik, wie das der chinesische Wettbewerb vorgelebt hat. Dafür erhofft sich das Konsortium auch EU-Förderzusagen. Als Ziel sollte ein Marktanteil bei Batteriezellen aus europäischer sowie nordamerikanischer Produktion von zumindest 20 (EU) sowie zehn (Nordamerika) Prozent erreicht werden.

"Alleine in Europa hängen acht Millionen Arbeitsplätze am Automobilmarkt und wir sind bei der Batteriezelle zu fast 100 Prozent abhängig von China", sagt Kostwein. Europa müsse eine Gegenposition finden.