Logistiker-Ranking : Das sind Österreichs 50 größte Logistiker

Lkw-Fuhrpark
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Für Euphorie reicht das nicht. Aber wer erwartet schon Euphorie? Dass der Vertreter der Transportbranche in der Wirtschaftskammer, Alexander Klacska, nicht unzufrieden ist mit dem vergangenen Jahr, das muss erst einmal reichen. „Die Transportvolumina haben in Summe 2015 etwas angezogen“, sagt der Bundesspartenobmann, „und das ist meiner Meinung nach durchaus die Folge einer leicht positiven wirtschaftlichen Entwicklung und steigender Inlandsnachfrage. Und offenbar zeigt auch die Steuerreform Auswirkungen.“

Dass die Logistiker, die im Top-50-Ranking des INDUSTRIEMAGAZIN gelistet sind, im vergangenen Geschäftsjahr ein kumuliertes Umsatz-Plus von viereinhalb Prozent hingelegt haben, passt in dieses Bild: Es gibt wieder Wachstum, bei einigen Unternehmen sogar zweistellig.

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Vorsichtig optimistisch

Geht man davon aus, dass die Transportbranche zur Indikator-Branche für die Gesamtwirtschaft taugt, erlangen ihre eigenen Frühindikatoren dementsprechende Bedeutung. Der Baltic Dry zum Beispiel, der Preisindex für den Schiffstransport einiger der zentralen Industrie-Rohstoffe, schaffte es immer wieder, konjunkturelle Entwicklungen sehr gut zu antizipieren. Die Daten der Londoner Baltic Exchange passen zu Alexander Klacskas verhaltenem Optimismus: Die Werte stiegen zuletzt wieder leicht an – so recht durch die Decke gehen sie allerdings noch lange nicht.

Oder auch der Containerumschlag-Index, der monatlich vom Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) und dem Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) veröffentlicht wird: Der anerkannte Indikator für den globalen Handel stieg zuletzt auf 120 Punkte, und die Schätzungen der beiden Vormonate mussten deutlich nach oben revidiert werden. Erfreuliche Zeichen für den Welthandel, wie die Autoren meinen – nur sollte dies „nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Index derzeit in etwa das Niveau erreicht, das er bereits zur Jahreswende 2014/15 hatte“.

Die Signale aus der Logistik entsprechen somit jenen der Gesamtwirtschaft. Die Prognosen sind nicht schlecht, doch der Weg aus dem Tief scheint immer länger zu werden, je mehr man schon hinter sich gebracht hat. Eine der aktuell optimistischsten Einschätzungen kommt aus Deutschland: Der jüngst veröffentlichte Logistik-Indikator für das zweite Quartal 2016 des Instituts für Weltwirtschaft und der deutschen Bundesvereinigung Logistik (BVL) zeigt sowohl hinsichtlich der Einschätzung der aktuellen Lage als auch der Zukunftserwartungen deutlich nach oben. Die befragten Logistikdienstleister und auch deren Kunden meinen übereinstimmend, dass sowohl Geschäftslage als auch Nachfrage nach Logistikleistungen anziehen. Die Zukunftserwartungen der Dienstleister machten einen bemerkenswerten Schwung nach oben: Laut BVL wird hier der höchste Wert seit zwei Jahren erreicht. Und geradezu „sprunghaft verbessert“ habe sich die Geschäfts- und Auftragslage – „Damit einher gehe eine bessere Auslastung der Kapazitäten, die Bereitschaft mehr Personal einzustellen und mehr in Sachkapazitäten zu investieren.“

Probleme an den Grenzen

Ganz so positiv will Alexander Klacska die Situation in Österreich nicht beschreiben. Denn das Wirtschaftswachstum, das sich in den aktuellen Umsatzzahlen niederschlägt, entstehe zu einem guten Teil in den Ländern Ost- und Südosteuropas, also dort, wo auch die heimischen Logistiker sehr gut vertreten sind. Das zeige sich unter anderem in den Statistiken der Asfinag, wonach die Zahl der ausländischen Lkw-Kennzeichen auf Österreichs Straßen relativ zu den heimischen zuletzt angestiegen ist.

Zu schaffen machten den Transporteuren in den vergangenen Monaten auch die Auswirkungen der Flüchtlings-Thematik. Die Grenzwartezeiten und Grenzkontrollen sind laut Klacska „ein großes Problem, das sich auch wirtschaftlich niedergeschlagen hat. Das ist in erster Linie für den Wirtschaftraum, in dem der kleine Grenzverkehr geschieht, ökonomisch durchaus spürbar. Vielleicht nicht im Umsatz, aber jedenfalls in der Rentabilität.“ Vor allem die Tatsache, dass die Grenzwartezeiten kaum vorhersehbar sind, habe dazu geführt, dass fast kein Unternehmen die entstehenden Kosten einpreisen konnte. Und das gelte nicht nur für den Straßentransport, sagt der Transporteurs-Obmann, sondern auch für die Nutzer der Schiene: „Neben den Wartezeiten gibt es auch steigende Kosten für die Überwachung der Ganzzüge. Hier wurden immer wieder Container aufgebrochen, auch wenn das medial nie thematisiert wird.“

Europäische Disharmonie

Der Aufschwung für die Logistik-Branche könnte zudem deutlicher ausfallen, wäre er nicht durch die juristische Fragmentierung Europas gehemmt, sagt Alexander Klacska: „Es klingt ja wirklich paradox, aber früher war es im Grunde einfacher. Da hatte zwar jeder Staat seine eigenen Regelungen, dafür galten aber die internationalen Vorgaben für alle gleich. Heute haben wir zwar vereinheitlichtes Recht, doch die nationale Interpretation und Umsetzung variiert und verändert sich vor allem immer wieder.“ Und das mache sich vor allem in einem permanent steigenden Administrationsaufwand bei internationalen Verkehren bemerkbar.

Ein Hintergrund also, vor dem die jüngsten Signale aus der Branche zwar positiv zu vermerken seien – nur für Euphorie reiche es eben nicht. Aber die, sagt Alexander Klacska, „haben wir uns ja schon seit Jahren abgewöhnt“.