Continental: Warum der Autozulieferer mehrere ContiTech Standorte in Deutschland schließt

Der deutsche Autozulieferer Continental will angesichts der schleppenden Nachfrage mehrere Werke seiner Sparte ContiTech schließen. Betroffen seien drei deutsche Standorte. Zudem sollen vier weitere Werke unter anderem in Hannover und Hamburg verkleinert werden und Teile der Produktion in ein Werk nach Tschechien verlagert werden. Insgesamt sollen 580 Arbeitsplätze wegfallen – Teile der Belegschaft sollen in anderen Unternehmensbereichen unterkomme.

In der Kunststoff- und Kautschuksparte ContiTech ist das Industrie-Geschäft mit Gummibändern und ähnlichen Produkten gebündelt, die in verarbeitenden Unternehmen, in der Bauindustrie und im Bergbau eingesetzt werden. Die Industriesparte soll in Zukunft mit der Reifenproduktion das Kerngeschäft der Continental darstellen – während der Automobilzulieferteil verkauft wird. Dabei bekommt gerade die Industriesparte derzeit die Investitionszurückhaltung stark zu spüren. 

Im Dritten Quartal hat das schwache Industriegeschäft für einen Umsatzrückgang im Gesamtkonzern von immerhin vier Prozent gesorgt. Es war das starke globale Reifengeschäft, das dem Unternehmen trotzdem ein Gewinnplus von 31% im Vergleich zum Vorjahresquartal beschert hat. 

Schon im Vorjahr hat man die Prognosen für die Industriesparte stark zurückgefahren. Und die Aussichten sind seither nicht besser geworden. Continental rechnet derzeit nicht mit einer schnellen Erholung des Industriegeschäfts, heisst es. 

Deshalb hat man die Umsatzerwartungen der Industriesparte für das kommende Jahr von bisher 6,6 Milliarden auf 6,2 Milliarden um 400 Millinen Euro heruntergefahren. Die Gewinnmarge wird mit 5,8 bis 6,3 Prozent um 0,7 Prozentpunkte unter der bisher erwarteten Spanne bleiben. 

Das Automobilzuliefergeschäft der Continental – ein Unternehmensbereich der mit 100.000 Beschäftigten und einem Umsatz von etwa 20 Milliarden Euro – fast die Hälfte des Gesamtkonzernes ausmacht, soll noch heuer an die Börse gebracht werden.

Bis dahin muss das Unternehmen, wie es heißt, „kapitalmarktfähig“ aufgestellt werden. Zu dieser Kapitalmarktfähigkeit gehört ein rigoroses Sparprogramm, das gerade umgesetzt wird: 400 Millionen Euro sollen jährlich durch die Verschlankung der Geschäfts- sowie Verwaltungsstrukturen, die Senkung von Ausgaben für Forschung und Entwicklung durch die Reduktion der insgesamt weltweit 82 Entwicklungsstandorte – und eine Verlagerung der F&E in Ländern mit niedrigeren Kosten eingespart werden. Konzernweit sollen 7.150 Stellen, rund drei Prozent der Gesamtbelegschaft, abgebaut werden. Etwa 40 Prozent der insgesamt betroffenen Arbeitsplätze befinden sich in Deutschland. Wie schon bei der Abspaltung der Antriebssparte Vitesco, der beim Verkauf an Schaeffler eine Mitgift in Höhe von rund 600 Millionen Euro zur Verfügung gestellt wurde, dürfte ein geplanter Börsegang der Continental Autosparte auch einen  finanziellen Zuschuss von Continental bedeuten. Nur weitgehend schuldenfrei hätte die Autosparte eine Chance an der Börse. Geplant ist ein Börsegang Ende 2025 – ob sich bis dahein ein Zeitfenster für einen erfolgreichen Börsegang des neuen Automobilzulieferers ergibt ist jedoch unklar.