BMW startet Wasserstoff-Auto in Serie: Benzin im Blut, Wasserstoff im Herzen?
All-In auf H₂: BMW zündet den Brennstoffzellen-Boost
Das BMW-Motorenwerk in Steyr: Fast die Hälfte aller BMW-Motoren weltweit kommt aus dieser Fabrik in Oberösterreich. Seit dem 1. August laufen hier serienmäßig auch die ersten Elektromotoren der sechsten Generation für die „Neue Klasse“ vom Band – und das mit der Präzision, die man aus Steyr kennt.
Knapp eine Milliarde Euro investiert BMW in den Umbau des Standorts – und das bei laufendem Betrieb. Denn hier entstehen weiterhin auch Benziner und Diesel für die Verbrenner-BMWs der Zukunft. Jedes Jahr rund eine Million Verbrennermotoren, bald dazu bis zu 600.000 Elektromotoren.
Und jetzt geht der Umbau in die nächste Runde. Ab 2028 sollen hier auch Brennstoffzellensysteme in Serie produziert werden. Dafür bekommt das Werk neue Prüfstände und Produktionsanlagen.
„Wir sind stolz, dass wir in Steyr zukünftig neben der neuesten Generation von E-Motoren sowie Verbrennern eine weitere Antriebstechnologie produzieren werden“,
sagt Klaus von Moltke, Leiter der Motorenproduktion der BMW AG.
Denn: Brennstoffzellenautos sind auch E-Autos – nur mit selbstgemachtem Strom an Bord. Der Elektromotor wird ab 2028 derselbe sein, wie er auch in der Neuen Klasse verbaut wird.
Die Dritte Generation
Schon 2014 fuhr im BMW 535iA die erste Generation des Brennstoffzellenantriebs – damals noch komplett von Toyota. Mit dem BMW iX5 Hydrogen entwickelte BMW dann erstmals das gesamte System selbst, während die eigentlichen Brennstoffzellen weiterhin aus Japan kamen.
Die dritte Generation entstand wieder in Zusammenarbeit mit Toyota: Sie soll rund 25 % kompakter sein, bietet höhere Leistungsdichte, größere Effizienz und soll sich flexibel in zukünftige Fahrzeugarchitekturen integrieren lassen.
Der Multi-Pathway-Ansatz
BMW setzt klar auf Mehrgleisigkeit, die so genannte Technologieoffenheit. Neben Batteriefahrzeugen und Verbrennern will man auch bei der Brennstoffzellentechnologie mitreden. Und die Technologie hat ihre Reize: Schnelle Tanken, lange Reichweiten und ein geringerer CO₂-Fußabdruck bei der Produktion sind Argumente, die man nicht ignorieren kann. Doch die Nachteile, wie geringe Tank-Infastruktur und ein enorm niedriger Gesamtwirkungsgrad bei der Herstellung von grünem Wasserstoff aus Strom wiegen schwer. Die Markteinführung stockt – und immer mehr Hersteller haben sich aus der Entwicklung zurückgezogen.
Trotzdem sieht BMW Chancen – vor allem im Premiumsegment. Die Botschaft aus München ist klar: Sollte Wasserstoff Fahrt aufnehmen, will BMW ganz vorne mitfahren.
Deshalb baut BMW im Kompetenzzentrum für Wasserstoff in München derzeit Prototypen für die dritte Generation. Dort wird alles getestet, was für die Serienproduktion wichtig ist: von Montageprozessen über Prüfverfahren bis hin zur optimalen Abstimmung der Systeme.
Im Werk Landshut laufen ab Mai 2026 neue Fertigungsanlagen für den sogenannten BMW Energy Master an. Dieses Bauteil managt die Energieversorgung im Fahrzeug – von 400 bis 800 Volt – und ist gleichzeitig die Datenschnittstellezur Hochvoltbatterie.
Und dann, ab 2028, startet in Steyr ein ganz neues Kapitel: die Serienproduktion von Brennstoffzellensystemen. Wobei: Das letzte Kapitel – der Ausbau der Elektromotorenproduktion in Steyr ist noch nicht fertiggeschrieben: Denn noch wartet man in Steyr auf die versprochene Förderung für den milliardenschweren E-Motoren-Ausbau.
Vor vier Jahren hatte man eine zweistellige Millionensumme in Aussicht gestellt – allerdings „unter Vorbehalt“. Damals ließ das EU-Beihilfenrecht diese Förderung noch nicht zu. Seit Juni 2025 dürfen E-Motorenproduktionen nun auch offiziell unterstützt werden.