Autozulieferer: Das große Schrumpfen hat begonnen
Die Probleme der Autozulieferer sind riesig: Der strukturelle Wandel zur Elektromobilität macht viele klassische Produkte – etwa Getriebe, Abgassysteme oder Kolben – bedeutungslos. Neue Geschäftsfelder wie E-Antriebe oder Batterietechnik sind zwar im Aufbau, aber oft weniger margenstark und von starker Konkurrenz geprägt. Gleichzeitig drängen chinesische Hersteller mit günstigen Komponenten auf den Weltmarkt – und Autobauer selbst ziehen Wertschöpfung zu sich, um ihre eigenen Werke auszulasten. Die Branche reagiert darauf mit Verschlankung – und diese nimmt jetzt Fahrt auf.
Bosch: Riese im Rückwärtsgang
Der weltgrößte Zulieferer steckt tief in der Transformation. Rund 15.000 Jobs fallen weg –viele in Deutschland. Betroffen: Steuergeräte, Antriebe, Lenkungen, Software, sogar Teile fürs E-Auto. Ursache: gedrosselte Produktion, verschobene Projekte, wachsender Preisdruck aus China. 2024 schrumpfte der Umsatz der Mobilitätssparte auf 55,8 Milliarden Euro.
Auch Heizungen, Haushaltsgeräte und Elektrowerkzeuge schwächeln. Seit Ende 2023 läuft ein striktes Sparprogramm. Doch CEO Stefan Hartung warnt: Das ist erst der Anfang.
Continental: Radikaler Umbau, 10.000 Jobs wackeln
Am 18. September spaltet Conti seine Zuliefersparte ab und bringt sie als „Aumovio“ an die Börse. Vorstandschef Nikolai Setzer spricht von der tiefgreifendsten Neuaufstellung der Firmengeschichte. Der Konzern kehrt zurück zu seinen Wurzeln: Reifen. Auch die Kunststoffsparte steht vor dem Verkauf. Die Folgen sind massiv: Über 10.000 Arbeitsplätze fallen weg. Betroffen ist fast die Hälfte der Belegschaft der Zuliefersparte.
ZF Friedrichshafen: Getriebe-Spezialist in Schieflage
ZF drohen 2025 rote Zahlen. Besonders hart trifft es die Antriebssparte „Division E“. Sie beschäftigt 50.000 Menschen – jeder Fünfte bei ZF – doch ohne harte Einschnitte ist die Wende nicht zu schaffen.
Getriebe und Antriebe – ob elektrisch, hybrid oder klassisch – verlieren an Wettbewerbsfähigkeit. Tausende Stellen stehen auf der Kippe.
Schaeffler: Breiter aufgestellt, doch 4.700 Jobs fallen
Der fränkische Zulieferer kommt bislang robuster durch die Krise: Wälzlager, Industriegeschäft, E-Antriebe. Aber klassische Antriebsstränge und Fahrwerke brechen weg.
Allein in Deutschland verschwinden 2.800 Stellen. Auch das Werk in Berndorf schließt – 450 Jobs sind weg.
Mahle: Vom Kolben zur Kühlung
Der Traditionszulieferer muss das Verbrennergeschäft hinter sich lassen. Zukunft: Thermomanagement – Kühlen und Heizen für E-Autos.
Doch der Wandel stockt. Der Umsatz sank binnen eines Jahres von 12,8 auf 11,7 Milliarden Euro. Allein in Deutschland wurden 600 Jobs gestrichen.
Hella/Forvia: Montage-Aus im Südburgenland
Forvia Hella setzte im Q1 2025 nur noch 2,0 Milliarden Euro um – minus 0,8 %. Nun trifft es auch Österreich:
Die Montage in Großpetersdorf wird bis 2027 schrittweise eingestellt. 225 von 400 Jobs verschwinden – wegen wegbrechender Großaufträge. Spritzguss und Veredelung bleiben vor Ort.
Die Konsolidierung der Branche hat gerade erst begonnen – sie wird die Industrie grundlegend verändern.
Für viele Zulieferer geht es mittelfristig um das Überleben.