Varta Insolvenz : Varta-Sanierung - Auch österreichische Anleger könnten leer ausgehen

Varta Produktion

Die Turbulenzen beim deutschen Batteriehersteller Varta könnten auch viele österreichische Anlegerinnen und Anleger hart treffen.

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Die Auswirkungen des Schuldenschnitts auf Kleinaktionäre

Die Turbulenzen beim deutschen Batteriehersteller Varta könnten auch viele österreichische Anleger schwer treffen. Wie Florian Beckermann, Vorstand des Interessenverbands für Anleger (IVA), im Gespräch mit der APA kritisierte, droht ihnen im Zuge der Sanierung ein ähnliches Schicksal wie deutschen Kleinaktionären: Sie könnten vom Bezugsrecht auf Aktien ausgeschlossen und ohne Entschädigung aus dem Unternehmen gedrängt werden.

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Der geplante Schuldenschnitt, der eine Herabsetzung des Grundkapitals auf Null vorsieht und nach dem Neustart die bisherigen Aktionäre außen vor lässt, käme einer Enteignung gleich, so Beckermann. Er betont, dass es aus monetärer Sicht unverständlich sei, kleinere Anteilseigner auszuschließen, da auch sie Kapital zur Sanierung beisteuern könnten.

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StaRUG und seine Kritik: Ein fehlerhaftes Gesetz?

Grundlage für dieses Vorgehen ist das vorinsolvenzliche Verfahren nach dem deutschen StaRUG. Beckermann nennt das Gesetz „fehlerhaft“ und weist darauf hin, dass das Varta-Management sich aufgrund der weltwirtschaftlichen Lage, eines riskanten Expansionskurses und teurer Investitionen in das Verfahren flüchtete, um eine Insolvenz zu vermeiden. Mitte August gelang die vermeintliche Rettung durch ein Sanierungskonzept, das von Porsche und dem österreichischen Investor Michael Tojner, der bereits Mehrheitsaktionär war, verkündet wurde. Neben dem Schuldenschnitt umfasst es eine Kapitalerhöhung von insgesamt 60 Millionen Euro.

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Neue Mehrheitseigentümer sollen Porsche und Tojner werden, während die bisherigen Streubesitzaktionäre leer ausgehen dürften. Laut der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), die sich gegen den Plan wehrt, betrifft dies etwa 3.000 Aktionäre, von denen rund 20 Prozent aus Österreich stammen. Beckermann erläuterte: „Wir hatten auch in Wien sehr viele Anfragen.“ Viele Österreicher seien Varta-Investoren geworden, da Tojner als bekannter Investor in Österreich eine starke Anziehungskraft ausübt.

„Wir können froh sein, dass es so etwas in Österreich nicht gibt.“

Beckermann sieht die Hauptverantwortung für die Krise des Konzerns beim Management, das in Teilen weiterhin die Geschicke des Unternehmens leitet. Er äußerte Zweifel, ob diese Personen nun die geeigneten Retter sein könnten.

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Er kritisierte zudem, dass der Umgang mit den Kleinanlegern nicht notwendig sei. Oftmals gebe es keine wirkliche Eile, die einen Bezugsrechtsausschluss rechtfertige. Varta sende hier ein „katastrophales Sittenbild“, das durch andere Fälle wie Gerry Weber oder Leoni verstärkt werde. Das StaRUG sei eine „Abrissbirne für den deutschen Mid-Cap-Markt“. Beckermann fügte hinzu: „Wir können froh sein, dass es so etwas in Österreich nicht gibt.“

Eine Prognose für die Anleger wagte Beckermann nicht, betonte aber: „Die Kleinaktionäre im DSW haben sich in atemberaubender Geschwindigkeit organisiert. So schnell ist das in ganz Europa noch nicht geschehen. Wir werden sehen, welche juristischen Schritte noch unternommen werden.“