Liebherr Lienz Kurzarbeit : Liebherr plant Kurzarbeit für 960 Mitarbeiter in Lienz - Kocher skeptisch

ABD0073_20240718 - LIENZ - ?STERREICH: ++ ARCHIVBILD ++ ZU APA0211 VOM 18.7.2024 - Die Liebherr Hausger?te GmbH im Osttiroler Lienz will im Herbst bis zu 960 Mitarbeiter im Produktions- und produktionsnahen Bereich in Kurzarbeit schicken. Im Bild eine Luftaufnahme der Liebherr-Hausger?te Lienz GmbH aufgenommen am Donnerstag, 19. M?rz 2020. (ARCHIVBILD VOM 19.3.2020) - FOTO: APA/EXPA/JOHANN GRODER

Liebherr beschäftigt in Lienz 1.340 Mitarbeitende

- © APA/EXPA/JOHANN GRODER

Liebherr kündigt Kurzarbeit für 960 Mitarbeiter in Lienz an

Die Liebherr Hausgeräte GmbH plant, im Herbst bis zu 960 Mitarbeiter im Produktions- und produktionsnahen Bereich in Kurzarbeit zu schicken. Diese Maßnahme ist für die Monate Oktober, November und Dezember vorgesehen und soll nächste Woche beim Arbeitsmarktservice (AMS) in Innsbruck angemeldet werden, wie Geschäftsführer Holger König gegenüber der APA bestätigte.

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Das Unternehmen beschäftigt insgesamt etwa 1.340 Mitarbeiter in Lienz. Bereits jetzt fand ein Beratungsgespräch statt, um die Möglichkeiten der Kurzarbeit zu prüfen, wie auch die "Tiroler Tageszeitung" online berichtete. Der massive Rückgang des Marktes für Kühlschränke nach dem Corona-Boom wird als Grund für diese Maßnahme genannt. Der Markt sei "brutal eingebrochen".

"Die Hausgerätebranche befindet sich nach wie vor in einem schwierigen Marktumfeld", erklärte König. Aufgrund der weiterhin sinkenden Nachfrage müsse die Planung angepasst werden. "An unserem Produktionsstandort Lienz haben wir bereits verschiedene notwendige Maßnahmen ergriffen, um die Personalkapazitäten anzupassen und unser Bestandsniveau zu reduzieren", hieß es. Die aktuellen Prognosen zwingen das Unternehmen nun zu weiteren Schritten, die in "engem Austausch zwischen Geschäftsführung, Personalabteilung und Betriebsrat" beschlossen werden sollen, um die Herausforderungen zu bewältigen.

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Neue Produkte sollen Aufschwung bringen

Liebherr erwartet jedoch Anfang 2025 eine Verbesserung der Situation, da neue Produktionslinien anlaufen werden. Daher wolle man die Arbeitskräfte nicht verlieren, sei jedoch skeptisch, ob der Kurzarbeitsantrag genehmigt werde. Bisher sei in Österreich kein einziger Antrag auf Kurzarbeit bewilligt worden, da die Arbeitslosigkeit vergleichsweise gering sei.

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Trotz der Schwierigkeiten hält das Unternehmen an den Ausbauplänen in Osttirol fest. Im September 2023 begann das größte Bauprojekt seit der Eröffnung des Standorts. Es umfasst eine neue Lagerhalle mit einer Grundfläche von 18.000 Quadratmetern für Fertiggeräte sowie ein zusätzliches Verwaltungsgebäude mit einer Fläche von 650 Quadratmetern. Zudem ist eine neue Produktionslinie geplant, um die Kapazität um 20 Prozent zu erhöhen. In diesem Jahr plant Liebherr, in Osttirol rund 250.000 Kühlschränke zu produzieren.

Wie reagiert die Politik?

Die Pläne des Haushaltsgeräteherstellers stoßen bei Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) auf Bedenken. Gegenüber der "Tiroler Tageszeitung" (Samstags-Ausgabe) erklärte er, dass Kurzarbeit nicht dazu gedacht sei, konjunkturelle Schwankungen auszugleichen. Kocher argumentierte, dass solche Schwankungen, "solange sie keine großflächige Störung des regionalen Arbeitsmarktes verursachen", zum "betrieblichen Risiko" gehören und die Kurzarbeit kein Mittel gegen diese Entwicklungen sei. Außerdem suchen viele Betriebe weiterhin Fachkräfte. "Diese bei Firmen zu binden, die auf unbestimmte Zeit nicht genug Aufträge haben, ist volkswirtschaftlich fraglich", so der Minister.

Die Kurzarbeit müsse nach der Corona-Pandemie wieder ihrem ursprünglichen Zweck dienen und als Unterstützung gegen externe Schocks fungieren. Innerhalb der EU bestehe jedoch Diskussionsbedarf, da einige Mitgliedsstaaten die Kurzarbeit ausweiten und damit "Fragen der Fairness des Wettbewerbs aufgeworfen werden", sagte Kocher.

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Die Gewerkschaft PRO-GE forderte am Freitag in einer Aussendung Kocher auf, die Kurzarbeit so zu gestalten, "dass sie wieder von mehr Betrieben in Anspruch genommen werden kann." Bundesvorsitzender Reinhold Binder sah in der dreimonatigen Kurzarbeit für Liebherr ein "geeignetes Mittel, denn das Unternehmen geht davon aus, dass sich ab 2025 die wirtschaftliche Situation wieder entspannt." Binder argumentierte, dass Kocher zur Stabilität beitragen müsse, damit Unternehmen Fachkräfte halten können. Liebherr sei der größte Arbeitgeber in Lienz und "prägend für die Region", sagte PRO-GE-Landesgeschäftsführer Thomas Giner. Liebherr beschäftigt in Lienz insgesamt rund 1.340 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

ABD0028_20220301 - WIEN - ?STERREICH: Arbeitsminister Martin Kocher (?VP) am Dienstag, 1. M?rz 2022, anl. der PK "Aktuelles zum Arbeitsmarkt" im Arbeitsministerium in Wien. - FOTO: APA/HELMUT FOHRINGER
Martin Kocher: Kurzarbeit sei nicht dazu gedacht, konjunkturelle Schwankungen auszugleichen - © APA/HELMUT FOHRINGER