Infineon Stellenabbau : Infineon kündigt massiven Stellenabbau an: 380 Jobs fallen in Österreich weg

Sabine Herlitschka: Die wichtigste Frau der Industrie in Österreich

Sabine Herlitschka, Infineon-Chefin Österreich

- © Infineon

Der derzeitige Abschwung in der Technologiebranche wirkt sich auch auf Infineon aus. Der deutsche Chip-Hersteller, der in Österreich unter anderem eine Produktionsstätte in Villach betreibt, musste am Montag zum dritten Mal innerhalb weniger Monate seine Umsatzprognosen korrigieren. Als Teil des bereits angekündigten Sparprogramms wird das Unternehmen mehrere tausend Arbeitsplätze abbauen oder ins Ausland verlagern.

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"Die Erholung in unseren Zielmärkten schreitet nur langsam voran", erklärte Jochen Hanebeck, der Vorstandsvorsitzende von Infineon, bei der Präsentation der jüngsten Geschäftszahlen am Montag. "Angesichts der anhaltend schwachen gesamtwirtschaftlichen Dynamik überlagern die Bestände an vielen Stellen die Endnachfrage."

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- © Industriemagazin
Die Erholung in unseren Zielmärkten schreitet nur langsam voran.
Jochen Hanebeck

1.400 Stellen sollen wegfallen

Daher rechnet Hanebeck für das Geschäftsjahr 2023/24 nur noch mit einem Umsatz von rund 15 Milliarden Euro. Zuvor hatte er ein Ziel von 15,1 Milliarden Euro plus/minus 400 Millionen Euro vorgegeben. Die Prognose für die Segmentergebnis-Marge bleibt mit 20 Prozent unverändert.

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Im Rahmen des bereits angekündigten Sparprogramms "Step-Up" kündigte der Firmenchef den Abbau von 1.400 Stellen an. Die bereits zuvor angekündigte Streichung mehrerer hundert Stellen im Werk Regensburg sei darin enthalten. Weitere 1.400 Arbeitsplätze sollen in Länder mit niedrigeren Lohnkosten verlagert werden. "Für Deutschland schließen wir betriebsbedingte Kündigungen aus." Noch im Mai hatte eine Infineon-Sprecherin auf eine Anfrage der APA hin betriebsbedingte Kündigungen auch für Österreich ausgeschlossen. Nun sollen allerdings auch in Österreich in den nächsten beiden Jahren Stellen in Österreich denn Sparkurs zum Opfer fallen. Konkret sind in den nächsten zwei Jahren 380 von insgesamt 6.000 Arbeitsplätzen in Österreich betroffen. Betriebsbedingte Kündigungen sollen vermieden werden, wie das Unternehmen am Dienstag auf Anfrage mitteilte. In Österreich ist Infineon mit einem Werk in Villach vertreten.

Um die Effizienz zu steigern und die Komplexität zu verringern, plant das Unternehmen in den nächsten zwei Jahren mehrere Maßnahmen, darunter auch personalbezogene. Statt Kündigungen setzt Infineon jedoch in Abstimmung mit dem Betriebsrat auf Altersteilzeit, natürliche Fluktuation oder Pensionierungen.

„Dieser Schritt fällt mir und meinen Vorstandskollegen nicht leicht. Wir sind uns unserer sozialen Verantwortung bewusst, daher ist es für uns wichtig, gemeinsam Lösungen für die geplanten Schritte zu finden“, erklärte die Vorstandsvorsitzende Sabine Herlitschka in einem Statement.

Infineon kündigt Sparprogramm an: Standort Villach betroffen

Im letzten Quartal gingen die Umsätze laut weiteren Angaben im Jahresvergleich um neun Prozent auf 3,7 Milliarden Euro zurück. Dies sei etwas weniger als erwartet, da sich die Auslieferung einiger Aufträge ins aktuelle Quartal verschoben habe, erläuterte Hanebeck in einer Telefonkonferenz. Die Segmentergebnis-Marge sank von 26,1 auf 19,8 Prozent. Für das Schlussquartal des Geschäftsjahres 2023/24 prognostiziert Infineon einen Umsatz von 4 Milliarden Euro und eine Segmentergebnis-Marge von 20 Prozent. Nach der Mitteilung fiel der Kurs der Infineon-Aktien im frühen Handel in Frankfurt um 3,7 Prozent.

Der Chiphersteller Infineon hatte im Mai ein umfassendes Sparprogramm angekündigt, das auf jährliche Einsparungen "in hoher dreistelliger Millionenhöhe" abzielt. Dieses als "Step-up" bezeichnete Programm umfasst grundsätzlich auch die österreichische Tochtergesellschaft in Villach. Welche spezifischen Maßnahmen an diesem Standort umgesetzt werden, müsse noch erarbeitet werden, so eine Sprecherin auf Anfrage. Auf jeden Fall soll es keine betriebsbedingten Kündigungen geben.

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Geplant sind unterschiedliche Maßnahmen in den Bereichen Fertigung, Portfoliomanagement, Preisgestaltung und Betriebskosten, teilte Infineon ohne nähere Details mit. Während in Österreich noch über die konkrete Umsetzung nachgedacht wird, hat Infineon am Standort Regensburg bereits erste Schritte eingeleitet. Dort sollen Hunderte von Arbeitsplätzen wegfallen, bestätigte das Unternehmen. Der Umbau soll jedoch ohne betriebsbedingte Kündigungen erfolgen: durch natürliche Fluktuation, Altersteilzeit und freiwillige Aufhebungsverträge. Aktuell beschäftigt Infineon in Regensburg rund 3.100 Mitarbeiter. Aus informierten Kreisen hieß es am Mittwoch, dass insbesondere die Produktion vom Stellenabbau betroffen sein wird. Der Unternehmenssprecher betonte, dass Regensburg "weiterhin eine wichtige Rolle als Innovationsstandort" spielen werde.

Die IG Metall äußerte scharfe Kritik an den Plänen von Infineon: "Wir sind entsetzt und schockiert", sagte der Unternehmensbeauftragte Rico Irmischer im Mai. Obwohl das Management in den vergangenen Monaten bereits den Kurs Richtung Sparkurs eingeschlagen habe, sei "ein so massiver Kahlschlag für alle ein Schock". Die Gewerkschaft wirft dem Management vor, die Produktion zur Profitmaximierung ins billigere Ausland verlagern zu wollen, und fordert vom Vorstand, "die Zahl zurückzunehmen und unverzüglich mit dem Betriebsrat und der IG Metall an den Tisch zu treten".

Am Standort Regensburg sollen mehrere hunderte Stellen abgebaut werden
Am Standort Regensburg sollen mehrere hunderte Stellen abgebaut werden - © Infineon

Neues Werk in Malaysia beginnt demnächst mit Produktion

Infineon erweitert nun in Kulim, Malaysia, erheblich die Kapazitäten für Wide-Bandgap-Materialien. Am 8. August wird Infineon offiziell die erste Phase eines neuen Werks in Malaysia eröffnen, das die weltweit größte und wettbewerbsfähigste 200-Millimeter-Siliziumkarbid-(SiC)-Leistungshalbleiterfabrik werden soll. Die Erweiterung der Kulim-Anlage fokussiert sich auf die Herstellung von Halbleitern, die zur Verbesserung der Energieeffizienz in der Automobilindustrie beitragen sollen. Dieser Bereich gewinnt zunehmend an Bedeutung, da die Nachfrage nach energieeffizienten und umweltfreundlichen Fahrzeugtechnologien weiter steigt. Infineons neue Fertigungseinheit wird als Kompetenzzentrum fungieren, das sich auf die Entwicklung von Produkten spezialisiert, die die Energieeffizienz in Fahrzeugen verbessern.

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Die Anlage ist die erste Wafer-Fertigung von Infineon in Asien und beschäftigt derzeit rund 1.500 Mitarbeiter. Mit der kürzlich begonnenen Expansion soll eine neue 12.000 Quadratmeter große Anlage entstehen, die das Potenzial bietet, die Produktionskapazität zu verdoppeln.