Minus 30% bei BMW : BMW und Mercedes im Abwärtstrend: Hat die deutsche Autoindustrie den E-Auto-Zug in China verpasst?

Luxury cars Mercedes-Benz and BMW parking in a row of car store. Russia. Saint-Petersburg. 28 October 2019.

Die deutschen Premiumhersteller BMW und Mercedes-Benz kämpfen immer stärker mit schwachem Absatz an ihrem wichtigsten Markt China.

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Die deutschen Premium-Automobilhersteller BMW und Mercedes-Benz kämpfen zunehmend mit rückläufigen Verkaufszahlen auf ihrem wichtigsten Markt, China. BMW verzeichnete zwischen Juli und September einen Rückgang der Auslieferungen um fast 30 % im Vergleich zum Vorjahr, was zu knapp 148.000 verkauften Fahrzeugen führte. Mercedes-Benz verkaufte 170.700 Fahrzeuge, was einem Minus von 13 % entspricht. Damit schnitt der chinesische Markt schlechter ab als andere Regionen weltweit.

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Beide Hersteller beschrieben das Marktumfeld als "schwierig" und "herausfordernd". Mercedes-Benz erklärte, dass "eine insgesamt geringere Nachfrage, insbesondere für Luxusgüter, und anhaltende Preisnachlässe vor allem im EV-Segment" den Absatz in China negativ beeinflussten.

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Zweite Gewinnwarnung für Mercedes

Im dritten Quartal beschleunigte sich der Absatzrückgang beider Unternehmen, was Mercedes-Benz zu einer zweiten Gewinnwarnung in diesem Jahr veranlasste. Auch BMW musste sein Absatzziel nach unten korrigieren. Während der chinesische Automarkt insgesamt schwächelt, erleben Elektroautos aufgrund staatlicher Förderungen einen Boom. Doch deutsche Hersteller profitieren kaum davon, da chinesische Konkurrenten mit preisgünstigeren und kompakteren Modellen den Markt dominieren.

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So steigerte der führende E-Auto-Hersteller BYD im September seinen Absatz um 45 % auf fast 418.000 Fahrzeuge, während Tesla mit 72.000 verkauften Autos und einem Wachstum von 66 % einen Rekordmonat verzeichnete. Im Gegensatz dazu verkaufte der auf Verbrenner fokussierte Hersteller SAIC im September ein Drittel weniger Fahrzeuge als im Vorjahr.

BMW hatte Probleme mit Continental-Bremsen

BMW hatte im vergangenen Quartal zudem mit einem Lieferstopp aufgrund von Problemen mit einem Bremssystem des Zulieferers Continental zu kämpfen. Rund 320.000 Neuwagen konnten deshalb nicht ausgeliefert werden. Der Absatz sank zwischen Juli und September um 13 % auf gut 540.000 Fahrzeuge, während die Verkäufe in den ersten neun Monaten um 4,5 % auf 1,75 Millionen Fahrzeuge zurückgingen. In Europa konnte BMW jedoch einen Anstieg von 1,4 % verbuchen, während die Verkäufe in Asien und Amerika rückläufig waren.

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Mercedes-Benz lieferte im dritten Quartal 503.600 Fahrzeuge aus und blieb damit leicht unter dem Vorjahreswert sowie weiterhin hinter BMW als globalem Marktführer im Premiumsegment zurück. Im bisherigen Jahresverlauf sank der Absatz von Mercedes-Benz um 4 % auf 1,46 Millionen Fahrzeuge. Ähnlich wie BMW hatte auch Mercedes im Vorjahr unter Lieferproblemen bei einem Zulieferer gelitten, die sich nun jedoch auflösen.

Absatzeinbruch von E-Mercedes

Im Bereich Elektroautos entwickeln sich BMW und Mercedes-Benz unterschiedlich. BMW konnte mit Modellen wie dem iX1 und dem E-Mini im dritten Quartal ein Plus von 10 % verzeichnen. Im Jahresverlauf stiegen die Verkaufszahlen um 19 % auf 294.000 E-Autos. BMW-Vertriebschef Jochen Goller betonte: "Unsere vollelektrischen Fahrzeuge überzeugen unsere Kunden weltweit – das deutlich zweistellige BEV-Wachstum in den ersten neun Monaten des Jahres stellt dies unter Beweis."

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Mercedes-Benz hingegen musste bei den EQ-Modellen einen Absatzeinbruch von 31 % auf 42.500 Fahrzeuge im dritten Quartal hinnehmen. Bis Ende September wurden knapp 136.000 batterieelektrische Fahrzeuge ausgeliefert, was einem Rückgang von rund 20 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Plug-in-Hybride schnitten besser ab, mit einem Wachstum von 10 %, insbesondere dank der starken Nachfrage in den USA.

Eine Analyse der Unternehmensberatung EY zeigt, dass chinesische Anbieter auf dem deutschen Markt ebenfalls unter den sinkenden Verkaufszahlen im E-Auto-Segment leiden. Im dritten Quartal ging der Absatz in Deutschland um 45 % zurück. Der Marktanteil chinesischer Marken fiel von 10 % auf 8 %, während deutsche Hersteller dank BMW ihren Anteil von 40 % auf 57 % steigern konnten.