Investitionen in Europas Verteidigungsindustrie : Salzgitter in den roten Zahlen: Wie die Rüstungsindustrie zum Wachstumstreiber werden soll

Salzgitter grüner Stahl

Der Stahlhersteller Salzgitter will sein Geschäft mit der Rüstungsindustrie ausbauen

- © Salzgitter AG

Die Salzgitter AG, einer der führenden Stahlhersteller in Deutschland, plant trotz eines deutlichen Verlusts im Geschäftsjahr 2024, ihren Aktionären eine Dividende auszuschütten. Wie das Unternehmen am Freitag bei der Vorlage seines aktuellen Geschäftsberichts in Salzgitter mitteilte, wird eine Dividende in Höhe von 0,20 Euro je Aktie vorgeschlagen. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das einen Rückgang – damals wurden 0,45 Euro je Aktie ausgeschüttet.

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Bereits im Februar hatte die Salzgitter AG vorläufige Zahlen und einen ersten Ausblick auf das laufende Jahr veröffentlicht. Diese wurden nun mit dem Geschäftsbericht bestätigt. Nach einem Rückgang bei Umsatz und operativem Ergebnis rechnet der Konzern für 2025 mit einem stagnierenden oder rückläufigen Umsatz. Das EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) werde voraussichtlich nur leicht über dem Vorjahreswert von 445 Millionen Euro liegen, heißt es.

Die Stahlindustrie insgesamt – und damit auch die Salzgitter AG – sah sich 2024 mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert. Eine nachlassende Nachfrage, sinkende Stahlpreise, hohe Energiepreise sowie zunehmender Druck durch Stahlimporte belasteten das operative Geschäft erheblich. Unter dem Strich musste das Unternehmen einen Verlust von 348 Millionen Euro hinnehmen – nach einem Gewinn von 204 Millionen Euro im Vorjahr. Hauptverantwortlich für das negative Ergebnis waren Wertberichtigungen, Rückstellungen sowie Kosten für Restrukturierungen. Insgesamt beliefen sich die Sonderbelastungen auf 406 Millionen Euro.

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Rüstungsindustrie gewinnt an Bedeutung

Eine strategische Neuausrichtung ist bereits im Gange: Die Salzgitter AG will ihr Engagement in der Verteidigungsindustrie ausweiten. "Wir sind mit vergüteten Blechen für die Verteidigungsindustrie breit aufgestellt", erklärte Konzernchef Gunnar Groebler am Freitag. Auch im Bereich der Rohre für militärische Anwendungen sei man gut positioniert. „Das führen wir gerade zusammen in einer Task Force Defence bei uns im Haus, um das Angebot für diese Industrie gebündelt vortragen zu können.“ Ziel sei es, den erwarteten wachsenden Bedarf an Rüstungsgütern in Europa bedienen zu können.

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Ein konkreter Wettbewerbsvorteil liegt in der bereits vorhandenen Zertifizierung für sicherheitsrelevante Stahlprodukte, die nicht alle Anbieter in der EU vorweisen können. Während kleinere Stahlwerke häufig auf zivile Anwendungen spezialisiert sind, kann Salzgitter industrielle Großaufträge mit hohen Qualitäts- und Lieferanforderungen abwickeln. Mit der Gründung der Task Force Defence im eigenen Haus wird  Know-how gebündelt, um gezielt auf Ausschreibungen nationaler und europäischer Rüstungsprojekte zu reagieren.

Die politische Lage spielt dem Konzern ebenfalls in die Karten: Mit der Einführung des Sondervermögens Bundeswehr in Deutschland sowie steigenden Verteidigungshaushalten in der EU entsteht ein Milliardenmarkt für militärische Ausrüstung und Infrastruktur. Die europäische Kommission forciert zudem die Stärkung der strategischen Autonomie – was bedeutet, dass künftig deutlich mehr Material von europäischen Unternehmen stammen soll. Hier kann Salzgitter punkten, da der Konzern vollständig in Deutschland produziert und somit eine verlässliche, politische erwünschte Lieferquelle darstellt.