Sinkende Gewinne : Porsche investiert Milliarden in Verbrenner
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Der Sportwagenbauer Porsche will sich mit einem teuren Maßnahmenprogramm gegen die Krise zur Wehr setzen
- © PorscheDer Sportwagenhersteller Porsche plant, mit einem umfassenden und kostspieligen Maßnahmenpaket auf die aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen zu reagieren. Die VW-Tochter aus Stuttgart investiert in diesem Jahr erhebliche Summen, um die Entwicklung neuer Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren und Plug-in-Hybridantrieben voranzutreiben. Darüber hinaus soll das Angebot an Sonder- und Exklusivausstattungen erweitert werden, um die Marke weiterhin attraktiv für anspruchsvolle Kunden zu gestalten.
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Der Vorstandsvorsitzende Oliver Blume nimmt für dieses ambitionierte Programm bewusst eine deutliche Reduzierung der operativen Marge in Kauf. Diese Entscheidung wurde am Donnerstagabend überraschend von der Porsche AG bekannt gegeben. Bereits im vergangenen Jahr geriet das Unternehmen nach vorläufigen Zahlen spürbar unter Druck, was auf eine Kombination aus Marktherausforderungen und internen Umstrukturierungen zurückzuführen ist. Dennoch stellt das Management eine stabile Dividende in Aussicht, um das Vertrauen der Aktionäre zu bewahren.
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Aktienkurs unter Druck – Analysten begrüßen strategische Neuausrichtung
Die Porsche-Aktie hat in den vergangenen Monaten eine enttäuschende Entwicklung genommen. Nach dem erfolgreichen Börsengang im September 2022, bei dem der Kurs eine Rekordrallye erlebte, erreichte die Aktie im Mai 2023 ein Allzeithoch von über 120 Euro. Doch dieser Höhenflug war nur von kurzer Dauer. Seitdem hat der Kurs erheblich nachgegeben und liegt derzeit rund 50% unter dem Höchststand sowie etwa 25% unter dem Ausgabepreis von 82,50 Euro.
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Der JPMorgan-Analyst Jose Asumendi äußerte sich in einer ersten Reaktion positiv zu den angekündigten Veränderungen. Seiner Einschätzung nach sind die Maßnahmen notwendig, um die Antriebsstrategie des Unternehmens zu modernisieren und Porsche wieder auf einen Wachstumskurs zu bringen. Allerdings senkte Asumendi aufgrund der erwarteten finanziellen Belastungen seine Gewinnprognose für das Unternehmen.
Rückgang der operativen Marge
Vorläufige Berechnungen zeigen, dass die operative Marge von Porsche im vergangenen Jahr am unteren Ende der angepeilten Spanne von 14 bis 15% lag. Im Jahr 2023 konnte das Unternehmen noch eine Marge von 18% vorweisen. Gründe für den Rückgang sind unter anderem das schwache Abschneiden in China sowie die Einführung neuer Modelle in mehreren Baureihen. Diese Entwicklungen haben die Profitabilität des Unternehmens erheblich belastet.
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Für das laufende Jahr rechnet Porsche mit einem weiteren Rückgang der Marge auf 10 bis 12%. Hauptverantwortlich hierfür sind die hohen Kosten des Maßnahmenprogramms, das sowohl die kurzfristige Ertragskraft stärken als auch langfristig Wachstum sichern soll. Zudem wirken sich marktbedingte Absatzrückgänge negativ auf die Marge aus. Langfristig strebt Oliver Blume jedoch eine Umsatzrendite von über 20% an, was die ambitionierten Ziele des Unternehmens verdeutlicht.
Trotz der finanziellen Belastungen rechnet Porsche damit, den Umsatz stabil halten zu können. Für das Jahr 2025 prognostiziert das Unternehmen Erlöse zwischen 39 und 40 Milliarden Euro. Diese Größenordnung entspricht den Erwartungen für das vergangene Jahr, was darauf hindeutet, dass Porsche trotz der Herausforderungen seine Umsatzziele erreicht hat. Wie es in der Mitteilung hieß, wiesen die weiteren wichtigen Leistungsindikatoren keine signifikanten Abweichungen von den prognostizierten Bandbreiten auf.
Hohe Investitionen in neue Technologien
Um diese langfristigen Ziele zu erreichen, sind erhebliche Investitionen erforderlich. Porsche plant, umfangreiche Mittel in die Entwicklung neuer Modelle und in Batterieaktivitäten zu stecken. Auch die interne Organisationsstruktur soll modernisiert werden, um effizienter auf die Herausforderungen des Marktes reagieren zu können. Konkrete Details zu diesen Umstrukturierungen wurden in der Mitteilung jedoch nicht genannt.
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Für das Jahr 2025 erwartet das Management eine Belastung des Netto-Cashflows im Automobilbereich von bis zu 800 Millionen Euro. Diese Zahl bezieht sich auf den Bereich ohne Finanzdienstleistungen und verdeutlicht die finanzielle Dimension der geplanten Maßnahmen.
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In einem herausfordernden Umfeld halten wir Kurs und setzen unsere Strategie entschlossen fort. Im Porsche Produktjahr 2024 bringen wir vier hoch emotionale neue Sportwagen aus vier Baureihen auf die Straße. Das gibt uns Rückenwind für die kommenden Jahre.
Oliver Blume, Vorstandsvorsitzender der Porsche AG
Finanzvorstand Lutz Meschke muss Porsche verlassen
Am vergangenen Wochenende kündigte Porsche an, dass Finanzchef Lutz Meschke und Vertriebsvorstand Detlev von Platen ihre Posten räumen werden. Offizielle Gründe für diesen Schritt wurden nicht genannt. Experten vermuten jedoch, dass das schwache Abschneiden in China und die damit verbundenen finanziellen Herausforderungen eine Rolle gespielt haben könnten. Der chinesische Markt gilt als entscheidend für das Wachstum vieler Automobilhersteller, und Porsches Schwierigkeiten dort haben das Unternehmen unter Druck gesetzt.
Laut Informationen der Bild sollen die geplanten Vertragsauflösungen beim Finanzvorstand auf Meschkes angebliche Ambitionen zurückzuführen sein, den Vorstandsvorsitz bei Porsche zu übernehmen. Das Verhältnis zwischen dem 58-Jährigen und dem aktuellen Vorstandsvorsitzenden Oliver Blume gilt bereits seit einiger Zeit als angespannt – insbesondere seit Blume zusätzlich die Position des Vorstandschefs bei Volkswagen, Europas größtem Automobilhersteller, innehat.
Berichten aus Aufsichtsratskreisen zufolge hat Meschke mittlerweile auch den Rückhalt der Eigentümerfamilien Porsche und Piëch verloren. Meschke gehört dem Vorstand seit 2009 an und wurde 2015 zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden ernannt. Darüber hinaus ist er im Vorstand der Porsche Automobil Holding SE tätig, wo er für das Beteiligungsmanagement verantwortlich ist.
Porsche ist traditionell eine der Ertragsperlen im Volkswagen-Konzern, doch auch die Schwestermarke Audi kämpft derzeit mit Schwierigkeiten. Der Volkswagen-Konzern selbst musste im Jahr 2024 bereits zweimal seine Gewinnprognose senken, was die Herausforderungen im gesamten Konzern verdeutlicht. Ein Sprecher des VW-Konzerns wollte sich am Donnerstagabend nicht zu den Entwicklungen bei Porsche äußern. Analysten hoffen jedoch, dass sich die Lage im vierten Quartal verbessert hat.
Trotz der schwierigen Lage plant Porsche, die Dividende für das vergangene Jahr stabil zu halten. Für 2023 erhielten die Besitzer der im DAX notierten Vorzugsaktien 2,31 Euro pro Aktie. Diese Stabilität in der Dividendenpolitik soll das Vertrauen der Anleger sichern und die Attraktivität der Aktie trotz der aktuellen Kursverluste aufrechterhalten.
Der detaillierte Geschäftsbericht für das Jahr 2024 wird von der Porsche AG am 12. März veröffentlicht. Dieser Bericht wird Aufschluss über die finanzielle Lage des Unternehmens geben und möglicherweise weitere Details zu den geplanten Investitionen und Umstrukturierungen enthalten.