Allerdings könnte sich das bald ändern. Bis 2025 werde die Produktion von Biokunststoffen in der EU um das Zwanzigfache auf dann 5,7 Millionen Tonnen ansteigen, verkündet der Fachverband European Bioplastics ganz berufsoptimistisch. Aber auch ein Konzern wie BASF, der keine fremden Interessen vertritt, meldet in diesem Markt ein weltweites Wachstum von 20 Prozent pro Jahr.
Offenbar sind immer mehr Betriebe bereit, die Nachteile von Biokunststoffen in Kauf zu nehmen – ein doppelt bis dreifach höherer Preis und Einschränkungen bei benötigten Eigenschaften – weil die ökologischen Nachteile von Kunststoffen aus Erdöl so massiv sind. Mit Abstand am häufigsten werden Biokunststoffe heute zu Verpackungen verarbeitet. Doch erste Anzeichen gibt es selbst in der Autoindustrie, die Biokunststoffen lange sehr skeptisch gegenüberstand.
So mischt heute Goodyear seinem Reifen "Biotred" Maisstärke bei und reduziert damit den Reifenrollwiderstand. Ford verbaut inzwischen in jedem seiner Fahrzeuge in Nordamerika auf Soja basiertes Polyol als Komponente für den Schaumstoff Polyurethan. Und Toyota hat mit "Eco Plastics" den bisher weltweit einzigen Biokunststoff entwickelt, der sich im Spritzgussverfahren verarbeiten lässt und heute in den Türen des Modells "Prius" steckt. Heuer im Frühjahr gab Toyota bekannt, selbst die Sensorleitungen am Motor, die bekanntlich viel aushalten müssen und deshalb gewöhnlich aus dem Kunststoff Epichlorohydrin bestehen, künftig aus einem biosynthetischen Biohydrin zu produzieren. Einen weiteren Nachteil von Biokunststoffen, nämlich eine geringere Hitzebeständigkeit, haben die Japaner damit bereits hinter sich gelassen.