Georg Kapsch über Systemkampf : Georg Kapsch: "Sich an der Kommission abzuputzen, ist auch nicht in Ordnung"

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Zu vieles sei heute fundamentalistisch aufgeladen, sagt der CEO der Kapsch TrafficCom Georg Kapsch

- © Kapsch TrafficCom

Der "Verlust an Diskursbereitschaft" innerhalb Europas Grenzen schmerze, sagt der Unternehmer Georg Kapsch. Zu vieles sei heute fundamentalistisch aufgeladen, so der CEO der Kapsch TrafficCom. Etwa auch die Umsetzung des Green Deals - "da hätte ich mir mehr Intelligenz " gewünscht. Er sei immer ein Befürworter des grünen Deals gewesen. "Die Grundidee ist ok, wir müssen ja die Umwelt entlasten", sagt Kapsch. Doch Europas Industrie werde damit überproportional belastet. Wenn Kommissionspräsidentin von der Leyen jetzt davon spricht, die Bürden für die Wirtschaft in der nächsten Legislaturperiode um ein Viertel zu reduzieren, vernimmt Kapsch das mit einem Quäntchen Hoffnung.

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"Vorerst merken wir davon aber nichts, im Gegenteil", sagt er. Es kommen immer mehr und mehr neue Regeln, die es in den Unternehmen umzusetzen gilt. Woran aber auch die - letztverantwortlichen - Ländervertreter im EU-Rat ihren Anteil hätten. "Die Nationalstaaten haben den Hang, sich an Kommission und Parlament abzuputzen, das ist auch nicht in Ordnung", sagt Kapsch.

In Wahrheit, sagt Kapsch, dessen Vision der Vereinigten Staaten von Europa sich für ihn mittlerweile als Illusion herausstellte, sei der europäische Binnenmarkt immer noch nicht vollendet. Und innenpolitisch habe man in Europa statt einem Gemeinschaftsgefühl "divergierende Interessen".

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Außenpolitisch hätte Europa einen Offenbarungseid geleistet. "Wir sind Spielball der beiden großen Blöcke USA und China und werden zwischen den beiden zerrieben", sagt Kapsch. Protektionismus habe nie zur Wohlstandssteigerung beigetragen, im Gegenteil. Doch wo die Grenzen überschritten werden und der Handel unfair ist, brauche es Regulative. "Da bin ich durchaus ein Befürworter tarifarischer und außertarifarischer Handelshemmnisse", so der Manager. Und auch wenn er eigentlich ein Antimilitarist sei: Eine eine einheitliche Verteidigungspolitik brauche es.

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"Wir sind Spielball der beiden großen Blöcke und werden zerrieben", sagt Kapsch. - © Lukas Ilgner / Verlagsgruppe News / picturedesk.com