Ukraine/Russland : Manager gegen Putin

Russian President Vladimir Putin attends a meeting with his Belarus' counterpart at the Kremlin in Moscow on March 11, 2022. (Photo by Mikhail KLIMENTYEV / SPUTNIK / AFP)

Wladimir Putin: Kritik von Aeroflot-Manager

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Der ehemalige Vize-Chef der russischen Fluggesellschaft Aeroflot, Andrej Panow, hat sich laut einem Bericht der Wochenzeitung "Die Zeit" erstmals dazu geäußert, warum er seinen Job bei der Airline gekündigt und Russland verlassen hat. "Ich bin gegen diesen Krieg", zitierte die "Zeit" Panow laut einer Vorabmeldung vom Mittwoch. "Jeder Mensch sollte friedlich protestieren dürfen", sagte Panow demnach.

"Ich möchte das Recht haben, zu sagen, dass ich gegen den Krieg bin. Für mich, für meine Kinder", sagte Panow laut dem Bericht weiter. "Als Gegner des Kriegs kann ich nicht mehr für ein Unternehmen arbeiten, das dem Staat gehört. Da gab es nicht viel zu überlegen."

Panow war seit 2018 im Aeroflot-Vorstand verantwortlich für die Bereiche Strategie, Service und Marketing. Am 12. März hatte er auf Facebook geschrieben: "Habe Russland verlassen. Habe Aeroflot verlassen. Das alte Leben ist vorbei."

Wie die "Zeit" weiter berichtete, sagte Panow nun, er habe "keine Ahnung, wie mein neues Leben aussehen wird. Ich weiß noch nicht mal, was die nächsten Tage bringen."

Aeroflot ist die größte russische Fluggesellschaft und zu 57,3 Prozent im Besitz des russischen Staates. Aeroflot-Chef Michail Polubojarinow steht auf der Liste mit Strafmaßnahmen der Europäischen Union, die wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine verhängt wurden.

Nach dem Angriff sperrten zudem zahlreiche westliche Länder, darunter die EU und die USA, ihren Luftraum für russische Flugzeuge. Aeroflot hatte Anfang März wegen der westlichen Sanktionen alle internationalen Flüge ausgesetzt.

Auch Kohleindustrieller und einige Oligarchen gegen Krieg

Auch der russische Kohle- und Düngemittel-Unternehmer Andrej Melnitschenko mahnt ein Ende der Kämpfe in der Ukraine an. "Die Ereignisse in der Ukraine sind wirklich tragisch. Wir brauchen dringend Frieden", teilte der Milliardär am Montag in einem über einen Sprecher übermittelten E-Mail an die Nachrichtenagentur Reuters mit. Ansonsten drohe eine weltweite Nahrungsmittelkrise, da die Düngemittelpreise für viele Landwirte schon zu hoch seien.

Der 50-jährige ist Russe, aber in Belarus geboren und hat eine ukrainische Mutter. Er empfinde daher "großen Schmerz und Unglauben, wenn ich sehe, wie brüderliche Völker kämpfen und sterben", sagte Melnitschenko, der von den westlichen Sanktionen betroffen ist. Auch andere Oligarchen wie Michail Fridman, Pjotr Awen und Oleg Deripaska hatten bereits auf Frieden gedrungen.

"Eines der Opfer dieser Krise wird die Landwirtschaft und die Lebensmittelindustrie sein", warnte Melnitschenko, der mit EuroChem einen der größten russischen Düngemittelhersteller sowie mit Suek einen größten Kohleproduzenten gegründet hat. Wenn der Krieg nicht gestoppt werde, drohe eine weltweite Nahrungsmittelkrise, da Düngemittel deutlich teurer würden. Viele Landwirte könnten sich die Bodennährstoffe dann nicht mehr leisten.

Russland ist ein bedeutender Produzent von kali-, phosphat- und stickstoffhaltigen Düngemitteln - wichtige Nährstoffe für Pflanzen und Böden. Die russischen Exporte von Düngemitteln machen etwa 13 Prozent der Weltproduktion aus. EuroChem, das Stickstoff, Phosphate und Kali produziert, gehört nach eigenen Angaben zu den fünf größten Düngemittelherstellern der Welt. Der Krieg "hat bereits zu steigenden Düngemittelpreisen geführt, die für die Landwirte nicht mehr erschwinglich sind", sagte Melnitschenko. Die Versorgungsketten stünden bereits wegen der Corona-Pandemie unter Druck. "Jetzt wird dies zu einer noch höheren Lebensmittelinflation in Europa und wahrscheinlich zu einer Lebensmittelknappheit in den ärmsten Ländern der Welt führen", sagte er.

Schon am 9. März trat Melnitschenko als Vorstandsmitglied und nicht geschäftsführender Direktor sowohl bei EuroChem als auch bei Suek zurück. Die italienische Polizei beschlagnahmte vergangene Woche Melnitschenko 142 Meter lange Yacht, deren Wert auf 530 Millionen Euro geschätzt wird.