Verhandlungen über Sperrminorität für Öbag : Knalleffekt: Öbag prüft Einstieg bei AT&S

ATS Werk Leoben

Die Öbag plant offenbar den Einstieg bei der steirischen AT&S.

- © Guenther PEROUTKA / WirtschaftsBlatt / picturedesk.com

Beim Leiterplattenhersteller AT&S kündigt sich eine mögliche neue Konstellation im Aktionärskreis an. Die Staatsholding ÖBAG könnte bei dem steirischen Leiterplattenhersteller AT&S einsteigen. Das gab das Unternehmen am Montag am späten Abend bekannt. Im Zuge einer Kapitalerhöhung könnte die ÖBAG einen Anteil von mindestens 25 Prozent plus einer Aktie erhalten. Die Verhandlungen diesbezüglich würden laufen. Der AT&S-Vorstand will aber auch mit anderen Investoren über einen möglichen Einstieg reden.

"Zur Unterstützung der weiteren Unternehmensentwicklung" plant das Unternehmen eine große Kapitalerhöhung sowie weitere Kapitalmaßnahmen. Das Volumen könnte insgesamt bis zu 50 Prozent des derzeitigen Grundkapitals betragen, Details seien aber noch offen.

AT&S bringt rund 1,1 Milliarden Euro Wert auf die Waage. Es dürfte sich also um einen möglichen Deal mit einem Volumen von zumindest einer Viertelmilliarde Euro handeln. Weder AT&S noch Öbag wollten den möglichen Einstieg auf Anfrage des "Kurier", der zuerst über die Pläne berichtete, kommentieren.

Hintergrund des möglichen Deals dürfte die seit 2019 für die Öbag bestehende Möglichkeit sein, sich mit Minderheitsbeteiligungen bei standortrelevanten Unternehmen wie AT&S, einem der wenigen an der Wiener Börse gelisteten heimischen Technologiekonzerne, zu beteiligen, schreibt der "Standard". Dadurch soll erschwert werden, dass diese Konzerne unter ausländische Kontrolle geraten. Öbag-Chefin Edith Hlawati habe bereits im Vorjahr betont, dass strategische Beteiligungen vor allem im Hightech-Bereich zu den künftigen Aufgaben der Staatsholding zählten. Demnach war die "Kriegskassa" damals mit rund einer Milliarde Euro gefüllt.

Andreas Gerstenmayer
CEO Andreas Gerstenmayer: Der AT&S-Vorstand will auch mit anderen Investoren über einen möglichen Einstieg reden. - © AT&S

Ob die Kapitalmaßnahmen durchgeführt werden können und ob bzw. welche Investoren einsteigen, sei noch von "allfällig erforderlichen Gremialbeschlüssen einer Einigung mit dem potenziellen Investor sowie der Evaluierung der dann vorherrschenden Marktbedingungen" abhängig. Auch eine Zustimmung des Aufsichtsrats der AT&S sei noch ausständig.

Vonseiten der ÖBAG wurden die Gespräche bestätigt, diese seien aber noch in einem frühen Stadium, sagte ein ÖBAG-Sprecher zur APA. Im Rahmen der Neugeschäftsstrategie der Staatsholding kann sich die ÖBAG auf Wunsch von Unternehmen an österreichischen Firmen, die in Zukunftstechnologien tätig sind, beteiligen.
Würde die ÖBAG 25 Prozent plus einer Aktie an AT&S übernehmen, wäre sie der größte Einzelaktionär an dem Leiterplattenhersteller. Derzeit befinden sich 64 Prozent der AT&S im Streubesitz, die Stiftungen von den Industriellen Hannes Androsch und Willibald Dörflinger halten zudem jeweils 18 Prozent.

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Bei den Aktionären kamen die Nachrichten vorerst nicht gut an. Die Aktie der AT&S brach am Dienstag im Frühhandel um 15,3 Prozent auf 23,96 Euro ein. (APA/red)

Edith Hlawati, ÖBAG Vorständin
Betonte bereits im Vorjahr, dass strategische Beteiligungen vor allem im Hightech-Bereich zu den künftigen Aufgaben der Staatsholding zählten: Öbag-Chefin Edith Hlawati - © Apa/ÖBAG/Georg Wilke