Energie Kelag Güthlein : Kelag-Vorstand Güthlein: „Länder, die importieren, machen sich erpressbar“

Danny Güthlein, Vorstandsmitglied beim Energiedienstleister Kelag: "Versorgungssicherheit und Nachhaltigkeit sind zwei Seiten derselben Medaille"
- © KelagINDUSTRIEMAGAZIN: Viele energieintensive Betriebe stehen unter Druck, ihre CO₂-Emissionen zu reduzieren. Welche Rolle sieht die Kelag dabei für sich – als Energieversorger, als Technologiepartner oder als Investor in neue Infrastruktur?
Danny Güthlein: Die Unabhängigkeit von teuren Energieträgern wie Atom, Kohle, Gas und Öl ist eine zentrale Herausforderung – für Europa, Österreich und Kärnten. Die Kelag versteht sich als ganzheitlicher Lösungsanbieter: Wir sind Energieversorger, Technologiepartner und Investor. Unsere Investitionen – allein 2024 rund 400 Millionen Euro – fließen gezielt in den Ausbau erneuerbarer Energien, die Modernisierung der Netzinfrastruktur und innovative Projekte wie Agri-PV-Anlagen oder der Glasfaserausbau.
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Damit schaffen wir die Voraussetzungen, dass Industrieunternehmen ihre CO₂-Emissionen nachhaltig senken können. Jeder Euro, den wir investieren, sichert und schafft Arbeitsplätze. Außerdem zeigt die aktuelle geopolitische Lage deutlich: Länder, die fossile Energie liefern, bestimmen den Preis. Länder, die importieren, machen sich erpressbar. Deshalb ist der Ausbau erneuerbarer Energien nicht nur ökologisch, sondern auch strategisch notwendig, um Standortnachteile zu reduzieren und die heimische Wertschöpfung zu stärken.
Der Ausbau von Photovoltaik, Wind- und Wasserkraft ist zentral für die Energiewende, gleichzeitig bleibt Versorgungssicherheit ein kritischer Faktor. Wie gelingt es der Kelag, beides – nachhaltige Erzeugung und stabile Versorgung – für Industriekunden zu gewährleisten?
Danny Güthlein: Versorgungssicherheit und Nachhaltigkeit sind zwei Seiten derselben Medaille. Wir setzen auf einen ausgewogenen und intelligenten Technologiemix aus Wasserkraft, Windkraft, Photovoltaik, Biomasse, Wasserstoff und Speichern. Das senkt die Kosten für die Infrastruktur und macht das Energiesystem flexibler. Speicher und die intelligente Nutzung von Batteriespeichern helfen, Leistungsspitzen, saisonale Schwankungen und Unterschiede im Energiebedarf bestmöglich auszugleichen. So ist beispielsweise im Winter die Windkraft entscheidend für die Versorgungssicherheit, da sie dann ihren Erzeugungsschwerpunkt hat. Der kontinuierliche Ausbau und die Modernisierung unserer Netzinfrastruktur – von Umspannwerken bis zu neuen Leitungen – sind essenziell, um die steigenden Anforderungen der Industrie zu erfüllen.
Viele Unternehmen setzen auf individuelle Nachhaltigkeitsstrategien, von Eigenstromerzeugung bis hin zu Energieeffizienzmaßnahmen. Mit welchen Modellen oder Partnerschaften unterstützt die Kelag Industrieunternehmen dabei konkret, ihre Klimaziele zu erreichen?
Danny Güthlein: Wir bieten unseren Industriekunden maßgeschneiderte Lösungen – von der Beratung über die Umsetzung bis zum Betrieb. Das reicht von der Integration eigener Photovoltaikanlagen über Energieeffizienz- und Energiemanagementlösungen bis hin zu innovativen Wärmekonzepten auf Basis von Biomasse oder industrieller Abwärme. Kooperationen, wie etwa beim Ausbau von Wasserstoffinfrastruktur oder bei der Entwicklung von Speicherlösungen, sind für uns zentrale Hebel, um die Energiezukunft in der Industrie voranzutreiben. Wir verstehen uns als Partner auf Augenhöhe, der heimische Industrieunternehmen dabei unterstützt, eine unabhängige, selbstbestimmte und leistbare Energiezukunft zu erreichen.