Hat die Bauwirtschaft Lösungen parat?
Rhomberg: Die Bauwirtschaft selbst muss sich auch drastisch wandeln. Klassische Ausschreibungen sind ineffizient und wirtschaftlich ein Horror. Das aktuelle System zwingt Unternehmen dazu, möglichst günstige Angebote zu machen und dann an allen Ecken und Enden zu sparen, um profitabel zu bleiben. Das führt zu minderwertiger Qualität und einem ewigen Kampf zwischen den Auftraggebern und Auftragnehmern. Es ist ein Modell, das nur darauf abzielt, den Gegner zu bekämpfen, anstatt gemeinsam an einem erfolgreichen Projekt zu arbeiten. Wir brauchen mehr Transparenz und Kooperation, nicht mehr Wettbewerb um den niedrigsten Preis. Es gibt viele, die das noch nicht verstehen, aber wenn man einmal sieht, wie effektiv ein digitales, transparentes und kollaboratives Modell funktioniert, dann will man nicht zurück in die alte Welt. Das Ziel muss „Design to Cost“ sein, also gemeinsam mit allen Partnern ein realistisches und transparentes Preismodell zu entwickeln.
Rhomberg hat in den vergangenen Jahren in Technologien und digitale Prozesse investiert...
Rhomberg: Jetzt setzen wir diese in unseren Projekten ein und integrieren sie Schritt für Schritt in unsere Systeme. Das ist der richtige Weg, um uns als Unternehmen neu zu positionieren und gestärkt aus dieser Phase hervorzugehen.
Wie verändern digitale Technologien die Bauwirtschaft?
Hubert Rhomberg: Digitalisierung ist der Schlüssel zu einer effizienteren, nachhaltigeren und transparenteren Bauwirtschaft. Wir haben heute Technologien, die uns ermöglichen, Bauprojekte komplett zu digitalisieren und modulare Bauweisen zu etablieren. Das bedeutet, dass wir vom ersten Entwurf bis zur Fertigstellung alles in einem digitalen Ökosystem abbilden und steuern können. Diese Ansätze helfen uns, Prozesse zu optimieren, Ressourcen effizient zu nutzen und eine hohe Qualität sicherzustellen. Die Vorteile sind klar: Projekte werden planbarer, transparenter und vor allem nachhaltiger.
Aber auch: Traditonelles wird in Frage gestellt.
Rhomberg: Es ist Zeit, dass sich die gesamte Branche revolutioniert, und das bedeutet, dass wir die traditionellen Prozesse in Frage stellen müssen. Wir haben ein Modell entwickelt, bei dem wir auf modulare und vorgefertigte Systeme setzen, ähnlich wie die Automobilindustrie mit ihren Plattformen. Das Ziel ist, ein System zu haben, das flexibel und effizient ist. Der Kunde sollte sich auf eine bestimmte Qualität und Funktionalität verlassen können, ohne dass jedes Bauprojekt wieder bei Null anfangen muss.
Wie reagieren die Kunden und Partner auf diese neuen Ansätze?
Rhomberg: Einige sind skeptisch, weil sie an das alte System gewöhnt sind, aber die, die es ausprobiert haben, wollen nicht mehr zurück. Wir arbeiten immer häufiger mit lokalen Baupartnern zusammen, die unsere Module vor Ort umsetzen. So sichern wir Qualität und Effizienz. Aber das Verständnis für diese Herangehensweise muss wachsen, und das kann nur geschehen, wenn wir alle Akteure in der Wertschöpfungskette mit einbeziehen.
Welche Aufgaben an Leader bringt das mit?Rhomberg: Das Management muss lernen, Wissen zu teilen und transparente Prozesse zu schaffen. Wir haben eine Kultur des Wissensaustauschs in unserem Unternehmen etabliert. Wissen darf nicht exklusiv in den oberen Managementebenen bleiben. Jeder Mitarbeitende muss Zugang zu relevanten Informationen haben, um schnell Entscheidungen treffen zu können.
Das Risiko, bei Tempo Fehler zu machen, nehmen Sie in Kauf?
Rhomberg: Das ist Teil des Konzepts. Fehler sind unvermeidbar, und je schneller wir sie machen, desto schneller können wir daraus lernen und uns verbessern. Unternehmen, die versuchen, fehlerlos zu arbeiten, stagnieren. Ein schnelles „Fail Fast“-Prinzip ist entscheidend. Wenn wir flexibel und anpassungsfähig bleiben, können wir uns schneller als die Konkurrenz entwickeln.
Nie mehr eine wichtige News aus der Industrie verpassen? Abonnieren Sie unser Daily Briefing: Was in der Industrie wichtig wird. Täglich um 7 Uhr in ihrer Inbox. Hier geht’s zur Anmeldung!
Wo sehen Sie das größte Potenzial für die Bauwirtschaft in den nächsten zehn Jahren?
Rhomberg: Die Digitalisierung wird alles verändern. Unternehmen, die in der Lage sind, ihre Prozesse effizient zu digitalisieren und zu automatisieren, werden erfolgreich sein. Wir werden ein Technologieunternehmen mit dem Kern-Know-how Bau, das zunehmend digitale Dienstleistungen und Services an Dritte verkauft. Ein gutes Beispiel sind unsere Holz-Hybrid-Gebäude. Wir kombinieren dabei Nachhaltigkeit und Digitalisierung.