Metallindustrie : Wie hohe Aluminiumpreise AMAG helfen

Gerald Mayer, CEO AMAG

AMAG-Vorstandsvorsitzender Mayer: Hohe Aluminiumpreise als Vorteil

- © AMAG

Der oberösterreichische Aluminiumkonzern AMAG dürfte im ersten Quartal 2022 deutlich mehr Gewinn eingefahren haben als im Vorjahresquartal. Das geht aus den durchschnittlichen Schätzungen der Analysten der Erste Group, der Baader Bank und von Raiffeisen Research hervor, Die Veröffentlichung der Erstquartalszahlen der AMAG steht am kommenden Freitag an.

Der Umsatz dürfte mit 366 Millionen fast um 50 Prozent höher ausfallen als im Jahr davor. Laut Erste-Analyst Michael Marschallinger dürften die hohen Aluminiumpreise und bessere Volumen/Mix-Effekte die Erlöse angetrieben haben.

Operativ sollte die Performance im Startquartal noch besser aussehen. Beim operativen Gewinn vor Abschreibungen (EBITDA) erwarten die Analysten im Schnitt eine Verdoppelung auf 61 Millionen Euro. Der operative Gewinn (EBIT) soll sich den Schätzungen zufolge mehr als vervierfachen auf über 43 Millionen Euro.

Für Christian Obst von der Baader Bank befindet sich die AMAG in einem günstigen Umfeld mit guter Nachfrage und einer gewissen Preissetzungsmacht. Er geht zudem davon aus, dass diese Situation zumindest bis weit in dieses Jahr hinein anhalten wird. Als Hauptrisiko nennt er eine Gas-Knappheit, da dieses essenziell für den Betrieb ist. "Solange die derzeitige Marktsituation anhält, bleiben wir für die Aktie positiv gestimmt", fasst Baader-Experte Obst zusammen.

Auch unterm Strich dürfte das erste Quartal 2022 ein erfolgreiches für die AMAG gewesen sein. Die Experten rechnen im Schnitt mit einem Nettogewinn von über 30 Millionen Euro. Im Startquartal 2021 war dieser noch deutlich darunter bei rund 5 Millionen Euro gelegen

Heikle Lage bei Rohstoffen

Längerfristig könnte aber auch für die AMAG die Rohstoffverfügbarkeit problematisch werden. Nach Ansicht von Branchenexperten wird der Krieg in der Ukraine Rohstoffe dauerhaft verteuern und den Markt nachhaltig durcheinanderwirbeln. "Angesichts aller Unsicherheiten, die der Beginn des laufenden Jahrzehnts mit sich bringt, ist eines klar: Wir erleben das Ende einer Ära billiger Rohstoffe", sagte der Chef des luxemburgischen Rohstoffkonzerns Eurasian Resources Group (ERG), Benedikt Sobotka.

"Die Auswirkungen der Pandemie werden durch den Konflikt verschärft." Die internationalen Sanktionen trügen zu einem beispiellosen Preisanstieg bei, sagte Sobotka.

Die Kosten für Weizen, Düngemittel, Rohöl, Erdgas, Aluminium und Kupfer seien seit Jahresbeginn auf Höchststände geklettert, und weitere Preisschwankungen seien unvermeidlich. "In den kommenden Monaten werden viele wichtige Elemente unseres täglichen Lebens tendenziell teurer - von Brot und Kaffee über Computer und Autos bis hin zu Baumaterialien, Häusern und der Art und Weise, wie wir unsere Haushalte mit Strom versorgen", betonte der Unternehmenschef.

ERG ist nach eigenen Angaben einer der weltweit führenden Produzenten von Kobalt und Kupfer sowie einer der wichtigsten Lieferanten von Aluminiumoxid und Eisenerz. Der Konzern ist vor allem in Kasachstan, Brasilien und dem südlichen Afrika tätig und beschäftigt etwa 75.000 Menschen.

"Der Rohstoffsektor durchläuft die wohl größte Transformation seit Jahren", sagte Sobotka. Einige Änderungen dauerten zwar länger, seien aber nur vorübergehend wie etwa Lieferkettenprobleme. Andere hingegen, wie die Frage der Bezugsquellen oder die Definition strategischer Materialien, seien grundlegender. "Es ist nicht mehr möglich, den besten Kunden, die rentabelste Route oder das günstigste verfügbare Material auszuwählen", sagte Sobotka. "Dies sind die Kosten für eine verbesserte langfristige Nachhaltigkeit und die Auswirkungen der globalen geopolitischen Unsicherheit, an die sich die Produzenten anpassen müssen."

Konkrete Folgen hätten die Kämpfe etwa für die Autobauer, da die Ukraine ein wichtiger Zulieferer gewesen sei. Russland sei zentral für viele Metalle wie Nickel, das wichtig ist für Batterien, und Aluminium, das etwa für Karosserien und Räder benötigt wird, sowie Palladium und Platin, die kritische Komponenten in Fahrzeugabgassystemen sind.

Bei Kupfer und Kobalt sei der bereits bestehende Angebotsdruck noch verschärft worden, zumal die globalen Lagerbestände gering seien. Bereits vor Kriegsbeginn hätten Experten bei Kupfer ein Defizit prognostiziert. Die höhere Nachfrage durch die Umstellung auf erneuerbare Energien und E-Mobilität werde die Preise für Kupfer und Kobalt weiter antreiben, sagte der Branchenexperte.

Lesen Sie hier weiter: Der gobale Kampf um Rohstoffe