Pipeline-Projekt : OMV setzt auf Nabucco West
Der österreichische Öl- und Gaskonzern OMV setzt bei seinen Plänen für die Gaspipeline Nabucco nur noch auf die Kurzversion des Projekts. "Es gibt nur für Nabucco West ein verbindliches Angebot von uns", sagte Firmenchef Gerhard Roiss in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview. Dieses verbindliche Angebot hätten auch die kritischen Nabucco-Partner, die ungarische MOL und die deutsche RWE, unterzeichnet. Sie hatten zuvor laut über einen Ausstieg aus dem Projekt nachgedacht oder diesen angedroht. "Nabucco wird noch hundert Mal sterben", sagte Roiss. Letztlich zähle aber erst die endgültige Entscheidung über die Röhre. Wenig Gegenliebe für die Langversion Die Pipeline ist ein Gemeinschaftsprojekt mehrerer europäischer Energiekonzerne und soll an eine Röhre anschließen, die Gas aus Aserbaidschan bis zur türkisch-bulgarischen Grenze bringt. Nabucco West soll das Gas dann weiter nach Österreich befördern, um Europa unabhängiger von Gaslieferungen aus Russland zu machen. Eigentlich sollte die Pipeline bis nach Aserbaidschan gehen. Diese Langversion von Nabucco stieß aber auf wenig Gegenliebe bei jenen Firmen, die das Gas aus Aserbaidschan verkaufen: Das sind BP, Statoil und die aserbaidschanische Gasgesellschaft Socar, die gemeinsam im kaspischen Raum riesige Reserven erschließen (Shah Deniz II). BP hatte die Langversion von Nabucco bereits im Mai für tot erklärt.Das Shah-Deniz-Konsortium will nun demnächst über das Schicksal der verkürzten Nabucco-Pipeline bestimmen, die laut Roiss von einer anfänglichen Jahreskapazität von 10 bis 14 Milliarden Kubikmeter auf bis zu 23 Millierden Kubikmeter aufgestockt werden kann. "Diese Entscheidung wird - wie wir erfahren haben - zur Jahresmitte fallen", sagte Roiss. Endgültige Entscheidung bis Mitte 2013 Dabei geht es noch nicht um eine endgültige Entscheidung, welchen Weg das Gas aus Aserbaidschan nach Europa nehmen soll, sondern lediglich um eine Vorentscheidung, welcher der verkürzten Pipelines die Gasförderfirmen den Vorzug geben: Mit der verkürzten Nabucco-Röhre konkurriert das Projekt SEEP, das ebenfalls ab der türkisch-bulgarischen Grenze Gas über bestehende Pipelines nach Westen leiten will. Hinter SEEP stehen die Förderunternehmen selbst - also BP, Statoil und Socar. Alternativ ist noch eine Strecke über Italien im Rennen (TAP-Pipeline). Eine endgültige Entscheidung soll bis Mitte 2013 fallen.Mit dem Wiederanlaufen der Ölförderung im bürgerkriegsgebeutelten Libyen zeigte sich Roiss zufrieden. Derzeit fördere die OMV 90 bis 95 Prozent jener Menge, die sie vor dem Krieg aus dem Land bezogen hatte. Ende April waren es 85 bis 90 Prozent. "Die letzten Meter sind immer die schwierigsten. Was wir vor einem Jahr angekündigt haben - dass wir Ende 2012 zurück auf dem Vorkrisenniveau sind - ist noch immer der Fall", sagte der Manager.Die Ausfälle hatten den Gewinn des Konzerns gedrückt. Vor dem Krieg und der Absetzung des langjährigen Machthabers Muammar Gaddafi hatte die OMV rund ein Zehntel ihrer Reserven aus dem Land bezogen.Eine Rückkehr in den ebenfalls von Unruhen geplagten Jemen sei derzeit nicht absehbar. Dort hatte sich die OMV nach mehreren Anschlägen auf Exportpipelines zurückgezogen. Schlechter als derzeit könne die Situation für die OMV nicht mehr werden. "Wir haben viel Aufwärtspotenzial, und ich sehe keine Abwärtsrisiken", sagte Roiss. (APA/Reuters)