Standort : Oberösterreich ändert seine Energiestrategie

Oberösterreich hat eine neue Energiestrategie: Statt der bisherigen Vorgabe, Raumwärme und Strom bis 2030 gänzlich aus erneuerbaren Quellen bereitzustellen, setzt man nun auf relative - von der Wirtschaftsleistung abhängige - Ziele und Energieeffizienz. Der Landtag hat vergangene Woche einen entsprechenden Antrag angenommen. Kritiker sehen hingegen eine Abkehr von der Energiewende.

Der Strom soll statt der bisher angepeilten 100 Prozent nur mehr zu 80 bis 97 Prozent aus erneuerbaren Quellen kommen. Der zuständige LHStv. Michael Strugl (ÖVP) verteidigte sein Konzept " Energie-Leitregion OÖ 2050" im Landtag: Es sei eine "extrem ambitionierte" und auf den Standort zugeschnittene Strategie.

ÖVP kündigt "Investitionsschwerpunkt" an

Oberösterreich sei noch viel mehr als bisher Vorreiter bei der Energiewende. "Aber wir dürfen sie nicht marketinggetrieben betrachten, sondern faktenbasiert". Er wies darauf hin, dass Strom in andere Bereiche, wie etwa die Mobilität. vordringe und man die Zielkorridore der bisherigen Strategie bereits verlassen habe.

Lob am eigenen Papier kommt wenig überraschend von Josef Rathgeb. Der ÖVP-Energiesprecher kündigte an, das Land werde ab Anfang Juni einen Investitionsschwerpunkt starten, "damit noch mehr Unternehmen auf jene sauberen Energiequellen umsteigen".

Auch der FPÖ-Energiesprecher David Schießl lobt die neue Energiestrategie. Diese sei "keine grüne Utopie mehr", sondern ein Kompromiss des Machbaren. "E-Mobilität kommt auf uns zu und der Strompreis muss weiterhin leistbar bleiben. Wir haben in der Vergangenheit gesehen, wie schnell die Strompreisstabilität gefährdet werden kann", so Schießl.

Klimaabkommen von Paris wird nicht erwähnt

Für die Umweltschutzorganisation Global 2000 ist das dagegen eine "Energiestrategie auf Anfängeniveau". Dass die Vorgaben nur vage formuliert seien, erinnere an eine häufig von Entwicklungsländern gewählte Strategie, die ihre ersten Schritte beim Klimaschutz erst vorbereiten würden.

Das Klimaabkommen von Paris werde nicht einmal erwähnt. Während Niederösterreich mit seinem Verbot von Ölheizungen "Nägel mit Köpfen" mache, führe Strugl Oberösterreich "weg von internationalen Trends".

Laut Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft, fußt die neue Energiestrategie auf veralteten Vorgaben: "Der aktuellste Bezugspunkt ist eine EU-rechtliche Vorgabe aus dem Jahr 2014". Auch Moidl verweist darauf, dass sich in dem Konzept keinerlei Hinweis auf das Klimaabkommens finde.

Die Plattform atomstopp_oberoesterreich erwartet ein deutliches Ansteigen der Atomstromimporte. "Betroffen sind alle Sparten sauberer Energieversorgung, es würde also gleich einer ganzen Reihe von prosperierenden Unternehmen die Zukunftsperspektive verbaut", so die beiden Sprecher Roland Egger und Gabriele Schweiger. (apa/red)