Alle Konzernbereiche betroffen : Mitarbeiterabbau: Raiffeisen Bank International vor umfangreicher Reorganisation

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Es war ein wenig wie in einer Hollywoodverfilmung eines Wallstreet-Dramas: Gestern Dienstag, den 25. Juni, wurden 50 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des IT-Bereichs der Raiffeisen Bank International (RBI) aufgefordert, ihren Arbeitsplatz zu räumen – und zwar umgehend. Die IT-Experten räumten ihre Büroutensilien in Kartons und wurden mit Sack und Pack zum Ausgang begleitet. Sie mussten auch ihre Berechtigungskarten abgeben. Für die meisten der 50 Betroffenen RBI-Mitarbeiter kam der Hinauswurf völlig überraschend. Die RBI beschäftigte bis letzten Dienstag im IT-Bereich rund 600 MitarbeiterInnen.

Nur der Anfang

Die Kollegen seien „mit sofortiger Wirkung freigestellt, aber nicht gekündigt“, wie RBI-Pressesprecher Christof Danz festhält. Es werde mit allen Betroffenen „um eine einvernehmliche Lösung“ verhandelt. Die Trennungen seien im Zusammenhang mit einem seit Beginn des Jahres laufenden Reorganisationsprogramms TOM (Targeting Operating Model) zu sehen, das sukzessive über alle weiteren Bereiche der RBI gespannt werde. Der Prozess würde noch über mehrere Monate laufen. „Neue Aufgaben im Bankengenschäft würden neue Organisationsformen bedingen, erklärte der RBI-Sprecher. Manche Organisationsteile der Bank verlören dabei ihre Aufgaben. Wieviele weitere Jobs dadurch unnötig werden, wollte Danz nicht beziffern. Innerhalb der RBI gehen die Befürchtungen „in den hohen dreistelligen Bereich allein in Österreich“. Die RBI erwirtschaftete im Jahr 2018 ein Konzernergebnis in Höhe von 1,3 Mrd. Euro. Vorstandsvorsitzender Johann Strobl kommentiert das jüngste Ergebnis im Geschäftsbericht mit „das beste Jahr unserer Geschichte“.

Betriebsrat ohne Kommentar

In einem Mail an die RBI-Mitarbeiter wurden die Freistellungen dem Vernehmen nach als notwendige Maßnahme für die Zukunft“ begründet. Der Betriebsrat zeigte sich gegenüber dem INDUSTRIEMAGAZIN unaufgeregt. Er werde die Vorgänge nicht kommentieren, erklärte der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Peter Anzeletti-Reikl. Er lege aber Wert auf die Tatsache, dass es zu keinen Kündigungen komme, sondern nach „einvernehmlichen Lösungen gesucht werde“. Auch er wollte keine Angaben über weitere Trennungen machen.

Zweitgrößte Bank Österreichs

Die RBI ist mit etwa 47.000 Mitarbeitern und über 16 Millionen Kunden in 13 Ländern die zweitgrößte Bank in Österreich und einer der wichtigsten Finanzierungspartner für die heimische Industrie bei Expansionsvorhaben in Osteuropa, Russland und der Ukraine. Die wichtigsten Kreditmärkte sind nach dem Firmengeschäft in Wien die Länder Tschechien, Slowakei, Russland und Rumänien. Eigentümer der RBI sind mit knapp 59 % der Geschäftsanteile die Raiffeisenlandesbanken, der Rest der Anteile befindet sich im Streubesitz.