Halbleiterindustrie : AMS AG: Am Anfang der "dritten Welle in der Halbleiterindustrie"

Der in der Schweiz börsennotierte steirische Sensor- und Chiphersteller AMS AG will den Fokus seines künftigen Absatzes und die Entwicklung auf den Bereich Automotive legen. Finanzvorstand Michael Wachsler-Markowitsch sagte bei einem Pressegespräch im Hauptquartier in Premstätten: "Wir werden den Sensoren mehr vertrauen, als wir uns selbst vertrauen."

Die AMS AG sieht sich am Anfang der "dritten Welle in der Halbleiterindustrie": Nach Computer und Kommunikation komme nun die Sensorik. Sie haben bereits in vielen Bereichen unseres Lebens Einzug gehalten und können für uns bereits empfinden, spüren und sehen - teilweise schon besser als der Mensch. Wachsler-Markowitsch will diese dritte Welle mit AMS und seinen weltweit rund 9.000 Mitarbeitern - davon etwa 1.400 im steirischen Premstätten - maßgeblich beeinflussen.

Die drei Säulen von AMS

Das Unternehmen hat sich auf drei Säulen positioniert: optische Sensoren, Image-Sensoren und Audio-Sensoren. Sie werden von analogen Halbleitern übersetzt - sprich: AMS stellt beispielsweise Sensoren her, die die menschliche Sprache etwa bei Telefonaten oder einen Herzschlag in digitale Signale "übersetzen".

Die Steirer sind auch bekannt als die Entwickler der Face-ID in Apple-Smartphones. AMS ist Einzellieferant für die Amerikaner, Apple ihr größter Kunde. Bei den Image-Sensoren geht es um die kleinsten Kameras der Welt, die beispielsweise in der Medizin bei Endoskopien eingesetzt werden.

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Derzeit macht die AMS AG drei Viertel ihres Umsatzes im Bereich Kommunikation, Konsum und Computer. Ein Viertel wird mit Industrie-, Medizin- und Automotive-Produkten erzielt. "Das wird sich aber ändern", prognostizierte der Finanzvorstand. Die

Zukunft liege im Automobilbereich, wo AMS unter anderem an der Verbesserung der Lidar-Technologie arbeitet. Während heute gut 100 Sensoren in Autos verbaut sind, sollen es künftig mehrere 1.000 sein: Zum Beispiel Vitalsensoren im Lenkrad, die erkennen, ob der Fahrer gestresst oder müde ist. "Das Auto wird sich an uns anpassen, weil es uns kennt. Das kann man mögen oder nicht, aber das wird so sein", prognostizierte Wachsler-Markowitsch.

Sensoren für autonome Autos: Ein Milliardengeschäft

Bis 2020 werden laut den Zahlen von AMS rund 22 Mrd. Sensoren in der Autoindustrie gebraucht. An diesem Kuchen wollen die Steirer kräftig mitnaschen - 50 Prozent des Weltmarktes sind langfristig das Ziel. Dafür bringt AMS den Sensoren für das autonome Fahren das dreidimensionale Sehen bei. Bisher hat das Unternehmen rund 18 Mio. Autos mit Lidar-Sensoren ausgestattet - allerdings in 2D. 3D werde notwendig, wenn es um Sicherheit auch bei Nebel oder Schneefall geht. Weitere Sensoren werden erkennen, wer etwa am Beifahrersitz sitzt: Handelt es sich um ein Kind, würde der Airbag im Fall eines Unfalls dann mit weniger Kraft auslösen, um das Kind nicht zu verletzen.

Ein weiterer Trend sind Auto-Sensoren, die Umwelteinflüsse erkennen. So soll das Fahrzeug künftig automatisch in einem Tunnel bei schlechter Luftqualität auf Umluft umschalten. Wiederum andere Sensoren erkennen Positionen - etwa die Stellung des Lenkrades. Bei all den Entwicklungen der AMS AG geht es um die Erfassung von analogen Signalen und die Umwandlung ins Digitale.

Große Investitionen heuer

2019 investiert das Unternehmen weltweit rund 300 Mio. Dollar (266,79 Mio. Euro) in Forschung und Entwicklung, so Wachsler-Markowitsch. Langfristiges Ziel sei eine F&E-Quote von 15 Prozent. In den vergangenen Jahren sei die Quote allerdings höher gewesen.

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Ergebnisse des letzten Geschäftsjahres: Rekordumsatz 2018

Die AMS AG hat im Geschäftsjahr 2018 einen Rekordumsatz erzielt, das operative Ergebnis ist aber deutlich gesunken. Der Umsatz stieg um 34 Prozent auf 1,627 Mrd. US-Dollar (1,426 Mrd. Euro). Das operative Ergebnis brach von 86,6 Mio. Dollar auf 14,7 Mio. Dollar ein. Im ersten Quartal 2019 hat das Unternehmen dann rote Zahlen geschrieben. Der Umsatz sank um 7 Prozent zum Vorjahresquartal auf 390,2 Mio. US-Dollar (349,96 Mio. Euro).

Betriebsergebnis gesunken

Das Betriebsergebnis (EBIT) war mit minus 4,5 Mio. Dollar negativ, nachdem im Vorjahreszeitraum noch ein positives EBIT von fast 43 Mio. Dollar erzielt worden war. Mit Schuld an den Zahlen sind schwächere Geschäfte von Apple in China. Im Jänner wurde erstmals seit der Einführung des iPhones vor mehr als zehn Jahren eine Umsatzprognose verfehlt. (apa/red)